de Young-Museum in San Francisco

Fassade aus geprägten und perforierten Kupfertafeln

Das im Golden Gate Park neu entstandene de Young-Museum wurde in seiner ursprünglichen Gestalt im Jahr 1919 errichtet und durch das große Erdbeben von 1989 schwer beschädigt; im Jahr 2002 erfolgte der Abriss. Der neue Entwurf der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron wurde innerhalb der folgenden drei Jahre in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Architekturbüro Fong & Chan realisiert. Im Oktober 2005 war die Wiedereröffnung – in einem neuen Gebäude, das Kunst, Architektur und Umgebung an einem facettenreichen Ort miteinander verbindet.

Ansicht Eingang
Ansicht Fassadendetail
Ansicht Innenhöfe

Über Fußwege durch die Parkanlagen gelangen Besucher aus allen Richtungen zu vier verschiedenen, einladenden Zugängen. Die von Walter Hood realisierte Landschaftsarchitektur schafft eine organische Verbindung zwischen dem Gebäude und seiner gesamten Umgebung. An der nordöstlichen Ecke des Gebäudes ragt ein Turm mit rechteckigem Grundriss, an seinen Schmalseiten oberhalb des Erdgeschosses nach außen geneigt, etwa 44 Meter hoch empor; hier befinden sich die Lehr- und Seminarräume des Museums. Eine für Besucher zugängliche Aussichtsetage ermöglicht phantastische Ausblicke auf die gesamte Bay Area um San Francisco.

Nach einer langen Reihe kontroverser Diskussionen mit Umweltschützern und Verfechtern einer eher konservativen Architektur zeigt sich das neue Museum jetzt in einer so beeindruckenden Gestalt, das selbst die hartnäckigsten Kritiker besänftigt sein werden dürften, wie der San Francisco Chronicle zur anstehenden Eröffnung bemerkte. Die Bürger der Stadt hatten zuvor in zwei Wahlgängen die Aufnahme kommunaler Anleihen für den Wiederaufbau des Museums abgelehnt. Die Finanzierung musste demnach komplett aus privater Hand erfolgen.

Fassade
Zur Gestaltung der Fassade wurden tausende von Kupfertafeln mit individuellen Mustern geprägt und perforiert. Über 420 Tonnen Kupfer bilden die rotbraune Außenhaut des neuen de Young-Museums. Die Kupfertafeln wurden in Deutschland hergestellt und von einem amerikanischen Spezialisten für Metallbau verarbeitet. Zahlreiche Versuche wie Windlast- und Verformungsprüfungen, Leistungs- und Perforationstests gingen dem voraus und bestimmten Form, Größe und Dicke der eingesetzten Kupfertafeln maßgeblich. Das Material bekleidet etwa 13.000 m² Dach- und etwa 18.000 m² Fassadenfläche. Allein die Fassade ist aus 7.200 einzelnen Kassetten zusammengesetzt, die sich alle in Form und Größe voneinander unterscheiden; in der gesamten Konstruktion findet sich für keine einzige Kassette ein gleichförmiges Gegenstück.

Die Gestaltung der Kupfertafeln, ist von ständig wechselnden Mustern geprägt, die auf digital bearbeiteten Fotografien der Bäume im Golden Gate Park basieren. Die Prägemuster und Perforationen sollen an durch Baumkronen gefiltertes Licht erinnern - und die Außenhaut des Gebäudes wie ein abstraktes Kunstwerk intensiv mit der umgebenden Parklandschaft und ihrem üppigen Baumbestand korrespondieren. Jacques Herzog sieht in der Kupferfassade des de Young-Museums mit ihren wechselnden konvexen und konkaven Prägemustern eine Art Seismographen, der wie eine Wasserfläche den Wechsel des Tageslichts und der Jahreszeiten aufzeichnen und weitergeben kann.

Die Kupferbekleidung wurde bewusst wegen der zu erwartenden lebendigen Veränderungen der Oberfläche im Verlauf des Oxidationsprozesses gewählt. Durch die Oxidation werden sich allmählich Schattierungen von Rotbraun, Gold, Blau, Schwarz bis zu Grün entwickeln; der farbliche Eindruck wird sich dabei selbst mit dem Wechsel von Licht und Schatten ständig verändern. Nach Abschluss dieser Entwicklung wird die endgültige typische grüne Patina, die sich auf Kupferoberflächen bildet, mit der Umgebung harmonieren.

Bautafel

Architekten: Herzog & de Meuron Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Fong & Chang Architects, San Francisco (Kontaktarchitekten); Rutherford & Chekene, San Francisco (Tragwerksplanung); A. Zahner Architecture Metals, Kansas (Fassade); KME, Osnabrück (Fassadenhersteller)
Bauherr: Cooperation of the fine Arts Museums of San Francisco
Fertigstellung: 2005
Standort: San Francisco, USA
Bildnachweis: KME, Osnabrück

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