Erweiterung des Kunstmuseums und Kinos in Lillehammer

Hochglanzpolierte Edelstahlfassade

Als der Architekt Erling Viksjø 1964 im norwegischen Lillehammer ein Kunstmuseum mit Kino baute, war die Stadt am Mjøsa-See noch weitgehend unbekannt. Das änderte sich schlagartig dreißig Jahre später mit der Austragung der Olympischen Winterspiele 1994. Damals wurde auch eine erste Erweiterung des Museums notwendig, für die das junge Büro Snøhetta den Entwurf lieferte. Inzwischen ist auch das erweiterte Museum mit Kino zu klein und hat einen zweiten Anbau erhalten – wiederum durch Snøhetta, die längst mit großen Projekten international tätig sind.

Die Fassade des wie schwebend wirkenden neuen Baukörpers ist ein Werk des Künstlers Bård Breivik
In den hochglanzpolierten Edelstahl ist ein bis zu 25 Zentimeter tiefes unregelmäßiges Relief  gearbeitet
Der Neubau schließt an die Ostseite des Bestandgebäudes von 1964 an

Die zweite Expansion schließt an die Ostfassade des Kinos von 1964 an. Den Sockel bildet eine verglaste Werkstatt, in der Kinderwokshops stattfinden. Die Hauptrolle aber spielt der darauf liegende, hochglänzende, auskragende Quader, der qua Lage und Erscheinung die gewachsene Gebäudegruppe dominiert. Der Neubau beherbergt mit dem sogenannten Weidemannsalen eine zweigeschossige Galerie, die den Werken des Lillehammer Künstlers Jakob Weidemann gewidmet ist. Der gläserne Sockel sorgt zudem für eine neue Erschließung des gesamten Komplexes.

Die Schauseite des Kinos war lange Zeit durch einen konvexen Vorbau aus Glasbausteinen verstellt. Die Planer entfernten diesen im Rahmen der Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten, sodass der Bau sich nun mit großen Glasflächen zur Straße hin öffnet. Dadurch tritt das restaurierte Wandmosaik von Odd Tandberg im Foyer mit dem Stadtraum in Beziehung – ganz so wie Viksjø es ursprünglich geplant hatte. Das Lichtspielhaus erhielt außerdem zwei neue Säle, einen davon im Untergeschoss unterhalb des Gartens zwischen den Gebäuden, der im Zuge der ersten Erweiterung angelegt wurde. Der respektvolle Umgang mit dem Bestand betrifft auch die Waschbetonfassaden, die ebenfalls restauriert wurden.
 
Fassade
Die Fassade des wie schwebend wirkenden, neuen, quaderförmigen Baukörpers ist ein Werk des 2016 verstorbenen Künstlers Bård Breivik und besteht aus hochglanzpoliertem Edelstahl. Das bis zu 25 Zentimeter tiefe unregelmäßige Relief reflektiert seine Umgebung verzerrt und je nach Maß des Tageslichts höchst unterschiedlich. Der Effekt ist erstaunlicherweise gar nicht der einer schweren Hülle, sondern vielmehr der eines in einen zu großen Bogen Glanzpapiers eingeschlagenen Geschenks.

Die Befestigung der Bekleidungselemente erfolgte unsichtbar und verdeckt auf der Rückseite der vom Künstler hergestellten Metallkonstruktion, sodass ausschließlich die handwerklich behauenen, großformatigen Platten den Baukörper sichtbar umhüllen. Der glänzende hochlegierte Edelstahl kann im Gegensatz zu Stahl, der irgendwann zu rosten beginnt, ohne weitere Beschichtungen im Freien eingesetzt werden, sofern keine besonderen Korrosionsbelastungen beispielsweise durch stark salzhaltige Luft auftreten.

Bautafel

Architekten: Snøhetta, Oslo
Projektbeteiligte: Bård Breivik, † 2016 (Fassadenentwurf)
Bauherr: Gemeinde Lillehammer
Fertigstellung: 2016
Standort: Stortorget 2, 2609 Lillehammer
Bildnachweis: Snøhetta/Ketil Jacobsen, Oslo/Oppdal; Mark Syke

Fachwissen zum Thema

Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

Materialien

Metalle

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Materialien

Stahl, Edelstahl, Cortenstahl

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