Biomasse-Heizkraftwerk des Klinikums in Mainkofen

Energie aus nachwachsenden Rohstoffen

Das Bezirksklinikum Mainkofen umfasst auf einem Areal von ca. 40 ha mehr als 90 Gebäude mit Krankenstationen, Verwaltung, Wirtschaftstrakte, Wohnungen für Angestellte und Kindergarten. Der Kern der ringförmigen Pavillonanlage wurde 1909 bis 1911 im Jugendstil errichtet. Um die Silhouette des denkmalgeschützten Jugendstilensembles nicht zu sehr zu beeinträchtigen, wurde ein Teil des neuen Heizkraftwerkes sowie das gesamte Hackschnitzellager um 4,50 m unter Terrain abgesenkt. Oberirdisch entstand so ein klarer Baukörper mit einer einheitlichen Höhe von 9,60 m, der sich optisch in das Gesamtbild des Bezirksklinikums einfügt.

Heizzentrale
Funktionsschema

Sowohl die Verkleidung aus Funierschichtplatten, als auch die Betonoberflächen des Spänebunkers wurden anthrazitfarben lasiert, um das Gebäude optisch zurück zu nehmen. Die Außenwände des Biomasse-Heizkraftwerkes wurden als Holzrahmenkonstruktionen vorgefertigt und auf Fertigteilstützen montiert.

Das Hackschnitzellager wurde aus brandschutztechnischen und statischen Gründen als Ortbetonkonstruktion ausgebildet. Um die über Terrain befindlichen Wände und Bauteile im Inneren des Hackschnitzellagers gegen Säurebelastungen aus den Rindenabfällen zu schützen, wurden sie in WU-Beton ausgeführt. Die Wände und die Bodenplatte des Spänesilos wurden aufgrund des Einwirkens großer Kräfte aus dem hydraulischen Schubboden bzw. gegen den Innendruck des Schüttgutes jeweils in einer Stärke von 40 cm ausgeführt. Das Tragwerk des Maschinenhauses besteht aus Stahlbeton-Fertigteilstützen. Auch hier wurde die Bodenplatte wegen der hohen Auflastung der Aggregate 40 cm stark ausgeführt. Der Boden wurde mit einer öldichten Wanne aus epoxidharzbeschichtetem Verbundestrich versehen, um bei Leckagen ein Eindringen von Thermoöl in den Boden zu verhindern.

Heizung/Energiekonzept
Das Biomasse-Heizkraftwerk versorgt das gesamte Klinikum mit Energie und deckt einen Wärmebedarf von mehr als 20 Mio. kWh pro Jahr durch die Energienutzung aus nachwachsenden Rohstoffen. Zudem ist es die erste Anlage der öffentlichen Hand in Deutschland, deren nachgeschaltete Turbine Strom aus Biomasse erzeugt.

Die Verstromung aus Biomasse erfolgt nach dem so genannten ORC-Prozess (Organic Rancine Cycle), das auf dem Grundprinzip einer Dampfkraftanlage mit Wasser basiert. Beim ORC-Verfahren wird jedoch anstelle von Wasser ein organisches Medium, beispielsweise Silikonöl verwendet, das bei einer tieferen Temperatur siedet. So können für das Biomasse-Heizkraftwerk thermische Parameter ereicht werden, die sich im Bereich von rund 300°C und 10 bar bewegen. Durch den Einsatz eines flüssigen Thermoöls im Wärmeerzeuger und der Trennung zwischen Verbrennungsanlage und Stromerzeugungseinheit entfallen die hohen Kosten und Betriebsaufwendungen eines Dampf-Wärmeerzeugers. Die Vorteile dieser Systemlösung bestehen in der hohen Verfügbarkeit, einer unüberwachten Betriebsweise, geringen Unterhaltskosten sowie einem problemlosen Teillastbetrieb.

Sofern eine Auslastung von rund 5.000 Betriebsstunden pro Jahr erreicht wird und die Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern gefördert wird, stellt sich der Einsatz von ORC-Anlagen in jedem Fall als eine wirtschaftlich interessante Lösung zur Kraftwärmekopplung mittels Biomasse dar.

Bautafel

Architekten: Bert Reiszky, Hengersberg
Projektbeteiligte: Hofbauer, Deggendorf (Generalplaner); Weinzierl, Deggendorf (Statik); Eder, Hengersberg (Hochbau); Axxtec, Sinsheim (Thermoölanlage); Lausser, Pilgramsberg (HKLS)
Fertigstellung: 2004
Standort: Bezirksklinikum Mainkofen, Bezirk Niederbayern
Bildnachweis: Hofbauer GmbH, Deggendorf

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