Besucherzentrum Arche Nebra

Geschwungenes Flachdach mit Lichthof

Auf dem Mittelberg bei Nebra, einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt, fanden Archäologen 1999 eine rund 3.600 Jahre alte bronzene Scheibe. Die so genannte Himmelsscheibe von Nebra ist die erste und einzige Darstellung des Kosmos im vorgeschichtlichen Europa und befindet sich im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Um ihre Fundstelle nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde unweit des Fundortes auf dem Mittelberg bei Wangen das Besucherzentrum Arche Nebra errichtet. Dieses greift die signifikante Formensprache der Himmelsscheibe auf, indem es eines ihrer zentralen Bildelemente, die Sonnenbarke, architektonisch umsetzt. Das verglaste Erdgeschoss über einem Sockel tritt zurück und lenkt die Aufmerksamkeit auf das weit auskragende Obergeschoss. Die 60 Meter lange Barke wird lediglich von zwei Jochen getragen, welche ihr Gewicht von 4000 Tonnen auf drei Stützen und das Treppenhaus verteilen.

Besucherzentrum Arche Nebra
Lichtspiel mit Reflexionen zwischen Himmel und Erde
Der Fund(ort) dieser Himmelsscheibe begründet den Bau des Besucherzentrums

Eine Dauerausstellung zur Himmelsscheibe befindet sich im Obergeschoss in einem 300 Quadratmeter großen und bis zu sieben Meter hohen Raum. Dieser öffnet sich nach Norden mit einem großen Panoramafenster zum Mittelberg hin und holt so den ursprünglichen Fundort ins Gebäude hinein. Ein weiteres Panoramafenster im Ausstellungsraum nach Süden gibt den Blick auf die sanft hügelige Landschaft entlang der Unstrut frei. Die Fassade der Sonnenbarke besteht aus einer hinterlüfteten Metallverkleidung. Je nach Sonneneinfall zeigen die goldfarbene eloxierte Aluminiumfassade und die verglasten Stirnseiten ein Lichtspiel der Reflexionen von Himmel und Erde.

Der Eingang erfolgt ebenerdig. Im Zentrum des Foyers öffnet sich der Raum mit einem großzügigen Lichthof zum Himmel. Vorbei an Kassen und Informationen gelangt man auf die zum Tal nach Süden hin offenen Terrasse. Im Obergeschoss befindet sich in der nördlichen Flanke der Hauptpräsentationsraum, in der südlichen der Bereich Wechselausstellungen, in einer abgeschirmten Black Box dazwischen liegt das Planetarium. Im Sockelgeschoss sind Seminarräume, Büros, Technik, Lager, Toiletten, Garderobe und Anlieferung untergebracht.

Das Besucherzentrum liegt inmitten eines Naturschutzgebietes und kann nur zu Fuß oder mit einem Shuttlebus erreicht werden. Es wird allein mit Erdwärme geheizt und gekühlt und ohne Klimaanlage belüftet. Alle Räume, außer den Infrastruktur- und Technikräumen sowie dem Planetarium sind natürlich belichtet.

Flachdach
Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um ein Warmdach mit klassischem Aufbau: Unter einer witterungsbeständigen Dachabdichtung liegt eine 180 mm starke Dämmung über einer Dampfsperre auf der Tragkonstruktion, einer 200 mm starken Stahlbetonrippendecke. Deren Unterseite ist mit 80 mm dicken, vlieskaschierten Mineralfaserplatten verkleidet. Eine Dachverglasung schützt den gesamten Bereich des Lichthofes, der zum einen das Gebäude mit Tageslicht versorgt und zum anderen den freien Blick zum Himmel über alle Stockwerke ermöglicht.

Bautafel

Architekten: Holzer Kobler Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Jost consult, Halle (Projektentwicklung); Boy und Partner Ingenieurbüro für Bauwesen, Saale (Bauleitung und Tragwerksplanung); Arup, Berlin (Haustechnik); Planungsgruppe M+M, Naumburg (Bauphysik); club L94 Landschaftsarchitekten, Köln (Landschaftsplanung)
Bauherr: Kreisverwaltung Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt
Fertigstellung: 2007
Standort: Nebra
Bildnachweis:
Holzer Kobler Architekten, Zürich (1,3); Benedikt Hotze, Berlin (2); Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (4)

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