Don-Bosco-Kirche in Maribor

Ein Zelt aus Beton

Es ist nicht das Umfeld, in dem man einen Sakralbau wie die Don-Bosco-Kirche normalerweise verorten würde: im Südwesten von Maribor, in einem zersiedelten Stadtrandgebiet, angrenzend an zwei vierspurige Straßen und in unmittelbarer Nähe eines Einkaufszentrums. Entsprechend introvertiert zeigt sich das von Dans arhitekti für den Salesianerorden errichtete Gemeindezentrum, in das der Sakralbau eingebettet ist. Dem rechteckigen Grundriss der weitgehend zweigeschossigen Anlage ist ein Innenhof wie eine Blase eingeschrieben. Von diesem geschützten Raum aus, den eine alte Linde prägt, werden über eine Kolonnade die verschiedenen Bereiche erschlossen. Die sakralen Nutzungen sind zum Hof hin durch geschwungene Außenwände sichtbar gemacht, die eher weltlich geprägten Bereiche hingegen sind orthogonal ausgeführt.

Die sichtbaren Wände des von Dans arhitekti entworfenen Sakralbaus zeigen eine Klinkerfassade.
Innen entfaltet sich ein von geschwungenen Sichtbetonwänden geprägter Raum.
Das regelmäßige, detailliert geplante Schalungsbild schafft einen homogenen Gesamteindruck.

Vorherrschendes Fassadenmaterial rund um den Innenhof ist Sichtbeton. Nur die sichtbaren Außenwände des Kirchenraums schmückt ein Verblendmauerwerk. Verwendet wurden dafür Klinker in einem lebhaften Rotbraun und einem hellen Sandton. Ihr Mauerverband strickt ein abstraktes Muster, das eine fast textile Qualität erreicht. Über dem Portal und im oberen Teil der Kirche finden sich zudem Kreuzornamente, die mit den helleren Steinen auf die Fassade appliziert wurden.

Der Raum als Umarmung

Dass das besondere Augenmerk der Planung auf dem sakralen Raum lag, zeigt sich auch im Inneren der Kirche. Dans Arhitekti vergleichen es mit einem Zelt, das sich um die Gläubigen aufspannt. Die einzige unmittelbare Verbindung nach draußen, die sich hier bietet, ist ein zentrales Oberlicht, das den Blick zum Himmel lenkt. Durch diese runde Öffnung dringt direktes Tageslicht in das Kirchenschiff. Alle anderen Öffnungen sind so angeordnet, dass nur indirektes, über die Wände reflektiertes Licht – etwa von der Nische des Tabernakels oder der Empore aus – in den Sakralbau fällt. „Wir haben die verschiedenen Lichtqualitäten genutzt, um die umarmende Geste, die durch die Form des Kirchenschiffs erreicht wird, zu betonen“, erklärt das Planungsteam.

Neben Sichtbeton ist Holz ein prägendes Material des Innenraums. Seinen oberen Abschluss bildet eine Dachkonstruktion mit Holzbindern, in die das zentrale Oberlicht integriert ist. Den Bodenbelag des Hauptschiffes bildet Eichenparkett. Darauf sind die hölzernen Kirchenbänke angeordnet. Im Chorbereich hingegen findet sich ein heller, geschliffener Betonboden. Die Ausstattung wurde speziell für die Don-Bosco-Kirche entworfen: Neben dem Altar, dem Ambo und dem Tabernakel sind es die Sedilien – Sitzmöbel im Chorbereich. Über den Köpfen der Gläubigen pendeln zudem an die hundert handgemachte Leuchten aus Ton. 

Schalung: Umsichtig planen mit wenigen Schalungselementen

Der durchdachten Entwurfsplanung des Gemeindezentrums steht eine Ausführung gegenüber, die an einigen Stellen die wirtschaftlichen Zwänge bei der Errichtung sichtbar macht. Auch die Kirche als wichtigstes Element des Ensembles zeigt stellenweise die Folgen der notwendigen Einsparungen – so wurde etwa auf einen Sichtbeton höchster Güte verzichtet. Dans Arhitekti gelang es jedoch, diesen Einschränkungen durch eine umfassende und detaillierte Planung entgegenzuwirken, sodass ein kontemplativer Raum entstanden ist, der als Ganzes eine starke Wirkung entfaltet.

Für die organisch geschwungenen Formen der Außen- und Innenwände nutzte man seriell hergestellte Rundschalungselemente. Weil von denen nur eine begrenzte Zahl zur Verfügung stand, mussten sie sehr überlegt eingesetzt werden. Im Inneren der Kirche wurden die Schalungen mit kleinformatigen Tafeln belegt, die sich auf den Wänden in einer regelmäßigen Anordnung abzeichnen. Wie schon bei den Außenwänden sollte eine weiche, textile Anmutung der Oberflächen erreicht werden. -chi

Bautafel

Architekten: Dans arhitekti, Ljubliana
Projektbeteiligte: Rok Bogataj, Miha Dešman, Eva Fišer Berlot, Vlatka Ljubanović, Katarina Pirkmajer Dešman (Mitarbeiter Architekturbüro); Franc Žugel (Tragwerksplanung); Mojca Balant (Landschaftsarchitektur); Savo Volovšek (Akustik); Irena Bele (Kostenkontrolle)
Bauherr: Inspektorat der Salesianer Don Boscos
Standort: Engelsova ulica 66, Maribor, Slowenien
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Miran Kambič, Ljubliana

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Die Kostensteigerung – bezogen auf Beton ohne besondere Anforderungen an das Aussehen – liegt bei Sichtbeton im Regelfall zwischen 20 und 60%, wenn dabei Serienschalungen (z.B. Träger- oder Rahmenschalungen) eingesetzt werden

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Beispiel einer Rahmenschalung aus Stahl, die überwiegend für den Hoch- und Industriebau zum Einsatz kommt

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Beispiel einer Rundschalung; die Radien werden mit Spindeln angepasst

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Die Beschaffenheit der Schalhaut hat großen Anteil am späteren Aussehen des Betons.

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