Bloch Building in Kansas City

Profilbauglas mit Kapillareinlage

Mit seinem Entwurf setzte sich Steven Holl erfolgreich über die ursprünglichen Vorgaben der Wettbewerbsjury hinweg. Danach sollte der Erweiterungsbau für das Nelson-Atkins Museum of Art so angeordnet werden, dass die Dominanz des neo-klassizistischen Museumsbaus aus dem Jahr 1933 nicht beeinflusst wird. Aber (zum Glück) konnte er die Jury überzeugen – das Ergebnis spricht für sich. Anfang Juni 2007 konnte das neue Gebäude, das nach dem Vorsitzenden des Board of Trustees Henry W. Bloch benannt ist, eröffnet werden. Es nimmt die Sammlung der modernen und zeitgenössischen Kunst des Hauses auf.

Außenansicht mit Wasserfläche
Glaskörper fast wie aus Eis
Die Innenräume werden weich ausgeleuchtet

Der etwa 300 m lange, größtenteils unterirdische Baukörper steht unabhängig vom Altbau und bildet mit diesem einen Eingangshof. Fünf milchig-weiße Glaskuben ragen aus der Erde hervor und sorgen für eine natürliche, gleichmäßige Beleuchtung der Museums. Besonders bei Nacht, wenn die Glaskörper von innen heraus leuchten, sorgen die Fassaden für eine phänomenale Erscheinung des Neubaus. Der Eingangspavillon ist schmalster und größter Glaskubus am höchsten Punkt des Geländes. In ihm sind Räume für Veranstaltungen, der Übergang zum Altbau, die Verwaltung, ein Café und eine Bibliothek angeordnet. Der Baukörper liegt parallel zur Erschließungsachse, die als Rampe oder über einzelne Stufen durch die Ausstellungsräume führt.

Im Rahmen der Errichtung des Gebäudes wurde der Raum zwischen Neubau und Altbau zu einem Skulpturengarten umgestaltet. Die Mitte der neuen Einganssituation bildet eine quadratische Wasserfläche, in der sich die Gebäude spiegeln. Trotz unmittelbarer Nachbarschaft konkurrieren Alt- und Neubau in keiner Weise miteinander, so dass der ursprüngliche Wettbewerbsgedanke doch noch umgesetzt werden konnte. Das liegt zum einen an der Materialwahl der Neubauten – vorherrschende Optik von außen sind weiße, transluzente Glasfassaden. Zum anderen ist das oberirdische Gebäudeensemble durch seine schlichte Gestaltung von formaler Zurückhaltung geprägt.

Glas
Die rund 4.000 m² der transluzenten Hülle der Glaskuben bestehen überwiegend aus Profilbaugläsern. Verwendet wurden 6.000 Stück dieses transluzenten Glases in U-Form. Die äußere Lage der Doppelverglasung besteht aus versetzt angeordneten U-gläsern mit einer zusätzlichen Kapillareinlage, die innere Lage aus Verbund-Sicherheitsglas aus Weißglas, von dem eine Scheibe sandgestrahlt wurde.

Der reduzierte Eisenanteil des Weißglases in Zusammenhang mit dem Sandstrahlen der Oberfläche minimiert den sonst eher grünlichen Eindruck des Glases sehr stark. Durch die Streuung des Lichtes mit einer Kapillareinlage im Glas scheint das Tageslicht weich in die Ausstellungsräume. Bei Nacht erscheinen die Glaskuben vollkommen weiß, fast wie aus Eis. Die Kapillareinlage besteht aus Polymethylmetarcylat (PMMA), weist sehr hohe Lichttransmissionswerte auf und schützt zugleich die Kunstwerke vor UV-Strahlung. Neben den U-Profilgläsern verwendeten die Architekten auch rund 350 m² Isolierverglasung mit lichtstreuender Kapillareinlage im Scheibenzwischenraum.

Bautafel

Architekten: Steven Holl Architects, New York
Projektbeteiligte: Gould Evans Associates and Olin Partnership, Kansas City (Landschaftsarchitekten); Guy Nordenson and Associates, New York (Statik); Renfro Design Group, New York (Lichtplanung); R.A. Heintges & Associates (Glasberatung); Okalux, Marktheidenfeld (Kapillareinlage im Glas)
Bauherr: The Nelson-Atkins Museum, Kansas City
Fertigstellung: 2007
Standort: Oak Street, Kansas City
Bildnachweis: Andy Ryan Photography, Cambridge

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