Einkaufszentrum Coal Drops Yard in London

Zeichenhaft überwölbtes Dach mit Schieferdeckung

Mit einer schwungvoll-dramatischen Geste verknüpfte Heatherwick Studio zwei vormals schlichte Lagerhäuser im Umfeld des berühmten Londoner Bahnhofs King's Cross. Die beiden historischen Bauten wurden zu einem Einkaufszentrum umgebaut; der Name des Ensembles lautet Coal Drops Yard.

Im obersten Geschoss entsteht dadurch ein neuer, großzügig verglaster Raum.
Brücken und Treppen schaffen Verbindungen zwischen den verschiedenen Ebenen.
Die einst schlichten Satteldächer wölben sich bandartig nach oben und treffen in einer gegenläufigen Kurve aufeinander.

Als Endstation für Eisenbahnen aus dem Nordosten Englands und dem Osten Schottlands war der Bahnhof King's Cross bereits im 19. Jahrhundert ein Umschlagplatz für Kohle. Die langgestreckten viktorianischen Lagerhäuser entstammen den 1850er- bis 1860er-Jahren und boten Speicherraum für den damals wichtigen Brennstoff. Bis in die 1990er-Jahre dienten sie der Leichtindustrie für Produktion und Lagerung, teilweise wurden sie als Nachtclub genutzt.

Shoppen in ehrwürdiger Industriearchitektur

Die beiden annähernd parallelen Riegel sind aus Gusseisen und Mauerwerk konstruiert, die Dächer mit Schiefer gedeckt. Ziel der Planung war, die zwar heruntergekommene, doch einzigartige historische Baustruktur mit ihren vielfältigen Texturen in einen lebendigen Treffpunkt zu verwandeln.

Die insgesamt 100.000 Quadratmeter Fläche zum Einkaufen, für Gastronomie und Veranstaltungen verteilen sich auf mehrere Ebenen. 55 Einheiten unterschiedlicher Größe eignen sich für Pop-up-Stores, aber auch für etablierte Marken. Sie sind horizontal und vertikal verbunden. Eingänge gibt es an beiden Enden der Gebäuderiegel, deren Fassaden zum Zwischenraum hin von Arkaden geprägt sind. Brücken und Treppen schaffen Verbindungen zum Hof, sodass ein öffentlicher Raum mit vielfältigen Wegeverbindungen und Perspektiven entstanden ist.

Blickfang und Veranstaltungsort

Zwischen den beiden Bauwerken wölben sich die einst schlichten Satteldächer bandartig nach oben und treffen in einer gegenläufigen Kurve aufeinander. Durch die Verknüpfung verwachsen die separaten Baukörper gleichsam zu einem Gebilde. Die zeichenhaft-dynamische Form ist weithin sichtbar im Stadtraum und überdacht den zentralen Platz, der als Veranstaltungsort für Konzerte und andere Aufführungen genutzt werden kann. Die Shopping Mall erhält eine Mitte, von der aus sich sich die Aussicht zur King's Cross Station, zum Crick Institute und zum Lewis Cubitt Square öffnet. Im Dachgeschoss wird ein neuer, großzügig verglaster Raum geschaffen.

Komplexes Tragwerk erzeugt Berührung

Um den Eindruck einer Berührung der Gebäude zu erzeugen, waren komplexe Baustrukturen erforderlich. 52 neue Stahlstützen wurden in das historische Tragwerk aus Ziegel und Eisen integriert – zumeist verborgen und gestützt durch Betonwände und -kerne. Die geschwungenen Dachbänder werden von 20 Stahlprofilen gehalten, die auf vier Traversen geschraubt und mit den Stützen verbunden sind. 64 raumhohe, verglaste Paneele sind versetzt angeordnet und geben den Panoramablick durch eine zickzackförmige Glasfront frei.

Walisischer Schiefer für geschwungenes Dach
Das neue Dach ist mit über 80.000 Schieferplatten gedeckt, die als Rechteck-Doppeldeckung verlegt wurden. Sie entstammen dem gleichen walisischen Steinbruch wie die Schiefer, mit denen die viktorianischen Lagerhäuser ursprünglich eingedeckt waren. Die Dachschiefer haben einen gleichmäßig blaugrauen Farbton. Mit dem Umbau erfolgte auch eine umfassende Restaurierung und Erneuerung historischer Bauteile, wie etwa der Eisen- und Holzelemente, des Mauerwerks und der Schieferdeckungen. -us

Bautafel

Architektur: Heatherwick Studio, London
Projektbeteiligte: Arup, London (Tragwerk, Fassade); Giles Quarme & Associates (Beratung Denkmalschutz); KCCLP / Argent LLP, London (Projektentwicklung); Welsh Slate, Bethesda (Schiefer)
Bauherrschaft: Argent LLP, London
Fertigstellung: 2018
Standort: King's Cross, London
Bildnachweis: Luke Hayes, London; Heatherwick Studio, London


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