Cassata Grundschule in Bangalore

Plastisch ausgeformte Betonfassade mit farbigen Fensterlaibungen

Mit mehr als acht Millionen Einwohnern ist Bangalore (auch Bengaluru) die drittgrößte Stadt Indiens. Die dichte Bebauung der Metropole lässt in vielen Gebieten kaum Raum für weitere Bauwerke. Deshalb stand auch den Architekten des ortsansässigen Büros Cadence ein nur beengtes Grundstück für die Realisierung der Cassata Grundschule zur Verfügung. Klassen- und Multifunktionsräume, eine Bibliothek sowie Spielzonen und Rückzugsbereiche konnten nur in die Höhe gebaut werden. So entstand über dem als Multifunktionsraum genutzten Untergeschoss ein Haus mit fünf Etagen, in dem sich Innen- und Außenräume ergänzen.

Die Loggia erzeugt mit ihrer schwarzen Brüstung und der gestreiften Rotunde eine Zäsur im Baukörper
Ein pink-schwarzer, asymmetrisch gefasster Eingang markiert den Übergang zwischen der Außenwelt und der Spiel- und Lernlandschaft
Die Buchstaben auf der Sichtbetonfassade gehen fließend ineinander über

Die Planung der Grundschule erfolgte im Auftrag von Planet Kids, einem Unternehmen, das in Indien derzeit rund 15 Grundschulen unterhält. Damit sich die kleinen Nutzer in den neuen Räumlichkeiten wohlfühlen, war es das Ziel der Architekten, ein fantasievolles Gebäude zu schaffen, das mit Details und Maßstäblichkeit auf die Wahrnehmung der Kinder reagiert. Die Räume sollten eine Ansammlung von verschiedenen Welten und Erfahrungen repräsentieren, der Innenraum ist daher durch Nischen, organische Formen, kräftige Farben und Gucklöcher in Türen und Wänden geprägt. Eine Treppe mit Luftraum verbindet alle sechs Ebenen und erlaubt neben einer guten Belichtung Sichtbeziehungen und Interaktionen über alle Geschosse.

Auch von außen ist die fünfgeschossige Schule mit einem kindgerechten Maßstab versehen: Das Eingangsfoyer im Erdgeschoss orientiert sich mit raumhohen Verglasungen zu zwei kleinen Höfen auf der Vorder- und Rückseite des Grundstücks. Ein pink-schwarzer, asymmetrisch gefasster Eingang markiert den Übergang zwischen der Außenwelt und der Spiel- und Lernlandschaft.

Die Bibliothek im ersten Obergeschoss bildet sich auf der vorgelagerten großflächigen Loggia als Rotunde mit farbig gestreifter Oberfläche ab. Dahinter liegen Spiel- und Rückzugsbereiche, die von organisch geformten Wänden umfasst sind. Der Rücksprung in der Fassade, die schwarze Brüstung und die Rotunde sorgen in dem hohen Baukörper für eine klare Zäsur. Das zweite und dritte Obergeschoss ist mit einer weißen Fassade zusammengefasst, auf der großformatige, fließend ineinander übergehende Buchstaben eine plastische Oberfläche erzeugen. Auf diesen Stockwerken liegen die Klassenräume, die im Gegensatz zu Spielzonen und Treppe mit neutraleren Farben und weniger Farbakzenten gestaltet sind. Das vierte Obergeschoss ist von der Straße nicht sichtbar, es beherbergt einen Multifunktionsraum im rückwärtigen Bereich mit vorgelagerter Dachterrasse zur Straße.

Fassade
Das Tragwerk und die Gebäudehülle bestehen aus Sichtbeton, der gespachtelt und in verschiedenen Farben gestrichen wurde. Die weißen großformatigen Buchstaben vor dem zweiten und dritten Obergeschoss verleihen der Hülle Plastizität und setzen gleichzeitig Farbakzente: Den Fenstern vorgesetzt erzeugen sie tiefe Laibungen, die – wie auch der Eingang – pinkfarben gestrichen sind. Die Buchstaben wurden im Computer modelliert und zur Herstellung von Gussformen verwendet, in denen sich die Betonteile leicht produzieren ließen. Die so entstandenen Formen finden sich nicht nur in der weißen Fassade, sondern auch auf der schwarzen Wand im Erdgeschoss, die als Trennung zwischen Schulgrundstück und Straße dient.

Während der größte Teil der Fassade mit klar gefassten Flächen in Weiß oder Schwarz gestaltet ist, erscheint die zylindrische Umfassungswand der Bibliothek mit ihrer gestreiften Oberfläche fast verschwommen. Wie alle Wände besteht auch diese aus Beton, auf den die kleinteilige Streifenstruktur vor Ort von einem Maler aufgebracht wurde. Neben den Glasflächen im Erdgeschoss setzt der Schulzaun aus filigranen Metallstäben einen Kontrast zu den massiven Flächen. Gleichzeitig gewährt er Einblicke in den Eingangshof. -cr

Bautafel

Architekten: Cadence Architects, Bangalore
Projektbeteiligte: Narendra Pirgal, Smaran Mallesh, Vikram Rajashekar, Sangeeta Patrick, Chaitra Koshy, Gowtham Archarya, Harish Kumar (Architektenteam), Bangalore; Manjunath, Bangalore (Tragwerksplanung)
Bauherr: Planet Kids, Bangalore
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: Anand Jaju, Bangalore

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