Brock Commons Tallwood House in Vancouver

53 Meter hohes Wohnheim in Holzbauweise

Es gilt mit einer Höhe von 53 Metern als das derzeit höchste Gebäude aus Massivholz: das Brock Commons Tallwood House in Vancouver, ein Wohnheim für 400 Studierende. Obwohl die Holzindustrie in Kanada boomt und der Baustoff dort eine lange Tradition aufweist, ist dieses Hochhaus eine echte Innovation. So waren Ausnahmebewilligungen nötig, und es gab strenge Auflagen bezüglich Erdbebensicherheit und Brandschutz. Acton Ostry Architekten aus Vancouver gelang in Zusammenarbeit mit den österreichischen Hermann Kaufmann Architekten, die viel Erfahrung mit effizienten Holzbaustrukturen haben, ein Paradebeispiel.

Acton Ostry Architekten aus Vancouver schufen in Zusammenarbeit mit den österreichischen Hermann Kaufmann Architekten ein Paradebeispiel für effiziente Holzbauweise (Ansicht Süd-West).
In der Dämmerung: Die Formensprache ist nüchtern und klar.
Zugang mit Vordach

Um die Widerstandsfähigkeit der Holzkonstruktion im Falle eines Brandes zu erhöhen, wurden sämtliche Holzbauteile mit Gipskarton verkleidet. Nur im obersten Geschoss, das den Studierenden als Aufenthaltsraum dient, bleibt die Konstruktion sichtbar. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem sorgt im Ernstfall dafür, dass die Sprinkleranlage auch bei Unterbrechung der öffentlichen Strom- und Wasserversorgung funktioniert.

Modularer Holzbau mit Deckenplatten aus Brettsperrholz

Der modulare Holzbau (Abb. 14) basiert auf einem Grundriss mit Stützen, die einem Raster von 2,85 x 4,00 Metern folgen. Der Stützenquerschnitt beträgt 26 x 26 cm. Darauf liegen Deckenplatten aus fünfschichtig verleimtem Brettsperrholz in einer Stärke von 16,6 cm. Die Decke ist zweiachsig verspannt und kommt ohne Unterzüge aus, was eine schnelle Montage und das einfache Verlegen der technischen Gebäudeausrüstung ermöglicht.

Die horizontal wirkenden Kräfte der Deckenscheibe werden über Stahlbänder in die beiden betonierten Treppenhauskerne eingeleitet, die vertikalen Kräfte in eine Stahlbetonkonstruktion im Erdgeschoss abgetragen. Die Formensprache des Gebäudes ist nüchtern und klar. Die Fassaden bestehen aus einer Stahlrahmenkonstruktion mit einer Verkleidung aus Schichtpressstoffplatten aus Holz und Papier. Raumhoch verglaste Elemente wechseln rhythmisch mit verkleideten Fassadenelementen. Durch die Verglasungen der vier Gebäudeecken löst sich das Bauvolumen etwas auf.

Flachdach aus vorgefertigten Elementen

Das Dach besteht aus vorgefertigten Profilen aus Stahlträgern und Metalldecks. Die Abdichtungsbahn ist vormontiert, um eine schnelle Wasserdichtigkeit während der Bauphase zu garantieren. Ein Gesims aus Metall bildet den Dachkranz. Zunächst war geplant, das Dach komplett mit einem vorgefertigten Holzdach auszustatten – wegen möglicher Wasserschäden durch Undichtigkeiten wurde dies jedoch verworfen. Schwierig hätte sich auch die Installation der Dachpaneele mithilfe eines Krans gestaltet. Bei der letztendlich realisierten Kombination eines traditionellen Dachsystems mit vorgefertigten Stahlelementen legte man große Sorgfalt auf die Ausführung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Materialien. Die Verbindungen sollten hochgradig dicht sein, um das Eindringen von Feuchtigkeit nach Möglichkeit auszuschließen.

Dachaufbau: Schichtenfolge und Besonderheiten

Der Aufbau des Hauptdachs (Abb. 16) von oben nach unten ist wie folgt: Als Abdichtung dient eine zweilagige Elastomerbitumenbahn, darunter liegt eine 50 mm starke Dämmung aus Steinwolle. Es folgen eine Gefälledämmung aus PIR (mittlere Höhe: 64 mm), eine selbstklebende Dampfsperre und eine 12 mm starke Unterlagsplatte auf Stahlriffelblech, verkleidet mit einer abgehängten Decke.

Beim Dach des Treppenkerns (Abb. 17) wurde aus brandschutztechnischen Gründen kein Stahlblech verwendet – hier besteht das tragende Deckenelement aus Beton. Für die Überdachung des Eingangsbereichs (Abb. 18) haben die Architekten ein Metalldachsystem mit doppeltem Stehfalz gewählt, das an der Unterseite mit Holz verkleidet ist. Aufgrund der tragenden Massivholzkonstruktion war es ganz wichtig, alle Brandschutzverkleidungen durchgehend hinter montierten Wänden feuerfest in 19 mm Stärke auszuführen.

Bautafel

Architekt: Acton Ostry Architects, Vancouver mit Hermann Kaufmann Architekten, Schwarzach
Projektbeteiligte:
Fast+ EEP, Vancouver (Tragwerksplanung); Stantec, Vancouver (Technische Gebäudeausrüstung, Schwimmbadtechnik, Elektroplanung); Hapa Collaborative, Vancouver (Landschaftsplanung); RWDI, Vancouver (Gebäudeakustik)
Bauherr:
University of British Columbia
Fertigstellung:
2017
Standort:
6088 Walter Gage Rd, Vancouver, BC V6T 0B4, Kanada
Bildnachweis: Michael Elkan, Vancouver

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