Besucherzentrum Vitarium in Bissen/L

Gebäudehülle aus golden schimmernden Kupfer-Aluminiumschindeln

In der luxemburgischen Gemeinde Bissen entstand nach dem Konzept des Berliner Studios KLV ein Besucherzentrum für die Molkerei Luxlait. Am Rand des Firmengeländes gelegen, stellt es eine Verbindung her zwischen den vorhandenen Produktionsgebäuden und der ländlichen Umgebung. Das als Vitarium bezeichnete Bauwerk besteht aus einem eingeschossigen Ausstellungsbereich und einem zweigeschossigen Baukörper mit Veranstaltungssaal, Lounge, Kochlabor, Shop und Eingangsfoyer. Von der Ausstellung, in der es im Wesentlichen um Milchprodukte und das Thema Gesundheit geht, gelangen die Besucher über einen Tunnel in die Produktionsstätten der Molkerei, die ebenfalls besichtigt werden kann.

Das eingeschossige Ausstellungsgebäude ist im Vergleich zum goldenen Eingangsgebäude eher unauffällig
Der Übergang zwischen Fassade und Dach ist fließend
Die Stirnseiten sind fast vollständig verglast

Obwohl das auf der Eingangsseite abgerundete Ausstellungsgebäude mit 3.500 m² eine große Fläche einnimmt, wirkt es eher unauffällig. Seine überwiegend verglasten Fassaden sind mit dunklen Paneelen bekleidet; die auf dem Flachdach angeordnete Terrasse ist nur vage zu erkennen. Im Gegensatz dazu zieht das Eingangsgebäude alle Blicke auf sich: Über Fassade und Dach erstreckt sich eine goldfarbene Hülle, die nur an wenigen Stellen von Lichtkuppeln und Öffnungen durchbrochen wird. Die nach Westen und Osten ausgerichteten Giebelseiten dagegen sind fast vollständig verglast.

Fassade
Als Fassadenbekleidung kamen Metallschindeln aus einer Kupfer-Aluminium-Legierung zum Einsatz, die in einem Sonderformat speziell für das Besucherzentrum gefertigt wurden. Die Planer wählten das Material wegen seines lebendigen Goldtones, seiner Langlebigkeit und hohen Korrosionsbeständigkeit. Nach Ablauf seiner Nutzungsdauer lässt es sich recyceln.

Der Befestigung der Schindeln erfolgte auf zwei Arten – trotzdem ist das Erscheinungsbild von Fassade und Dach sehr homogen. Zur Ausführung kamen die Leistendeckung und die Winkelstehfalztechnik. Bei der Letzteren handelt es sich um eine vereinfachte Form des Doppelstehfalzes. Im Unterschied zu dieser Deckart wird der letzte Falzvorgang statt um 180° nur bis 90° ausgeführt mit dem Ergebnis einer breiteren Ansichtsfläche. Die einfache Falzschließung verringert außerdem die Querspannung auf die Schare, sodass sie sich zu besonders glatten Flächen verarbeiten lassen.

Bei der Leistendeckung wird zwischen den Scharen eine Holzleiste von mindestens 40 x 40 mm auf der Schalung befestigt, an die die aufgekanteten Scharen seitlich anschließen. Für die Ausführung gelten technisch die gleichen Regeln bezüglich Mindestgefälle, Scharbreite und Scharlänge wie bei der Doppelstehfalzausführung. Gegenüber dieser hat die Leistentechnik den Vorteil, dass die einzelnen Schare sich unabhängig voneinander ausdehnen und bewegen können, da sie durch Holzleisten getrennt sind. Die Ansichtsflächen der Deckungsart sind durch die Abmessungen der Holzleisten bestimmt.

Bautafel

Architekten: Studio KLV, Berlin
Projektbeteiligte: Paul Wurth, Luxemburg (Bauleitung), KME Germany, Osnabrück (Fassadenbekleidung), Kalbfuss, Deudesfeld-Desserath (Verarbeitung), Krehle, Landsberg (Blecheinfassungen); Kalbfuss, Deudesfeld-Desserath (Fassadenmontage)
Bauherr: Luxlait Association Agricole, Roost-Bissen/L
Fertigstellung: Oktober 2010
Standort: B.P. 87, 7759 Roost-Bissen/L
Bildnachweis: Dan Zoubek, Berlin

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