Bürogebäude in Köln-Mülheim

I/D Cologne: Gewerbequartier am ehemaligen Güterbahnhof

Das Gelände rund um den ehemaligen Güterbahnhof im rechtsrheinischen Köln-Mühlheim hat sich über die vergangenen zwei Jahrzehnte zum lebendigen Medien- und Kulturstandort gewandelt. Viele der ehemaligen Industriebrachen sind inzwischen bebaut. Gleichwohl prägen historische Industriebauten in Ziegelbauweise bis heute den baulichen Charakter dieses Standorts. Nun soll mit dem neuen Gewerbequartier I/D Cologne eine jahrelang brachliegende Lücke zwischen Wohn- und Industriegebiet geschlossen werden. Als Auftakt für den großangelegten Masterplan auf einer Fläche von sieben Hektar sind die ersten zwei Bürogebäude 2021 fertiggestellt worden. Das Planungsbüro RKW Architektur + aus Düsseldorf – aus dessen Feder auch der Masterplan stammt – war für die Leistungsphasen 1 bis 5 beauftragt und planten die beiden Bürobauten ab der zweiten Leistungsphase konsequent unter Einsatz von Open BIM.

Das Planungsbüro RKW Architektur + aus Düsseldorf – aus dessen Feder auch der Masterplan stammt – plante die beiden Bürobauten von LP 2 bis LP 5 konsequent unter Einsatz von Open-BIM.
Gestalterisch nehmen die Bauten einen klaren Bezug zu den historischen Industriegebäuden der Umgebung auf – nicht zuletzt durch ihre Ziegelfassaden.
Das nördliche Haus am Platz wartet mit großflächigen, horizontalen Fensterbändern sowie expressiven Vor- und Rücksprüngen auf.

Nach der geplanten Fertigstellung des Gesamtprojekts in 2024 werden insgesamt 160.000 Quadratmeter Bürofläche, vielfältige Freizeitangebote, Fitnessstudios sowie Gastronomieeinrichtungen im Quartier zu finden sein. Ein zentrales städtebauliches Element des Areals bildet ein neuer Quartiersplatz, der zur einen Seite von einem denkmalgeschützten Bestandsgebäude begrenzt wird. Die andere Kante wird durch die beiden Neubauten Haus am Platz und Patiohaus definiert.

Zurückhaltung und Schlichtheit in Fassade und Innenausbau

Gestalterisch nehmen die Bauten einen klaren Bezug zu den historischen Industriegebäuden der Umgebung auf – nicht zuletzt durch ihre Ziegelfassaden. Beide Hüllen weisen einen strengen Rhythmus auf, der sich jedoch in Ausrichtung und Feinheit unterscheidet: Während das nördliche Haus am Platz mit großflächigen,horizontalen Fensterbändern sowie expressiven Vor- und Rücksprüngen aufwartet, charakterisiert sich das südlich gelegene Patiohaus durch eine stark vertikale, filigrane Fassadenstruktur mit schmalen, herausstehenden Lisenen. Die horizontale Ausrichtung des Haus am Platz wird zusätzlich durch ein waagerechtes Fassadenrelief betont.

Die Bauwerke sind als Stahlbetonkonstruktion mit vorgeblendeten Klinker-Fertigteilen realisiert. Gemeinsam formen sie einen Blockrand, wodurch alle Fassadenseiten gleichwertig sind und keine Rückseite besteht. Die betonte Zurückhaltung und optische Reduktion des Fassadenkonzepts kommt ebenso im Innenraum zu tragen: Unbehandelter Sichtbeton, sichtbare Installationen, Elemente aus verzinktem Stahl und robuste Stirnholzböden prägen den Gesamteindruck.

Frühe integrale Planung mit BIM ab LP 2

Seitens der Bauherren wurde vertraglich mit Ende der Leistungsphase 2 ein erstes BIM-Modell gefordert. Für das Architektenteam war die modellbasierte BIM-Planung damit früh im Projekt verankert. Die Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA) wurden bereits vor Planungsbeginn gemeinsam mit den Bauherren erarbeitet, um die Anforderungen an Gebäude, Konstruktion und Nutzung früh festzulegen – eine frühe integrale Planung bildet die Basis für ein erfolgreiches BIM-Projekt. Daraus wurde der BIM-Projektabwicklungsplan (BAP) für die Projektdurcharbeitung entwickelt.

Zwar mit der Methode vertraut, war dennoch viel Pionierarbeit seitens der Architekturschaffenden notwendig. Das in der frühen Projektphase noch relativ simple 3D-Modell entstand auf Basis einer 2D CAD-Planung. Nach der Entscheidung für eine Entwurfsvariante wurde es mit den notwendigen Geometrien und Ebenen, den Treppenräumen, Flächen (BGF, Nutz- und Mietflächen) sowie den statisch relevanten Elementen modelliert.

Detaillierungsgrad im Projektverlauf

An dieser Stelle im Projekt war der Detaillierungsgrad noch relativ niedrig; um jedoch Planungs- und Baufehler im Verlauf zu vermeiden, sind zu diesem Zeitpunkt bereits Bereiche festgelegt worden, die unbebaut bleiben mussten, um dort etwa Elemente der TGA zu führen. In Leistungsphase drei wurde im Vergleich dazu viel detaillierter geplant und die wichtigen Bauteile entsprechend attribuiert. Hier erfolgte auch der offene, IFC-basierte Modellaustausch mit der Tragwerks- und TGA-Fachplanung, die ihre erarbeiteten Fachmodelle dann an die Architekten zurückspielten. Diese legten gemeinsam mit den Fachplanern drei Qualitätschecks fest, in denen die Modellstände im Modellchecker geprüft und anschließend abgestimmt wurden. Mit Abschluss der dritten Leistungsphase waren Raum- und Türliste, Nutz- und BGF-Flächen entwickelt und die Büros im nötigen Detailgrad und unter Berücksichtigung der TGA durchgeplant.

Die BIM-Gesamtkoordination verantwortete das Architekturteam im Projekt über den gesamten Beauftragungszeitraum selbst. Das Modell fand dabei sowohl für die Genehmigungsplanung in LP 4 als auch in der Detailplanung in LP 5 Verwendung. Mängelbeseitigung, Qualitätsmanagement sowie die Bauüberwachung erfolgte im Projekt ebenfalls softwaregestützt und basierend auf dem Gebäudemodell. -tw

Bautafel

Architektur: RKW Architektur +, Düsseldorf
Projektbeteiligte: AWD Ingenieurgesellschaft, Köln (Tragwerksplanung); ZWP, Köln (TGA-Fachplanung); BSCON Brandschutzconsult, Essen (Brandschutz); Henneker Zillinger Beratende Ingenieure, Bonn (Bauphysik); brandherm + krumrey, Köln (Innenarchitektur); studio grüngrau Landschaftsarchitektur (ehem. FSWLA), Düsseldorf (Landschaftsplanung); Vermessungsbüro Dieper & Henkel, Köln (Vermessung)
Verwendete Software: Autodesk Revit (BIM-Planung); Navisworks (Kollisionskontrolle)
Bauherr/in: Art-Invest Real Estate, Köln; OSMAB, Rösrath
Standort: Schanzenstraße, 51063 Köln
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Ralph Richter, Düsseldorf; RKW Architektur +, Düsseldorf

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