Einfamilienhaus in Frankfurt am Main

Vorhandene Bausubstanz bekommt skulpturale Außenhaut

Frei stehende Wohngebäude werden in den meisten Fällen nur noch in den Peripherien der Städte errichtet. In Frankfurt Westend, inmitten eines dicht bebauten Konglomerats von Bürotürmen und Mehrfamilienhäusern entstand im Inneren einer Blockrandstruktur auf einem Restgrundstück ein großzügiges Wohngebäude für eine sechsköpfige Familie. Die Frankfurter Architekten Meixner Schlüter Wendt überbauten dafür ein bestehendes, unscheinbares, eingeschossiges Gebäude aus den 1950er Jahren, das einstmals auf einem Gewölbekeller aus der Gründerzeit errichtet wurde. 

Südostansicht Dämmerung
Ansicht Grundstückssituation von oben
Ansicht Bestandsgebäude

Sanierung/Modernisierung
Der Entwurf sah vor, der vorhandenen Bausubstanz eine neu modellierte Gebäudehülle überzustülpen, sodass eine zusätzliche Raumschicht entsteht. Die neue skulpturale Außenhaut verleiht dem Gebäude ein attraktives Äußeres – im Inneren bleibt jedoch die Altbausubstanz erhalten. Die Architekten verfolgten hiermit ein ähnliches Konzept, wie bereits bei einem Wohnhaus aus den 30er Jahren im Taunus, durch welches sie unter anderem bekannt wurden: Erhaltung der Altbausubstanz mit ihrem historischen Charme und Integration alter Strukturen in eine neuzeitliche Baulösung. Auch der Gewölbekeller, den man mit seiner gründerzeitlichen Formensprache in einem Neubau nicht vermutet, wurde in das Raumkonzept integriert und beherbergt ein überraschend gestaltetes Schlafzimmer, ein Spielzimmer und ein Bad.

Das Gebäude zeichnet sich durch unterschiedlich geformte Öffnungsflächen, Brücken und Einkerbungen aus, die wechselnde Durchblicke ins Freie ermöglichen. Der Gartenraum ist eng mit dem Gebäude verzahnt und sorgt für geschützte, nur bedingt einsehbare Freiräume. Er stellt mit seinen Pflanzen und mit seiner ausnahmslos grünen Farbgebung der Wände und Treppenstufen eine Oase inmitten der innerstädtischen Bebauung dar. Öffentliche, halböffentliche und private Räume werden, trotz der schwierigen räumlichen Situation, klar voneinander abgegrenzt.

Die Außenwände bestehen aus Kalksandstein oder Stahlbeton und entsprechen mit dem aufgebrachten Wärmedämmverbundsystem von 18 cm und einer Zweischeibenverglasung mit einem U-Wert von 1,2 W/m²K der Energieeinsparverordnung. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude mittels Geothermie und Wärmepumpen. Erdsonden wurden im Garten über mehrere 100 Meter tiefe Bohrungen verlegt. So wird der Wasserkreislauf vortemperiert. Über die Leitungsschlangen der Fußbodenheizung werden die Innenräume im Winter erwärmt und im Sommer entsprechend gekühlt.

Bautafel

Architekten: Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Hans Gruhn, Frankfurt (Tragwerksplanung); Brendel Consulting (Energieberatung); Nibe Systemtechnik, Celle (Steuerung Heizungssystem); AFG Arbonia-Forster-Riesa, Riesa (Heizkörper); Dallmer, Arnsberg (Sanitär).
Bauherr:
Familie Schmuck, Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2010
Standort: Frankfurt am Main, Westend
Bildnachweis: Christoph Kraneburg, Köln

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