Dortmunder U - Zentrum für Kunst und Kreativität

Energetische Sanierung und Umbau eines ehemaligen Brauereigebäudes

Nach dem Entwurf von Emil Moog wurde 1927 in Dortmund ein Turmgebäude errichtet, das sich mit 70 Metern Höhe und einem markanten goldenen U auf dem Dach schnell zum Wahrzeichen der Stadt entwickelte. Bis 1994 nutzte die Dortmunder Union-Brauerei das Areal, nach ihrem Auszug wurden sämtliche Gebäude abgerissen. Nur der denkmalgeschützte Turm, das sogenannte „Dortmunder U“, blieb bestehen und ging in den Besitz der Stadt über. Diese beauftragte das Büro Gerber Architekten damit, das Gebäude zu einem Zentrum für Kunst und Kreativität umzubauen.

Ansicht von Süden
Der Oberlichtsaal für Wechselausstellungen
Über Sheds wird der Saal belichtet

Kernstück des neuen Zentrums ist eine seitliche Erschließungshalle, die alle Ebenen vom Erdgeschoss bis zur Dachterrasse miteinander verbindet, dabei aber unterschiedliche Nutzungen zulässt. So befinden sich im Erdgeschoss ein zentrales Foyer, ein Förderzentrum sowie Kino, Shop und Café. Im ersten Obergeschoss sind Räume der Universität und der Fachhochschule angeordnet, im zweiten und dritten ein Bildungszentrum und ein Kunstverein. Auf Ebene vier, fünf und sechs hat das Museum Ostwall seine Räumlichkeiten gefunden, und der neu geschaffene Oberlichtsaal im sechsten Geschoss bietet Raum für Wechselausstellungen. Ein Restaurant nutzt die siebte Etage, den sogenannten Kathedralenraum, und die Dachterrasse mit Blick über die Stadt.

An der Fassade ließen die Architekten alle An- und Umbauspuren entfernen und strichen die Putzflächen in Anlehnung an die übrigen Ziegelflächen Rostrot. Im vierten und fünften Obergeschoss fügten sie jeweils einen Erker hinzu, der als VIP-Lounge bzw. Bibliothek genutzt wird. Die Dachkrone des Turmgebäudes ist rundum mit einer Medienfassade versehen: Auf LED-Bildflächen laufen Filminstallationen des Regisseurs Adolf Winkelmann ab, wobei jeder Tag sein eigenes Video hat. Zur vollen Stunde zeigt die U-Turm Bilderuhr große Tauben und von 24 bis 6 Uhr die Uhrzeit an.

Wärmedämmung/Konstruktion
Um die energetischen Anforderungen zu erfüllen und dabei den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu erhalten, sahen die Planer für die Fassadenflächen eine Innendämmung vor. Sie wählten einen Dämmstoff aus 5 cm Schaumglas, denn dieser macht eine Dampfsperre überflüssig und kann dicht auf die Wände aufgebracht werden. Allerdings muss die Wandfläche dafür besonders eben sein. So wurden Unebenheiten durch eine Kalkzement-Leichtunterputz ausgeglichen und anschließend die Dämmplatten mit Bitumenkaltkleber aufgebracht und weiß verputzt. Auch die Dachflächen waren unter energetischen Gesichtspunkten zu sanieren, dazu wurde das Metalldach im Kathedralenraum komplett neu aufgebaut. Die Planer entschieden sich für ein Metalldachsystem bestehend aus Unterkonstruktion, Notabdichtung, 11 cm Schaumglas-Wärmedämmung, Sekundärabdichtung und Kupferdeckung.

Die Sheddachkonstruktion des neuen Oberlichtsaals besteht aus einer Unterkonstruktion aus Trapezblechen, auf die eine selbstklebende Dampfsperre aufgebracht ist. Das darüber liegende wärmegedämmte Metalldach ist nicht als herkömmliche Distanzkonstruktion ausgeführt, da sich bei dieser z.B. durch die Verwendung von Z-Profilen oft Wärmebrücken bilden. Stattdessen wurde ein Dämmsystem verwendet, das - bestehend aus Dämmung, Befestigungsschienen und Systembefestigern - der Entstehung von Wärmbrücken entgegenwirkt. 16 cm dicke, nicht brennbare und druckfeste Steinwolledämmplatten wurden auf die Dampfbremse aufgebracht und mit 30 mm tiefen Nuten versehen, in welche die Befestigungsschienen gelegt werden. Diese wurden wiederum durch die Systembefestiger punktuell mit der Unterkonstruktion verbunden. Um die für einen Ausstellungsraum erforderliche Stille zu gewährleisten, sahen die Planer über der Wärmedämmung eine 8 mm dicke Noppenplatte aus Wirrfasern vor, welche die Prasselgeräusche von Regen und Hagel dämpft. Auf die Befestigungsschienen des Dämmsystems konnte dann das Aluminiumdach mittels Haften montiert werden.

Bautafel

Architekten: Gerber Architekten, Dortmund (Eckhard Gerber, Projektplanung und Ausführung); Gerber Architekten in Zusammenarbeit mit Gernot Schulz, Köln (Wettbewerb 2006); Emil Moog, Dortmund (Bestand)
Projektbeteiligte: Assmann Beraten + Planen, Dortmund (Projektsteuerung); Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin (Ausstellungsarchitektur); Graner + Partner, Bergisch Gladbach (Bauphysik); Männig Trockenbau, Irxleben (Trockenbau, F-30 Beschichtung); Schäferdach, Menden (Dacharbeiten); Rockwool, Gladbeck (Dachdämmung Sheddach)
Bauherr: Stadt Dortmund
Fertigstellung: 2010 (Umbau); 1927 (Bestand)
Standort: Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund
Bildnachweis: Christian Richters, Münster; Hans Jürgen Landes, Dortmund; Rockwool, Gladbeck

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