Brise Soleil

Sonnenbrecher über den Fenstern der amerikanischen Botschaft in Berlin, Architekten: Moore Ruble Yudell
Verschattende Betonauskragung an der Fassade der Stadtbibliothek im portugiesischen Viana do Castelo, Architekten: Alvaro Siza
Je nach Tiefe der Auskragung bewirkt das Sonnenschutzsystem eine Verschattung im Gebäudeinneren

Der französische Begriff Brise Soleil, der weder im Deutschen noch im Englischen übersetzt wird, bezeichnet eine nicht bewegliche Auskragung an Fassaden zum Zwecke des Sonnenschutzes. Übersetzt bedeutet „briser“ soviel wie brechen oder zersplittern, „Soleil“ ist die Sonne – die deutsche Entsprechung wäre also Sonnenbrecher. Auf die in südlichen Breiten hoch am Zenit stehende Sonne ausgerichtet, bewirken Brise Soleils eine Verschattung im Gebäudeinneren bei ungehindertem Ausblick. Je breiter die Auskragung bzw. je größer die Einzelelemente, desto weniger Sonne kann einfallen, gleichzeitig verringert sich ganzjährig das Tageslichtangebot.

Traditionell in Nordafrika verwendet, bestanden Brise Soleils vermutlich aus aufgeklappten Zeltbahnen. Le Corbusier übertrug sie in die moderne Architektur und konstruierte sie als massiv betonierte oder aus ummanteltem Stahl gefertigte plattenartige Vorsprünge, wie beispielsweise bei seinen Bauten im indischen Chandigarh. Heute werden auch filigranere Konstruktionen aus fest stehenden Lamellen  oder Sonnenschutzrosten aus Aluminium, Holz, Kunststoff oder gefärbtem Glas angeboten. Sie alle haben große Auswirkungen auf Architektur und Gestaltung eines Gebäudes, da sie ihre Position nicht verändern und immer gleich stark auffallen.

Der Nachteil des Brise Soleil liegt in seiner mangelnden Flexibilität. Da die Sonne ständig ihre Position und ihren Einstrahlungswinkel verändert, der Sonnenschutz aber fest steht, kann er auch nur zu bestimmten Zeiten optimal wirksam werden. Das System sollte zumindest so gestaltet sein, dass der Blick nach außen gewährleistet bleibt, während die direkte Sonneneinstrahlung – besonders im Sommer – weitgehend abgeschirmt wird.

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Grundlagen

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