Einfamilienhaus in Giswil

Südfassade als Schiefer-Solarkollektor

Wenn Bauherren passionierte Bergwanderer und Gesteinsliebhaber sind, liegt ihr Haus im günstigsten Fall am Rande eines malerischen Dorfes und verfügt über einen Blick auf die Alpen. Genau wie das Wohnhaus im Schweizer Giswil. Es besteht aus einem großen zweistöckigen und abgeschrägten Gebäudeteil und einem dreistöckigen Turm. Insgesamt 250 Quadratmeter Nutzfläche verteilen sich auf den drei Ebenen. Im Turm befinden sich die sanitären Anlagen und u.a. das Elternschlafzimmer, im flacheren Bauteil liegen ebenerdig die Gemeinschaftsräume und im Obergeschoss drei Kinderzimmer. Das Turmdach, immerhin 8,5 Meter hoch, ist neben seiner Funktion als Terrasse auch höchster Punkt des Hauses und wird als Aussichtsplattform und Fläche für Solarkollektoren genutzt.

Einfamilienhaus in Giswil
Hinter dem Schiefer wird die Wärme der Fassade über Kupferrohre abgeleitet
Einfamilienhaus in Giswil

Architekt Remo Halter aus Luzern beschreibt seine Bauherren als Naturliebhaber, die ihre Passion in Stein meißeln wollten. Das Haus sollte den Eindruck eines Monolithen aus Schiefer erwecken und wurde dementsprechend an Fassaden und Dach mit dem Naturstein bekleidet. So stellt sein Äußeres einen direkten Bezug zur Landschaft her. Selbst die Anordnung der Fenster folgt der alpinen Umgebung, sie ermöglichen freie Blickachsen direkt zum Wetterhorn. Wie herausgemeißelt wirken die Lochfenster mit ihren zurückliegenden Holzrahmen, nur bei einem schließt der Rahmen bündig mit der Fassade ab.

Eine massive Terrasse umschließt das gesamte Haus, der Garten wurde mit großen Gesteinsbrocken gestaltet - ebenfalls eine Reminiszenz an die Alpen. Direkt neben dem Grundstück führt ein Bach Bergwasser ins Tal.

Der Bauherr leitet ein Ingenieurbüro für Energie- und Haustechnik und hat als Fachtechniker sein Gebäude dem Schweizer Minergiestandard angepasst, bzw. dessen Vorgaben noch übertroffen. Die Wände sind mit 20 cm, das Dach mit 25 cm Holzfaserdämmstoff gedämmt. Außerdem erhielt das Bauwerk eine Wandheizung, die im Sommer auch zur Kühlung eingesetzt werden kann. Hauptwärmequelle sind zwei rund 100 Meter tiefe Erdsonden. Die Energie aus diesen Erdsonden wird mithilfe einer Wärmepumpe auf nutzbare Temperaturen angehoben. Einige Solarkollektoren auf dem Turmdach ergänzen das Energiekonzept.

Schiefer
Als Material für Fassade und Dach haben Bauherren und Architekt grünen Farbschiefer gewählt, um die gewünschte Wirkung eines Felsens zu verstärken. An den Fassadenflächen kam der Schiefer als Waagerechte Deckung zur Ausführung, auf dem Dach als Rechteck-Doppeldeckung. Der grüne Dachschiefer interpretiert die traditionellen Steinlegedächer der Region.

Hinter der gen Süden orientierten Fassade wurde, als Ergänzung zum Energiekonzept, ein selbst entworfener experimenteller Schiefer-Solarkollektor installiert. Rund 200 laufende Meter Kupferrohr liegen unsichtbar hinter dem Naturstein, die Flüssigkeit in den Rohren kann so die Wärme der Fassade aufnehmen. Diese einfachen Kupferrohrschleifen liefern - laut Bauherr - einen unerwartet hohen Eintrag in den Wärmehaushalt des Gebäudes. Von ähnlichen Systemen abgeleitet, ist davon auszugehen, dass bei den dunklen Schiefern im Sommer Temperaturen von rund 60 °C mit dem sogenannten Schieferkollektor gewonnen werden können.

Bautafel

Architekten: Remo Halter von Lussi+Halter Partner, Luzern
Projektbeteiligte:  Peter Berchtold, Sarnen (Energie- und Haustechnik); Rathscheck Schiefer, Mayen (Colorsklent-Schiefer)
Bauherr: Peter Berchtold, Sarnen
Fertigstellung: 2007
Standort: Giswil
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen (1 - 8); Lussi+Halter,  (9 und 10)

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Farbschiefer an einem Einfamilienhaus in Giswil

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Die Waagerechte Deckung wird ausschließlich zur Fassadenverkleidung genutzt und kann mit rechteckigen oder quadratischen Schieferplatten erstellt werden.

Die Waagerechte Deckung wird ausschließlich zur Fassadenverkleidung genutzt und kann mit rechteckigen oder quadratischen Schieferplatten erstellt werden.

Deckungsarten

Waagerechte Deckung

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