Brandschutz in Justizvollzugsanstalten
Praxishandbuch
Beuth Verlag, Berlin 2012
1. Auflage, 180 Seiten, Format DIN A5, broschiert
Preis: 54 EUR; 70,20 EUR mit E-Book
ISBN 978-3-410-22125-8
Zu den großen Herausforderungen bei der Planung einer
Justizvollzugsanstalt (JVA) gehört die Vereinbarung der
Brandschutzziele mit der Gewährleistung der Ausbruchsicherheit.
Eine JVA gilt als Sonderbau, in Deutschland gibt es knapp 190
davon. Die meisten entstanden vor 1900 und oftmals in Gebäuden, die
zu einem anderen Zweck errichtet wurden, wie Burgen, Klöster oder
Wohnheime. Lösungsansätze für immer wiederkehrende
Brandschutzprobleme bei dieser spezifischen Nutzung in Kombination
mit vielfach historischen Gebäudestrukturen zeigt Autor Matthias
Otto im Praxishandbuch Brandschutz
in Justizvollzugsanstalten auf. Dabei geht es vorrangig um
Unterkünfte im geschlossenen Vollzug.
Erläutert werden zunächst grundlegende Begriffe wie geschlossener
und offener Vollzug, die panoptische Bauweise (die Überwachung
der Gefangenen von einem zentralen Punkt in der Mitte der
Haftanlage aus), verschiedene Sicherheitsbereiche einer Haftanstalt
sowie gesetzliche Grundlagen. Anschließend wird im Kapitel
Brandschutztechnische Sicherheitsbetrachtung erörtert, wie
Brände in einer JVA entstehen können und welche Gefahren bzw.
Folgeprobleme sich daraus ergeben. Es folgen Hinweise zum
Brandschutzkonzept, wobei Türen insbesondere hinsichtlich ihres
Feuerwiderstands und der Rauchschutzfunktion eine besondere Rolle
spielen. Weil die notwendige Doppelfunktion einer Tür in Bezug auf
Aus-/Einbruchsicherheit und Brandschutz zu hohem Verschleiß
aufgrund der häufigen Schließfrequenz führen kann, schlägt der
Autor vor, zwei Einzeltüren für die verschiedenen Anforderungen
einzubauen. Die Tür mit Brandschutzanforderungen kann dann über
eine Feststellanlage
im Normalbetrieb offen gehalten werden.
Im Zusammenhang mit dem abwehrenden Brandschutz wird hervorgehoben,
dass die Abwicklung des gesamten Fahrzeugverkehrs über lediglich
ein Tor (wie es bei JVA häufig der Fall ist) ein hohes Risiko
beispielsweise im Falle eines technischen Defekts oder der Störung
eines Fahrzeuges innerhalb dieser Schleuse
darstellen kann. Empfohlen wird daher die Anordnung einer
sogenannten Havarieschleuse in möglichst weiter Entfernung zur
Hauptschleuse, die manuell zu öffnen ist. Im Notfall
kann diese zum Abtransport von Krankenfahrzeugen genutzt werden,
während die Hauptschleuse als Zufahrt der Feuerwehr dient.
Im letzten Kapitel Anwendung von Methoden des
Brandschutzingenieurwesens wird u. a. das Szenario dargestellt,
wie ein Gefangener mutwillig das Inventar seiner Zelle in Brand
setzt. Die beschriebene Simulation ist grafisch veranschaulicht, so
wie viele andere Inhalte anhand von Fotos, Tabellen, Plänen oder
schematischen Darstellungen visualisiert sind. Das Handbuch ist
interessant und gut verständlich geschrieben und gibt wertvolle
Hinweise für die Planung von Justizvollzugsanstalten; es richtet
sich an Brandschutzsachverständige, aber auch Mitarbeiter in
Behörden, Architekten und Fachplaner.