Casa Bitxo nahe Avià

Beton, Backstein und bunte Keramikfliesen

Nur wenige Häuser, ein Flüsschen und einen kleinen See gibt es in Graugés, einem Weiler nahe der Kleinstadt Avià in der katalanischen Region Berguedá. Knapp 100 Kilometer weiter südlich liegt Barcelona, ein Stück weiter Richtung Norden beginnen die Pyrenäen. Deren Bergsilhouette bildet den Hintergrund für die sanft gewellte Hügellandschaft rund um den kleinen Ort mit seinen traditionellen Steinhäusern. Von der Umgebung hingerissen, wollten sich hier die beiden Musiker Queralt Sales und Xavier Planas niederlassen. Zwanzig Jahre ist das her. Aber eilig hatten es die potenziellen Bauherren nicht: Erst kauften sie ein Grundstück, eine Weile später beauftragten sie das Büro Lagula Arquitectes mit der Planung ihres Wunschhauses, 2002 war Baubeginn. Mittlerweile ist es eigentlich fertig, an einigen Stellen wird aber noch immer gebaut.

Linkerhand verläuft eine Backsteinwand, die in einer Art Lochmuster gemauert, nahtlos in das Gebäude übergeht
Einige von Betonrahmen gefasste Öffnungen sind in das Ziegelmauerwerk eingeschnitten
Errichtet ist das Gebäude aus Mauerwerk und Ortbeton

Zur langen Entstehungszeit haben unter anderem die restriktiven Bauvorschriften beigetragen, die genaue Angaben bezüglich Material, Höhe, Dachform und -eindeckung des Hauses beinhalteten. Die Architekten hielten sich zwar an die Bestimmungen und verwendeten die vorgeschriebenen Baumaterialien, setzten sie aber in eine zeitgemäße Formensprache um. Zudem konzentrierten sie sich auf die Geometrie des Neubaus und seine ideale Einpassung in die Topografie des Grundstücks. Das Ergebnis ist das Casa Bitxo. Es nicht nur perfekt auf die Bedürfnisse der Bauherren abgestimmt, sondern ist auch in gestalterischer Hinsicht ein rundum gelungenes Bauwerk.

Rechtwinklig zur Straße und ein wenig von ihr zurückgesetzt, erstreckt sich das teils ein-, teils zweigeschossige Gebäude entlang einer gezackten Linie von Ost nach West. Es besitzt eine Gesamtfläche von 412 Quadratmetern, die sich auf einem komplexen, polygonalen Grundriss verteilen. Die Erschließung der Räume erfolgt spiralförmig; ihre Anordnung ist dem natürlichen Verlauf des Geländes angepasst. Über eine Rampe und ein paar Stufen geht es vom Eingang hinauf in den zweigeschossigen Wohn- und Essbereich mit angeschlossener offener Küche. Neben dem Wohnraum führt der Weg weiter über eine Treppe auf die höhere Ebene mit den Schlafräumen. Ganz am Ende liegt das Kinderzimmer, von dem aus eine große Glastür direkt auf den hier ebenerdig angrenzenden Spielplatz führt. Im hinteren Bereich des Gartens gibt es einen Pool.

Trotz seiner Größe erscheint das Haus von der Straße aus eher klein. Hinter einem roten Tor beginnt linker Hand eine Backsteinwand, die in einer Art Lochmuster gemauert ist und nahtlos in das Gebäude übergeht. Darin eingeschnitten sind einige von Betonrahmen gefasste Öffnungen hinter denen sich unter anderem die Garage und der Eingang befinden. Während sich das Gebäude von den Nachbarn und zur Straße abschirmt, orientiert es sich mit den meisten Räumen nach Südwesten zum Garten hin. Statt Mauerwerk zeigt es sich auf dieser Seite teils verputzt, teils aus Sichtbeton, mit großen Fenstern und roten Metallpaneelen. Von dem flach geneigten Dach mit seiner klassischen Ziegeleindeckung ist einzig der Betonrand sichtbar. Erstaunlicherweise ergeben das Rot der Paneele, der gelbbräunliche Putz und das Grau des Betons im Zusammenspiel genau den Farbton, der in dieser Region traditionell verwendeten Baumaterialien.

Errichtet ist das Gebäude teils aus zweischaligem Mauerwerk, teils aus Ortbeton. Die Wände sind insgesamt 30 Zentimeter stark und mit Luftschicht ausgebildet; das Backsteinmauerwerk besteht aus Klinkerplatten im Standardformat 29 x 14 x 5 Zentimeter. Außen- und Innenseiten der Mauerwände sind verputzt und gestrichen, die tragenden Betonelemente blieben unverkleidet und roh. Ein glatt abgezogener, schwarzgrauer Sichtestrich bedeckt die Böden der Räume.

Fliesen und Platten
Auffälligstes Gestaltungselement im Inneren des Hauses sind die bunt gefliesten Flächen an Wänden und Böden. Mal überwiegend blau, mal grün, mal gelb, mal rot, sind sie über das gesamte Gebäude verteilt. Die jeweils 30 x 10 Zentimeter großen Steinzeugfliesen stammen von dem lokalen Keramikhersteller Toni Cumella, einem Freund der Bauherren und echtem Experten in Sachen Keramik. Zusammen mit ihm wählten sie die Farbe der Glasuren, die farbliche Zusammenstellung der einzelnen Flächen und ihre genaue Anordnung im Gebäude aus. Eigentlich ein Serienprodukt, verleihen die Fliesen den Räumen im Casa Bitxo ihren ganz besonderen Charme. Ihre Anbringung erfolgte in Dünnbettverlegung mittels Zementkleber.

Bautafel

Architekten: Lagula Arquitectes, Barcelona
Projektbeteiligte:
Eduard Reus, Barcelona (Ausführungsplanung); Jordi Culell, Barcelona (Tragwerksplanung), Estructures Muvi, Barcelona (Bauunternehmen); Ceràmica Cumella, Granollers (Fliesenhersteller)
Bauherr: Queralt Sales und Xavier Planas
Fertigstellung:
2013
Standort:
Calle del Llac 6, Avià, Berguedà, Provinz Barcelona, Spanien
Bildnachweis: Adrià Goula, Barcelona für Lagula Arquitectes

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