Erweiterung der Hauptverwaltung Gelsenwasser in Gelsenkirchen

Retroreflektierende Jalousien und Lüftungskiemen

Am Kreuzungspunkt zweier stark frequentierter Bundesstraßen und in sichtbarer Nähe zur Sportarena des Fußballclubs Schalke 04 liegt die Hauptverwaltung des Unternehmens Gelsenwasser, einem internationalen Dienstleister für die Wasser- und Energiewirtschaft. Über die Verdoppelung eines bestehenden Baukörpers mit eigenständiger Materialität wurde der Standort erweitert – eine respektvolle Ergänzung, die thermische und akustische Synergien bietet.

Anschluss an den Bestand über zwei Brücken
Hochtransparente Wirkung am Abend
Verdoppelter Baukörper

Das neue Haus soll eine offene und kommunikative Unternehmensstruktur bestärken; die Grundrisse sind demnach flexibel und offen konzipiert und die Treppen beispielsweise nicht separiert. Das weit gespannte Fassadenraster und die Raumlüftung über Lüftungskiemen machen es zu einem Bürogebäude mit außerordentlicher Transparenz. Die minimierte Flachdeckenkonstruktion ohne abgehängte Decken ermöglicht geschosshohe Fassadenelemente mit neutraler Isolierverglasung über 2,44 m. Mit einem Wärmedurchgangswiderstand der Fassade von U=1,1 W/m²K lassen sich gegenüber konventionellen Glasgebäuden 70 % der Energie einsparen - möglich wird dies vor allem durch die Einbindung des Fassadensystems in die Gebäudeautomation.

Das Klimakonzept des gläsernen Baukörpers vereint unterschiedliche Komponenten: Über Erdsonden wird Wasser in einer Schleife von 120 m unter die Erdoberfläche gepumpt und kommt dann über Kühl- bzw. Heizdecken im Sommer und Winter zum Einsatz. Elektrische Energie liefert neben einem vorhandenen Blockheizkraftwerk auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Über ein als Desiccant Cooling System bezeichnetes Verfahren wird die Zuluft über die bisher im Sommer ungenutzte Abwärme des BHKW gekühlt.

Sonnenschutz
Während der Heizperiode wird durch erhebliche solare Gewinne Energie eingespart, ein integrierter Sonnenschutz verhindert im Sommer die Aufheizung des Gebäudes. Im Scheibenzwischenraum der Fassadengläser sind retroreflektierende Jalousien erstmals in einer Größe von 2,44 x 2,85 m eingesetzt, deren Nachführung die Steuerungstechnik des Hauses automatisch entsprechend dem Sonnenstand regelt und damit eine Überhitzung verhindert. Lediglich sechs Prozent der Wärmestrahlung gelangen bei heruntergefahrenem Sonnenschutz in die Innenräume. Auch eine individuelle Einstellung der Jalousien durch die Nutzer ist möglich.

Das eingesetzte hoch transparente Weißglas ermöglicht die weitgehend natürliche Belichtung des Gebäudes, die Arbeitszeit bei Kunstlicht wird so erheblich gesenkt. Mit Hilfe von Computersimulationen wurden blendfreie Büros entwickelt.

Die natürliche Belüftung des Hauses ist über weite Teile des Jahres möglich: Jeder Mitarbeiter kann sie über speziell entwickelte Lüftungskiemen individuell einstellen. Die Außenluft strömt dabei durch den Lüftungsauslass am Fußpunkt der Fassadenverglasung, wird in der Decke abgesaugt und zentral über das Dach geführt.

Eine mechanische Belüftung mit vorkonditionierter Frischluft, die über ein Kanalnetz im Doppelboden verteilt wird, soll extremen Temperaturen im Hochsommer und Winter begegnen. Die Zuluft strömt dann durch so genannte Fensterschleiergeräte (zur Erzeugung eines Luftschleiers vor den Fensterflächen) ebenfalls am Fußpunkt der Verglasung in den Raum. Diese verhindern im Winter Kaltluftströmungen an den Fensterflächen und ergänzen eine Deckenstrahlheizung sinnvoll. Im Sommer sorgt gekühlte Zuluft in Verbindung mit einer Deckenkühlung für behagliche Temperaturen. Während Zwischenperioden mit hohen Außentemperaturen am Tag und niedrigen in der Nacht dienen die Lüftungskiemen zur Nachtauskühlung des Gebäudes. -us

Bautafel

Architekten: Anin Jeromin Fitilidis & Partner, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Dr. Naumann, Leipzig (Tragwerksplanung); Wacker-Ingenieure, Birkenfeld (Windgutachten); Delta-X, Stuttgart (Glasstatik); GHH, Oberhausen (Rohbau); Beaujean, Aachen (Fassadenbau)
Bauherr: Gelsenwasser, Gelsenkirchen; Saint Gobain Glass, Aachen (Glashersteller)
Fertigstellung: 2004
Standort: Gelsenkirchen
Bildnachweis: Anin Jeromin Fitilidis & Partner, Düsseldorf

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