DOC Dortmunder Centrum für Medizin und Gesundheit
Bronzefarbenes Sonnenschutzglas im Stil der 1970er Jahre
Während die Denkmalwürdigkeit vieler Bauten der frühen Nachkriegszeit mittlerweile anerkannt ist, hat es die Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre ungleich schwerer. In Dortmund etwa wurde noch 2008 Harald Deilmanns bemerkenswertes Hochhaus für den Volkswohlbund gesprengt. Von diesem Schicksal verschont blieb das ebenfalls von Deilmann entworfene Büro- und Geschäftshaus für die nordrhein-westfälische Landesbank WestLB. Zwischen 1975 und 1978 errichtet, erstrahlt es heute frisch saniert als DOC Dortmunder Centrum für Medizin und Gesundheit in neuem Glanz. Die Planung zum Umbau in ein Ärztehaus erfolgte durch das Düsseldorfer Architekturbüro Eller und Eller.
Charakteristische Merkmale des 2011 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes sind seine horizontale Gliederung und die beiden futuristisch anmutenden Lüftungstürme. In der Fassade wechseln sich umlaufende Sichtbetonbrüstungen mit zurückspringenden Fensterbändern aus bronzefarbenem Sonnenschutzglas in dunkelbraunen Metallrahmen ab. Die Brüstungselemente wurden seinerzeit aus weiß eingefärbtem Leichtbeton mit glatten Kunststoffschalungen erstellt. Im Zuge der Umbaumaßnahmen sollte das zeittypische äußere Erscheinungsbild des ehemaligen Bankhauses möglichst erhalten bzw. wiederhergestellt werden, was den Architekten gelungen ist. Trotz Anpassung an aktuelle technische und wärmedämmtechnische Standards sind die Eingriffe in die Gebäudehülle gestalterisch dezent geblieben.
Im Gebäudeinneren sieht das schon anders aus. Hier konnten die Architekten nicht viel ausrichten, da die damals vor der Zerschlagung stehende WestLB bereits ausgeräumt und nahezu aller innenarchitektonischen Details beraubt worden war. Lediglich das geflieste Haupttreppenhaus blieb erhalten. In den ehemaligen Großraumbüros sind heute rund 35 Praxiseinheiten mit Laboren, Behandlungs- und Wartezimmern untergebracht, deren Planung das Herforder Büro Archwerk übernahm; im Erdgeschoss sind Flächen für Gewerbe und Gastronomie hinzugekommen. Anstelle der ehemaligen Passage und Kassenhallen befindet sich jetzt ein Atrium mit neuer zentraler Wendeltreppe, die die verschiedenen Geschosse miteinander verbindet.
Glas
Um das typische Erscheinungsbild der Fassade wiederherzustellen,
mussten sowohl die Aluminiumfenster als auch die bronzefarbenen
Sonnenschutzgläser speziell für dieses Projekt angefertigt werden,
da beide nicht mehr erhältlich waren. Auf Grundlage der
Originalkonstruktionen wurden neue Fensterelemente entwickelt, die
im Aussehen den alten gleichen, sich im Gegensatz zu früher jedoch
öffnen lassen. Auch das neue Sonnenschutzglas unterscheidet sich
von dem ursprünglichen Bronzeton nur um Nuancen, weist jedoch
deutlich bessere Wärmedämm- und Sonnenschutzeigenschaften auf.
Eigens für das Dortmunder Ärztehaus wurden rund 1.800 Quadratmeter
Glas in verschiedenen Scheibenabmessungen von bis zu 2,40 x 1,30
Meter produziert und verbaut.
Im Vergleich zu ihren Vorgängern weisen die neuen Gläser eine
wesentlich höhere Lichttransmission auf, was eine hellere Wirkung
zur Folge hat und die Durchsicht von innen deutlich verbessert. Das
ist für die Nutzer angenehm und denkmalpflegerisch unproblematisch,
weshalb die Gläser auch für andere Objekte geeignet sind, bei denen
sowohl Anforderungen an den Denkmalschutz als auch an die
Energieeffizienz zu erfüllen sind. Zudem kann das Glas vorgespannt
und laminiert werden und damit weitere Funktionen wie Sicherheit
oder Lärmschutz übernehmen. Der Wärmedurchgangskoeffizient des Sonnenschutzglases
beträgt Ug = 1,2 W/m²K, der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)
0,28, die Lichttransmission 34%. Die Werte für die Reflexion
liegen innen bei 29%, außen bei 30%.
Bautafel
Architekten: Harald Deilmann (Bestand); Eller + Eller Architekten, Düsseldorf (Sanierung)
Projektbeteiligte: Archwerk Bauplanungen, Herford (Praxenplanung und Innenarchitektur); Peter Christ und Helmut Sordel, Wabern (Tragwerksplanung); Corall Ingenieure, Meerbusch (Brandschutz); Ingenieurbüro für technische Gebäudeausrüstung Egbert Buchwald, Sprockhövel (Elektro);Rache Engineering, Aachen (Fensterelemente); Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller SGG Cool-Lite KT 137 Gold); Saint-Gobain Glassolutions/Flachglaswerk Radeburg (Glasveredelung)
Bauherr: Lanber Immobiliengesellschaft, Marl
Fertigstellung: 1974; 2014
Standort: Kampstraße 45, 44137 Dortmund
Bildnachweis: Olaf Rohl, Aachen für Saint-Gobain Glass bzw. Eller + Eller Architekten
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