Besucherzentrum im Xixi National Wetland-Park in Hangzhou

Nullenergiegebäude mit LEED-Zertifizierung

Auf einer Fläche von 12 Quadratkilometern erstreckt sich westlich der ostchinesischen Metropole Hangzhou der Xixi National Wetland-Park. Das Feuchtgebiet-Reservat setzt sich aus einer vielfältigen Teich- und Seenlandschaft zusammen, die teilweise nur mit Drachenbooten erfahren werden kann. Den Eingang zum Park markiert das Besucherzentrum auf einer kleinen, künstlich aufgeschütteten Insel. Mit seinen knapp 4.300 Quadratmetern dient es als Anlaufpunkt für Touristen und beherbergt zugleich eine Zweigstelle der örtlichen Zhejiang-Universität. Errichtet wurde es nach einem Entwurf des deutsch-chinesischen Architekturbüros Rhine Scheme.

Das Gebäude wurde auf dreieckiger Grundfläche errichtet, im Zentrum befindet sich das gläserne Atrium mit schräg abfallender Dachfläche (Südansicht)
Vor der gläsernen Fassade verläuft eine zweite Ebene aus filigranen Holzlamellen
Die Dichte der Holzlamellen wechselt abhängig von der jeweiligen Ausrichtung des Gebäudes

Im Zentrum des Gebäudes ist ein großes, verglastes Atrium mit dreieckigem Grundriss und abgeschrägter Dachfläche angeordnet. Drumherum entwickelt sich entsprechend der Topografie das eigentliche Gebäude mit seinen unterschiedlichen Räumen. Auf zwei Etagen bietet diese Umfassung Platz für Ausstellungen, Büros der Verwaltung und Seminarräume der Uni. Die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Dachflächen und Rampen, die zum Teil begangen werden können, nehmen Bezug zur Umgebung mit ihren flachen Bergen. So führt beispielsweise eine breite, öffentliche Rampe links vom Eingang hinauf auf eines der Gründächer, von wo man einen weiten Blick über die Parklandschaft genießen kann.

Über einen Einschnitt in der Umfassung und dem dadurch zurückversetzten Eingang gelangen die Besucher direkt ins große Atrium und von dort über verschiedene Treppen zu den Ausstellungen. Der Eingang für Studenten der Universität liegt, etwas versteckt, an der Nordostseite des Gebäudes.

Das Besucherzentrum ist ein Skelettbau. Vor der zu allen Seiten verglasten Pfosten-Riegel-Fassade nimmt eine hölzerne Unterkonstruktion filigrane, horizontal verlaufende Holzlamellen auf. Sie funktionieren als nicht beweglicher, außen liegender Sonnenschutz, ihre Anordnung wechselt in Abhängigkeit von der Gebäudeausrichtung. Während sie im Süden und Westen weite Teile der Glasfassade schließen, sind sie im Norden eher spärlicher eingesetzt.

Gebäudetechnik
Auf dem gläsernen Dach des Atriums schützen gebäudeintegrierte, halbtransparente Photovoltaik-Paneele den Innenraum vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, zudem verhindern sie störende Effekte wie Blendung oder Reflexionen. Die insgesamt 420 Paneele nehmen eine Fläche von 615 Quadratmetern ein, ihre installierte Leistung beträgt 50,4 kW. Auf weiteren 15 Quadratmetern des Daches befinden sich solarthermische Kollektoren, die mit einer effektiven Leistung von 11 kW die ressourcenschonende Warmwasseraufbereitung übernehmen.

Das Heizen und Kühlen des Besucherzentrums übernehmen u.a. reversible Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Sie machen sich die thermische Energie des Grundwassers zunutze. Im Sommer beträgt die Kühlkapazität 183,6 kW mit einer zugeführten Leistung von 38,7 kW; im Winter hingegen kann mit einer zugeführten Leistung von 47 kW eine Heizkapazität von 203,2 kW erreicht werden. Über Fußbodenheizungen kombiniert mit abgehängten Kühldecken erfolgt die Abgabe an die Innenräume. Teilweise wurden außerdem Schwerkraftkühlungen bzw. -heizungen eingesetzt. Um hier die Kühl- bzw. Heizleistung zu reduzieren, wird die Frischluft vor dem Eintritt ins Gebäude in Erdkanälen vortemperiert.

Da in Hangzhou die jährliche Niederschlagsmenge rund 1.370 mm beträgt, in Berlin sind es im Vergleich knapp 550 mm, war es naheliegend das anfallende Regenwasser zu sammeln und zu nutzen. Immerhin sind dies im Monat bis zu 672,5 m³ Wasser, die in Zisternen gesammelt u.a. zur WC-Spülung weiter verwendet werden. Das anfallende Schwarz- und Grauwasser wird ebenfalls wieder aufbereitet. Wasser sparende Sanitärausstattungen sowie energiesparende Lampen und Geräte tragen ebenfalls dazu bei den Energieverbrauch zu reduzieren.

Mittels dieser Maßnahmen wird ein Primärenergiebedarf von 117,4 kWh/m²a erreicht, der von der Gebäudetechnik selbst erzeugt werden kann – und das Besucherzentrum somit zu einem der ersten Nullenergiegebäude Chinas macht. Noch dazu erhielt es die LEED-Zertifizierung in Platin, die als eine der derzeit höchsten Auszeichnungen für nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen gilt.

Bautafel

Architekten: Rhine Scheme, Eiterfeld/Peking (Entwurf und technisches Konzept); Sun Lay Design, Peking (Ausführungsplanung)
Projektbeteiligte: Ifes, Frechen (Energieberater); Landscape Architecture Design & Research Institute of China Academy of Art, Hangzhou (Landschaftsplanung); Yingli Urban Application of Photovoltaic Technology, Suzhou (Photovoltaik); Mingye Construction Group, Hangzhou (Fassade); Dasong Air-Conditional Project, Hangzhou (HLK); Zhejiang Supcon, Hangzhou (Gebäudeautomatisierung, Energie-Management, Monitoring)
Bauherr: Hangzhou Xixi National Wetland Park Phase III
Fertigstellung: November 2013
Standort: Xixi National Wetland Park, Hangzhou
Bildnachweis: JF Photography für Rhine Scheme und Shuhe Architectural Photography, Peking; Sun Lay Design, Peking

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