Deutsche Schule in Madrid

Wärmeschutz-Zweifachisolierverglasung hinter Betonstreben

Zwischen den polygonalen Formen tummeln sich polyglotte Schüler und Lehrer: Die Deutsche Schule Madrid, Bildungsstätte und Ort der interkulturellen Begegnung, hat ein neues Gebäude bekommen. Zuvor im Zentrum der spanischen Metropole verortet, befindet sich die Schule seit 2015 am nördlichen Stadtrand. Ein erhöhter Platzbedarf führte 2009 zu einem Wettbewerb, den Grüntuch Ernst Architekten für sich entscheiden konnten.

Überdachte Höfe und gemeinsam nutzbare Gebäude wie Aula und Mensa haben verbindende Funktion
Großer Foyerhof: Die Überdachung mit polygonalen Öffnungen spendet Schatten; die beiden unteren Felder der Aluminiumgitterfassade sind verglast
Die Klassenzimmertrakte wie hier bei der Oberschule haben tragende Fassaden mit V-förmigen Stützen und abgeschrägten Betonbrüstungen, die Mensa ist großflächig verglast

Das 34.700 Quadratmeter umfassende Grundstück in einem neu erschlossenen Baugebiet zu Füßen eines Gebirgsausläufers der Sierra de Guadarrama bot reichlich Platz für Kindergarten, Grund- und Oberschule sowie Aula, Mensa und Sporthalle als Gemeinschaftsgebäude. Rund 1.600 Schüler und 300 Kindergartenkinder lernen und spielen hier. Die Architekten entwarfen für jeden Nutzungsbereich ein eigenes Gebäude. Die sechs unterschiedlich großen Baukörper treten jedoch nicht als Solitäre hervor, sondern sind durch überdachte Höfe miteinander verbunden. Auch die verwendeten Materialien Weißbeton, Glas und Aluminium sowie sich wiederholende geometrische Formen tragen zur Wirkung als Ensemble bei. Gemeinsam sind den netzartig verknüpften Bauten und Plätzen meist wabenartige, fünfeckige Grundrisse mit variierenden Seitenlängen. Auf jeweils polygonalem Grundriss erheben sich der Kindergarten zwei-, die Grundschule drei- und das Gymnasium viergeschossig.

Zwar sind die Fassadentypen der Gebäude unterschiedlich; die V-Form der Betonstreben und des Gitterwerks jedoch stellt ein wiederkehrendes Motiv dar. Die Klassenzimmertrakte erhielten tragende Fassaden mit V-förmigen Stützen und abgeschrägten Betonbrüstungen. Die beiden dazwischen liegenden, überdachten Foyerhöfe haben eigene Fassaden mit einem Gitterwerk aus Aluminium. In den Schatten spendenden Überdachungen der Höfe findet sich das Fünfeck mit variierenden Seitenlängen in Form weiter Öffnungen wieder.

Die Kindergarten- und Schultrakte bilden jeweils eigene Patios aus. Weil einzelne Gebäudeflügel auf Pilotis gestellt sind, eröffnet sich von dort Aussicht in die weite Landschaft mit der Gebirgskette am Horizont. Die Klassenzimmer orientieren sich vornehmlich nach außen mit Blick aufs freie Feld. Viel Tageslicht dringt durch Fensterbänder, die nahezu die gesamte Raumhöhe ausfüllen.

Glas
Die Räume sollten zwar so hell wie möglich sein, sich aber nicht aufheizen. Es galt, die direkte Sonneneinstrahlung im heißen Madrider Sommer abzuwehren. So kamen bei dem Ensemble hinter dem Gitterwerk aus Betonstreben Mehrfachisoliergläser zum Einsatz. Die Größe der verwendeten Scheiben variiert von 2,40 bis 4,20 Meter.

Die Zweifachisolierverglasung bietet Wärmeschutz und verhindert durch niedrige Wärmetransmission Kältezonen am Fenster im durchaus kühlen Winter. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) der im Zwischenraum mit Edelgas befüllten Scheiben beträgt lediglich 1,1 W/(m²K). Dabei gilt: Je niedriger der Wert, desto besser ist die Wärmedämmeigenschaft. Gleichzeitig lässt die Verglasung rund 77 Prozent des einfallenden Lichtes in den Raum hinein. Bei einigen Fenstern wurden auch Gläser mit über den Wärmeschutz hinausgehenden Funktionen – wie zum Beispiel Ballwurfsicherheit, Absturzsicherung und Einbruchhemmung – eingesetzt.

Ebenfalls verglast sind die beiden unteren Felder der als Aluminium-Gitterstruktur ausgebildeten Hoffassaden – dies dient zum einen als Windschutz, zum anderen soll es das Durch- und Hochklettern verhindern.

Bautafel

Architekten: Grüntuch Ernst Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: GTB-Berlin Gesellschaft für Technik am Bau, Berlin (Tragwerk); Mike Schlaich, Berlin (Projektsteuerer, Prüfstatiker); Ingenieurbüro für Haustechnik KEM, Berlin (Haustechnik); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energietechnik); Klaus Daniels/HL-Technik, München (Energiekonzept Wettbewerb); Müller-BBM, Berlin (Bauphysik); hhpberlin, Berlin (Brandschutz); Úrculo Ingenieros, Madrid (Brandschutz/Haustechnik); Lützow 7 Garten- und Landschaftsarchitekten, Berlin (Freianlagen); Lichtvision, Berlin (Lichtplanung); GuD Consult, Berlin (Bodengutachter); Carsten Nicolai, Berlin (Kunst am Bau); Folke Hanfeld, Berlin (Kunst am Bau); Saint-Gobain Glass, Aachen (Verglasung)
Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Projektleiter Gunter Machens) sowie Verein der Deutschen Schule Madrid
Fertigstellung: 2015
Standort: Calle Monasterio de Guadalupe 7, 28049 Madrid-Montecarmelo
Bildnachweis: © Grüntuch Ernst Architekten, Berlin/Celia de Coca, Madrid

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