Einfamilienhaus in Pressbaum/A

Schrägdachfenster und Sonnenenergienutzung als Teil des Energiekonzeptes

Südost-Fassade
Kinderzimmer im 1. Obergeschoss
Wohnzimmer im Erdgeschoss

Im westlich von Wien gelegenen Pressbaum realisierten Hein-Troy Architekten in Zusammenarbeit mit der Donau-Universität Krems und dem Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO) ein CO2-neutrales Einfamilienhaus. Das sogenannte Sunlighthouse ist eins von sechs experimentellen Häusern, die im Rahmen eines europaweiten Programms des Herstellers Velux errichtet wurden.

Entstanden ist ein ca. 6,80 m x 20 m großes Wohnhaus, das sich an die Form des abschüssigen Grundstückhanges anpasst. Straßenseitig betritt man das Erdgeschoss an der Schmalseite des Hauses. Hier befinden sich der Wohnbereich und die zentralen Versorgungsräume. Ein windgeschützter Freiplatz wurde in das Volumen geschnitten und ist von Küche und Essbereich zugänglich. Durch die Hanglage kann auch das Untergeschoss für Aufenthaltsräume genutzt werden. Es ist mit einem eigenen Zugang ausgestattet und dient so als Büro oder separater Wohnbereich.
      
Das Obergeschoss ist dem Elternschlafzimmer und den zwei Kinderzimmern mit Spielfläche sowie zwei Bädern vorbehalten. Der offene Dachraum wird geprägt von einer Reihe hochpositionierter Dachflächenfenster. Sie leiten das Tageslicht von allen Seiten in den Innenraum und wirken einer Verschattung durch den nahegelegenen Wald entgegen. Zudem sind vertikale Verglasungen im Dachbereich platziert.

Bei der Entwicklung des Lichtkonzepts half eine Tageslicht-Evaluierung durch die Universität Krems u.a. durch Modellversuche im Lichtlabor. Ein Belüftungssystem sorgt für die nötige Behaglichkeit und Frischluft: Dies geschieht in der Heizperiode über eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung; im Frühjahr schaltet sich diese zugunsten einer automatischen Fensterlüftung ab. Die Fenster können trotzdem händisch geöffnet werden. Dank einer Wärmepumpe, dem Einsatz von Sonnenenergie und einer hohen Speichermasse in Wänden und Böden produziert das Plusenergiehaus mehr Energie als es benötigt. So beträgt die Nettoenergieproduktion eines Jahres 12,2 kWh pro m².

In Zusammenarbeit mit dem IBO wurden Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bzw. mit hohem Recyclinganteil ausgewählt, bei denen das Augenmerk auch auf einem geringen Energieverbrauch in der Herstellung und kurze Transportwege lag. So wurde für den Keller z.B. ein Beton gewählt, bei dessen Produktion der übliche Brennvorgang von Zement entfällt; darauf befindet sich die in einer regionalen Zimmerei vorgefertigte Pfosten-Riegel-Konstruktion der tragenden Außenwände aus Fichtenholz; die Fliesen bestehen aus zu 70% recyceltem Material.

Dach
Das Steildach übernimmt neben der klassischen Funktion des Witterungsschutzes die Aufgabe der Belichtung, der Klimatisierung und des Trägers zur Energiegewinnung. Die markante Dachkonstruktion orientiert sich an den topografischen Gegebenheiten, der Nachbarbebauung sowie am Licht- und Energiekonzept. Das tiefgezogene Steildach holt im Südwesten über drei Schrägdachfenster die Sonne in den Wohnraum.

Die beiden nach Süden ausgerichteten Dachflächen mit einer Dachneigung von 45° sind mit 48 m² Solarkollektoren für die Warmwassererzeugung ausgestattet. Der Dachbereich über dem Elternschlafzimmer verfügt über 8 m² Photovoltaik-Module für die Stromerzeugung und hat eine Dachneigung von 25°.  

Aufbau des Sparrendachs:

  • nach Nord-Osten: 30 mm Holzlattung, Fichte bandgesägt, rift/halbrift
  • nach Süd-Westen: 20 mm Photovoltaik-Module
  • 44 mm Horizontallattung
  • 30 mm Vertikallattung, trapezförmig
  • 5,2 mm bituminöse Abdichtungsbahn, beschiefert, kalt selbstklebend
  • 3 mm bituminöse Abdichtungsbahn, kalt selbstklebend
  • 20 mm OSB 4, formaldehydfrei
  • 60 mm Konterlattung
  • 20 mm OSB 4, formaldehydfrei
  • 360 mm Zellulose zwischen den Sparren, eingeblasen
  • 20 mm OSB 4, formaldehydfrei als luftdichte Schicht
  • 40 mm Schafwolle zwischen Lattung (Installationsebene)
  • 2 x 12,5 mm Gipsfaserplatten, hochverdichtet
  • 20 mm Holzverkleidung, Fichte gehobelt, rift/halbrift, weiß geölt
Bereits in der Entwurfsphase erhielt das Einfamilienhaus den österreichischen Staatspreis für Umwelt  und Energietechnologie. Es folgten u.a. 2011 der Vorarlberger Holzbaupreis und der Internationale Chicago Athenaeum Award.

Bautafel

Architekt: Hein-Troy Architekten, Wien/A
Projektbeteiligte: Donau Universität Krems, Krems/A (Energie- und Tageslichtplanung); Drexel und Weiss, Wolfurt/A (Technische Gebäudeausrüstung); Österreichisches Institut für Baubiologie (IBO), Wien (Bauphysik); Merz, Kley und Partner, Dombirn/A (Statik);  (Tragwerksplanung); Zimmerei Kaspar Greber, Bezau/A (Holzbau)
Bauherr: Velux Österreich, Wolkersdorf/A
Fertigstellung: 2010
Standort: Pressbaum/A
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen/DK für Velux Österreich, Wolkersdorf/A; Juri Troy, Wien/A; Hein-Troy Architekten, Wien/A

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