Bürogebäude U15 in Mailand

Faltwerk aus Lochblechen in warmen Braun- und Kupfertönen

Rund zehn Kilometer südwestlich des Mailänder Stadtzentrums liegt Milano Fiori, direkt an der Autobahn nach Genua. Als Teil der Gemeinde Assago entsteht hier seit 2007 ein neues Gewerbezentrum, dessen Masterplan das vormalige Büro Erick van Egeraat Associates erstellte. Auf insgesamt 218.000 m² soll dem wachsenden Bedarf nach qualitativ hochwertigen, aber bezahlbaren Wohn- und Arbeitsflächen rund um die italienische Metropole entsprochen werden. Eines der Bürohäuser im Norden des Areals nennt sich U15, entworfen wurde es von Cino Zucchi Architekten.

Die Gebäudehülle besteht aus unzähligen, gefalteten Lochblechen
Ansicht der vertikal stark zerklüfteten Fassade von Nordosten
Eingangsbereich im Erdgeschoss

Der knapp 30 Meter hohe Stahlbeton-Skelettbau erstreckt sich mit einer Fläche von rund 10.500 m² auf acht Etagen. Die organisch geschwungenen Grundrisse lassen an zwei Flügel denken, die im Norden miteinander verwachsen sind – dort befindet sich auch der gemeinsame Erschließungskern. Nach Süden teilt sich die amöbenhafte Form in einen östlichen und einen westlichen Flügel.

Während in den beiden Untergeschossen vorwiegend Parkplätze und Nebenräume untergebracht sind, beinhaltet das ringsum verglaste Erdgeschoss öffentliche Funktionen wie Empfang und Cafeteria. In den oberen Etagen sind entlang der Ost- und Westfassade Arbeits- und Besprechungsräume angeordnet, die mittleren Zonen hingegen sind weitgehend offen konzipiert und lassen sich als Bürolandschaft flexibel gestalten. Den oberen Abschluss bildet ein zurückversetztes, silbern verkleidetes Technikgeschoss mit umlaufender Dachterrasse.

Sonnenschutz
Die mehrschichtige Gebäudehülle in vier verschiedenen, warmen Brauntönen erzeugt ein markantes Erscheinungsbild – die Fassade erscheint vertikal stark zerklüftet. Fensterbänder und Brüstungselemente aus eloxierten Aluminium-Paneelen bilden die hintere Ebene, 30 Zentimeter davor umgibt ein unregelmäßiges Faltwerk aus Lochblechen das gesamte Bürohaus.

Die Bleche sind 1,86 Meter hoch, stehen rechtwinkelig zur Fassade und sind unterschiedlich, teilweise mehrfach gefaltet: einige U-förmig, andere V- oder W-förmig. Sie dienen als außenliegender, feststehender Sonnenschutz. Das Format, die Faltung und Perforation der Bleche sind dem Sonnenverlauf angepasst. Nach Norden weisen sie eine Tiefe von nur 20 cm auf; nach Osten, Westen und Süden variiert diese zwischen 20 und 50 cm. Die Größe der kreisrunden Perforationen ist von Blech zu Blech unterschiedlich und beträgt zwischen einem und drei Zentimetern Durchmesser. Eindringendes Sonnenlicht wird so gefiltert, der solare Wärmeeintrag verringert und die Innenräume verschattet.

Stellenweise befinden sich vor den Fensterbändern anstelle der Lochbleche feststehende Glasschwerter. Diese schließen bündig mit der äußeren Fassadenebene ab und gehören ebenfalls zum Sonnenschutzkonzept des Gebäudes: Ihre spezielle, leicht bläulich schimmernde Folienbeschichtung verändert den Transmissionsgrad der Verglasung – zwar dringt ein Großteil des Tageslichtes nach innen, die UV-Strahlung (Wärmestrahlung) wird jedoch weitgehend reflektiert. Dadurch heizen sich die Innenräume während der Sommermonate weniger auf.

Bautafel

Architekt: Cino Zucchi Architetti, Mailand
Projektbeteiligte: Gualini, Costa di Mezzate (Fassade und Sonnenschutz); Furiga Impianti, Besozzo (Technischer Ausbau); Cosmi, Palosco (Innenausbau); Schüco, Bielefeld (Fenster)
Bauherr: Milanofiori 2000, Mailand
Fertigstellung: 2011
Standort: Via Del Bosco Rinnovato, Assago bei Mailand
Bildnachweis: Cino Zucchi Architetti, Mailand

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