Erweiterung des Gymnasiums Oberursel

Baffeldecken und rautenförmiges Holzfaltwerk in der Aula

Mit einer differenzierten Gebäudeaufteilung, einem zentralen Platz und einer großen Halle soll das Gymnasium Oberursel als „kleine Stadt in der Stadt" fungieren. Umgeben von Einfamilienhaussiedlungen liegt der überwiegend dreigeschossig bebaute Campus inselartig in der an Frankfurt am Main grenzenden Kleinstadt. V-Architekten aus Köln erweiterten dafür einen 1913 errichteten Schulbau und dessen Ergänzung aus den 1990er-Jahren um ein stringentes, mehrgliedriges Gebäudeensemble, das an den Bestand andockt und ihn u-förmig nach Südosten erweitert.

An den Decken der Klassenräume hängen weiße Baffeln
Die Decke und zwei Seiten der Aula sind aus überwiegend akustischen Gründen mit Holzpaneelen bekleidet, die ein rautenförmiges Faltwerk bilden und den riesigen, schachtelförmigen Raum zum Erlebnis werden lassen
Die Aula wird auch als Mensa genutzt

Ein weiträumiger, geschützter Pausenhof vermittelt zwischen Alt und Neu sowie den verschiedenen Funktionen. Er dient als zentraler Treffpunkt und Verteiler zugleich. Zur Zeppelinstraße im Nordosten wird er durch eine kammartige, teilweise durchlässige Gebäudestruktur begrenzt, an die im Südosten die Aula anschließt. Den Abschluss zur Berliner Straße im Südwesten bildet ein durchgehend dreigeschossiger Riegel mit Fachklassenräumen. Die Kammstruktur zur anderen Seite des Platzes besteht aus einzelnen „Schulvillen" mit zur Straße offenen Gartenhöfen – hier sind geschossweise die Klassenzimmer eines Jahrgangs vereint.

Um die Freiflächen zu maximieren, ordneten die Architekten die geforderte Dreifach-Sporthalle unterhalb des Pausenhofs an. Durch begehbare Oberlichter, die dem Hof im Zusammenspiel mit hellgrünen Betonplatten ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild verleihen, gelangt dennoch ausreichend Tageslicht in die Halle. Ebenerdig geht es in die Aula, die gleichzeitig als Mensa und Veranstaltungssaal dient. Mit eindrucksvollem Bühnenportal und moderner Technik ausgestattet, bietet sie Platz für 1.600 Personen. Die Verbindung zu den nördlich gelegenen Klassenhäusern (den Schulvillen) erfolgt über ein doppelgeschossiges Foyer, das den Musikräumen vorgelagert ist und ebenfalls für musikalische Darbietungen genutzt wird. Oberhalb der Musikräume gibt es eine Mediothek, im zweiten Obergeschoss sind die Freizeiträume des Ganztagsbereichs untergebracht. Von hier gelangen die Schüler auf das vielseitig nutzbare Dach der Aula, das ihnen als zusätzlicher Freiraum zur Verfügung steht. Als Sitzmöbel gestaltete Oberlichter leiten Zenitlicht in den Veranstaltungssaal; unterhalb der Aula befindet sich eine Tiefgarage.

Sämtliche alten und neuen Baukörper sind durch einen umlaufenden, verglasten Gang im ersten Obergeschoss verbunden. Dieser ermöglicht die uneingeschränkte Aussicht zum Schulhof und erleichtert die Orientierung. Die Klassen- und Fachklassenhäuser sind als Stahlbetonkonstruktion in Skelettbauweise errichtet, die Decken in Sichtbeton ausgeführt. Die Tragwerke von Sporthalle und Aula mit Spannweiten von 28 und 31 Metern sind Stahlverbundkonstruktionen mit 1,40 bzw. 1,50 Meter hohen Stahlträgern; die Stahlbetondecken sind hier lediglich 16 Zentimeter stark.

Neben viel Weiß und Anthrazit findet sich im gesamten Schulgebäude die Farbe Grün wieder: So sind die Verglasungen mal innen, mal außen mit mintgrünen Linien bedruckt, die als Sonnenschutz dienen und der Fassade einen lebendigen Rhythmus verleihen. Die Betonplatten auf dem Schulhof weisen den gleichen Farbton auf. Verschiedene Möbel in den Klassenzimmern und breiten Fluren setzen mit kräftigen hellen und dunkleren Grüntönen Akzente.

Akustik
Bei der Planung des Gymnasiums spielten akustische Kriterien eine wichtige Rolle. An den Decken der Klassenräume, des Musikfoyers und der als Aufenthaltsbereiche genutzten Flure hängen weiße Baffeln. Sie sind jeweils 2,00 bis 3,00 m lang, 15 cm hoch und 3 cm stark. Ihre Hülle aus Stahlblech ist an den Seiten perforiert, die Unterseite ist glatt ausgebildet; die Füllung besteht aus Mineralfilzplatten mit beidseitigem Glasfaservlies. Ihre Einzelaufhängung ist eine Sonderanfertigung, der Achsabstand der Baffeln beträgt 20 cm. Als Schallabsorber mindern sie den Geräuschpegel. Im Musikfoyer hängen sie in den Aussparungen einer Betonrippendecke, über ihnen sind mit Mineralfasern hinterlegte Holzfaserplatten angebracht.

Für eine verbesserte Schallabsorption in den Klassenräumen sorgen einige Einbauten mit perforierten Oberflächen. Trennwände zwischen den Klassenzimmern und zu den Fluren sind aus Gründen des Schallschutzes zweischalig mit Plattenschwingern vor Leichtbauwänden aus Gipskarton (doppelte Beplankung) ausgeführt.

Akustisch wie optisch herausragend ist die Aula. Ihre Decke und zwei ihrer Wände sind mit Holzpaneelen bekleidet, die ein rautenförmiges Faltwerk bilden und den riesigen, schachtelförmigen Raum zum Erlebnis werden lassen. An der Decke angebrachte, röhrenförmige Leuchten durchbrechen diese bewegte Ordnung spielerisch. Das hölzerne Faltwerk ist unter den 1,44 m hohen Stahlträgern mittels einer separaten Konstruktion abgehängt und wird durchstoßen von versetzt angeordneten, etwa 1,80 m breiten Oberlichtern in regelmäßigen Abständen. us

Bautafel

Architekten: V-Architekten, Köln
Projektbeteiligte: Schüßler Plan, Frankfurt (Tragwerksplanung); Iproplan Planungsgesellschaft, Chemnitz (TGA); KNP Bauphysik, Köln (Bauphysik); RMP Landschaftsarchitekten, Bonn (Freianlagen); Ingenieurbüro Leiermann, Dormagen (Brandschutz)
Bauherr: Hochtaunuskreis, Bad Homburg v. d. Höhe
Fertigstellung: 2012
Standort: Zeppelinstraße 24, 61440 Oberursel
Bildnachweis: Constantin Meyer Photographie, Köln

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