Einfamilienhaus in Cochem

Symmetrische Schieferdeckung auf dem Dach

Wie viele kleine Ortschaften an der Mosel folgt die Gemeinde Cochem dem kurvigen, schwungvollen Flussverlauf. Ihr Wohnhaus an einem Hang mit Aussicht auf dieses landschaftsprägende Gewässer entwarf die Architektin Alexandra Faßbender natürlich selbst. Mit ihrer Familie wohnt sie nun in einem teilweise gestaffelten, bis zu dreigeschossigen Gebäude unter einem Dach aus Schiefer.

Das um 26° geneigte Dach erhielt eine Symmetrischen Deckung, die ein sehr planes Deckbild erzeugt
Ansicht Südost: Die Verglasungen des Spielzimmers sind mit großformatigen Kinderfotos als Sicht- und Sonnenschutz versehen
Die Garage ist neben den Wohnräumen in den Hang geschoben und mit einem (bald) begrünten Flachdach ausgeführt

Das Untergeschoss ist eingebettet in den Hangverlauf, orientiert sich nach Nordwesten und bietet Platz für zwei Büros, einen Fitnessraum, Lager und Technikbereiche. Das Erdgeschoss weist die größte Grundfläche auf, eine Garage als wichtiger Bestandteil nimmt viel Raum ein. Sie ist neben den Wohnräumen in den Hang geschoben und mit einem begrünten Flachdach ausgeführt. Der Haupteingang liegt im Südwesten zwischen Garage und Wohnräumen, eine schmale Zone mit Nebennutzungen trennt die Bereiche. Als Durchgang von der Garage zum Wohnhaus dient eine begehbare Garderobe. Die Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss zum Kochen, Essen und Wohnen orientieren sich ebenfalls hangabwärts zum schönen ruhigen Moseltal.

Im Obergeschoss befinden sich drei Schlafräume: Zwei für die Kinder und ein großer für die Eltern mit separatem Ankleide- und Badezimmer. Auch ein offener Spielraum ist dort untergebracht, der sich großflächig in Südostrichtung öffnet. Die Verglasungen sind mit großformatigen Kinderfotos als Sicht- und Sonnenschutz versehen.

Schiefer
Das um 26° geneigte Dach erhielt eine Symmetrischen Deckung, die ein sehr planes Deckbild erzeugt. Schiefer im Format 60 x 30 cm und mit einer Stärke von 1 cm decken eine Fläche von 160 m² ein. Die Symmetrische Deckung mit Klammertechnik ist eigentlich eine Fassadendeckart. Wird das Fassadensystem mit seinen offenen Kreuzfugen geneigt und als Dachdeckung eingesetzt, ist ein wasserdichtes Unterdach erforderlich.

Die Dachkonstruktion weist die Besonderheit auf, dass sie überwiegend nach innen trocknen kann und soll: Auf 4 cm Untersparrendämmung folgen eine feuchtevariable Dampfbremse (sd-Wert zwischen 0,3 und 5 m), 20 cm Vollsparrendämmung, eine Vollschalung (2,4 cm) und eine Kunststoffbahn als wasserdichtes Unterdach (sd-Wert = 27 m). Die hierauf aufgebrachte Konterlattung wurde eingeschweißt, direkt darüber Latten im Plattenraster montiert. Die Schiefer sind mit Edelstahlklammern befestigt, Spenglerschrauben verbinden die Klammern mit der Unterkonstruktion. Moosgummis sorgen für eine Lagersicherung der Schieferplatten.

Die Feuchtigkeit der Raumluft diffundiert in der Heizperiode von warm (+20 °C) nach kalt (z. B. -10 °C) in die Dachkonstruktion. Im Sommer diffundiert vorhandene Feuchtigkeit umgekehrt von außen nach innen. Statistisch gesehen gibt es in Cochem pro Jahr mehr warme als kalte Tage, also auch mehr Tage, an denen die Diffusion von außen nach innen verläuft. Diesem Trocknungsverhalten trägt die feuchtevariable Dampfbremse Rechnung, da sie einen variablen sd-Wert besitzt. Bei einer trockenen Konstruktion ist der sd-Wert höher und liegt z. B. bei 5 m. Ist die Dachkonstruktion feucht, sinkt er auf bis zu 0,3 m und die Dampfbremse „öffnet“ sich. Eine feuchte Konstruktion kann demnach rein rechnerisch 5/0,3 = 16,7-mal besser trocknen, als eine trockene Konstruktion feucht werden. Beide Faktoren zusammen – dass es mehr warme als kalte Tage in Cochem gibt, und dass dieses Dach über eine rechnerisch 16,7-mal bessere Trocknung als Feuchteaufnahme verfügt – führen zu der Einschätzung, dass dieses Dach vorwiegend von außen nach innen trocknen wird. Im Norden Norwegens beispielsweise, also in einer Region mit mehr kalten als warmen Tagen, würde dieser Dachaufbau wahrscheinlich nicht funktionieren. Aber Cochem liegt ja an der Mosel.

Bautafel

Architekt: Alexandra Faßbender, Cochem 
Projektbeteiligte:
Stefan Hofmann Bedachungen, St. Johann (Dachdeckung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schieferdeckung); Saint-Gobain Isover, Ladenburg (Hersteller Dampfbremse)
Bauherr: Alexandra Faßbender, Cochem
Fertigstellung: 2012
Standort: Cochem
Bildnachweis: Alexandra Faßbender, Cochem und Rathscheck Schiefer, Mayen

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