Busgarage und Werkhof in Zürich

Eine Betonskulptur für die Infrastruktur

Im Kontext einer bestehenden städtischen Betriebsanlage im Quartier Hardau im Zürcher Westen setzten pool Architekten ein ausdrucksstarkes Zeichen, das Massivität und Leichtigkeit gekonnt verbindet. Außergewöhnlich für einen Infrastrukturbau fügt sich das Bauwerk zu einer skulpturalen Einheit zusammen. Untergebracht sind darin die Erweiterung einer Busgarage der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) sowie der Ersatzneubau für den Werkhof von Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ). Neben seinen ästhetischen Feinheiten, die nicht zuletzt aus dem Schalungsmuster in den Betonwandflächen sowie aus einer expressiven Konturbildung auf der Ostseite resultieren, gliedert sich das Gebäude subtil in das Bestandsgelände ein und zeugt gleichzeitig von hoher Funktionalität. Der Entwurf des ortsansässigen Architekturbüros ging 2015 aus einem einstufigen, anonymen Projektwettbewerb der Stadt Zürich hervor.

Die flächige Hallenkonstruktion zeichnet ein subtiles Formenspiel und hohe Funktionalität aus.
Die Busgarage konnte dank einer Dachstruktur mit Fachwerkbindern aus Walzprofilen über 55 Meter Breite stützenfrei ausgeführt werden.
In der ERZ-Fahrzeughalle erlauben vorgespannte Unterzüge ein großzügiges Stützenraster.

Stützenfreie Busgarage für die VBZ

Innerhalb der 55 x 70 Meter großen Baustruktur finden sich zwei wesentliche Bereiche: Zum einen bietet eine zehn Meter hohe Halle neue Abstellflächen für Gelenk- und Doppelgelenk-Trolleybusse der VBZ samt ausreichender Rangierfläche. Die Busgarage wird von Stahlfachträgern überspannt und konnte dadurch stützenfrei ausgeführt werden. Die Sheddach-Konstruktion mit durchgehenden Fensterbändern und einer integrierten Photovoltaikanlage erlaubt großzügigen Lichteinfall und eine ressourcenschonende Stromversorgung.

Dreigeschossiger ERZ-Werkhofbereich mit markantem Hochpunkt

Die Räume für den ERZ-Werkhof verteilen sich über drei Etagen. Dazu gehört auch das als markanten Hochpunkt wahrnehmbare Salzsilo und eine Soleanlage für den Winterdienst. Im Erdgeschoss flankiert eine wettergeschützte Muldenstrasse das Volumen, das auskragende Siloelement wird hier von einer  v-förmigen Wandfläche aufgefangen. Dieses charakteristische Detail wiederholt sich an der Südwest- und Nordostseite des Gebäudes und unterstreicht das Entwurfsprinzip mit leicht verspielten geometrischen Merkmalen. Im Untergeschoss des ERZ-Werkhofbereichs sind Wasch- und Parkplätze für die Fahrzeuge untergebracht. Die Decke mit vorgespannten Unterzügen erlaubte hier einen großzügigen und dadurch der Nutzung angepassten Stützenabstand. Im Obergeschoss entlang eines schmalen Lichthofs finden sich schließlich Büros, Garderoben und Aufenthaltsräume für Mitarbeiter des ERZ-Werkhofs. Hier kontrastiert ein durchgängig in warmem Holz ausgeführter Innenausbau. Bullaugenförmige Fensteröffnungen an zwei Fassadenseiten erweitern das Formenrepertoire in der ansonsten kompakt wirkenden Außenhülle.

Vorgefertigte, passgenaue Schalungselemente

Neben großen Toranlagen dominieren Flächen aus Sichtbeton das Fassadenbild. Die in tragendem Ortbeton realisierte Gebäudestruktur trägt damit die Robustheit und Kargheit der Konstruktion und des Nutzungsinhalts zur Schau. Jedoch zeigt sich innerhalb der Gebäudehülle auch gestalterische Raffinesse. Sichtbar blieb ab dem Erdgeschoss sowie in den Treppenhäusern die sägerohe Brettstruktur der verwendeten Schalung, die mit Vorgabe des Schalungsbilds Typ 3-145 ausgeführt wurde. Hierfür wurden die Schalungselemente im Werk belegt und die rohe Schalungsoberfläche thermoplastisch behandelt. Die vorgefertigten Elemente konnten auf der Baustelle passgenau zusammengebaut werden, was wiederum zur gewünschten Struktur und Optik führte. Dies macht sich insbesondere an der diagonal verlaufenden Stützen- und radial verlaufenden Oberflächenstruktur der Fensterrahmung bemerkbar.

Recyclingbeton und Energiekonzept

Der Neubau ist nach dem Schweizer Energiestandard Minergie-ECO ausgeführt. Die hauseigene Photovoltaikanlage und der Anschluss an den Wärmeverbund decken den Energiebedarf des Gebäudes. Das Dachwasser wird in Becken aufgefangen und als Betriebswasser für die Fahrzeugreinigung verwendet. Nicht zuletzt gilt in städtischen Gebäuden die Verwendung von Recyclingbeton mittlerweile als Standard. Zum Einsatz kam hier Recyclingbeton RC-C für die tragenden Elemente, ab dem Erdgeschoss wurde Zement der Sorte CEM III/B verwendet. -sab

Bautafel

Architektur: pool Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Takt Baumanagement, Zürich (Baumanagement); Marti Bauunternehmung, Zürich (Bauunternehmer); Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich (Bauingenieure); Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitektur); ahochn, Dübendorf (HLKS); Basler & Hofmann, Zürich (Verkehrsplanung); nay Engineering, Wohlen (Elektroplanung); Eichenberger, Zürich (Tiefbauingenieur); Ilona Ruegg, Zürich (Kunst am Bau)
Bauherr/in: Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich und Stadt Zürich Immobilien vertreten durch das Amt für Hochbauten, Zürich
Standort: Herdernstrasse 40 / Bullingerstrasse 95, 8004 Zürich
Fertigstellung: 2020
Bildnachweise: Andrea Helbling, Zürich

Fachwissen zum Thema

Durch Einlagen wie Matrizen oder Folien lässt sich das Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten von Sichtbetonoberflächen erweitern (Fassade des Museums für Architekturzeichnung in Berlin von Speech Tchoban & Kuznetsov, Moskau).

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