Bauhaus Halensee in Berlin

Plastische Aluminium-Verbundpaneele mit Schallschutzwirkung

In idealer infrastruktureller Lage hat sich die Baumarktkette Bauhaus in Berlin zwischen Stadtautobahn, Kurfürstendamm und S-Bahngleisen eine neue Filiale errichten lassen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs, umfasst der in zwei Volumen (Fachzentrum und Dive-In-Pavillon) aufgeteilte silbrig glänzende, teils großflächig verglaste Neubau eine Fläche von 22.000 m². Dass die Gebäude in dieser und nicht der üblichen Gestaltungsform der Baumarktkette realisiert werden konnten, ist einem Gutachterverfahren aus dem Jahr 2009 zu verdanken. Darin überzeugte das Büro Thomas Müller Ivan Reimann Architekten mit einem Entwurf, der konkret auf die Besonderheiten des Standorts reagiert.

Das Fachzentrum mit Eingang an der Südseite und dem vorgelagerten Parkplatz (das Drive-In ist nicht im Bild)
Nordwestansicht: Die Aluminium-Fassade wird von Lichtbändern aus Polycarbonat unterbrochen
Bei Dunkelheit werden die Lichtbänder aus Polycarbonat beleuchtet und als Werbetafeln genutzt

So ist dem Baumarkt auf der Seite zum Kurfürstendamm der sogenannte Stadtgarten (eigentlich das Gartencenter) vorgeschaltet, der die Besucher über eine Abfolge von Schaufenster, Wintergarten, Pflanzenausstellung und Garten in die Verkaufshalle führt. Das „Schaufenster“ ist als 14 Meter hohe Glasfassade ausgebildet und erstreckt sich über die gesamte Breite des Baukörpers. Bei Tag sind die Pflanzen und das große abstrahierte Bild eines Waldes im Innenraum von außen vage zu erkennen, in der Dunkelheit stechen sie durch eine gezielte Beleuchtung umso deutlicher hervor. In Verbindung mit einer großen Freitreppe, deren Podest als Café-Terrasse genutzt werden kann, entsteht am Kurfürstendamm ein einladender Eingangsbereich.

Ein zweiter, ebenerdiger Zugang führt auf der Südseite des Fachzentrums unmittelbar in seine Verkaufshalle. Er ist dem ca. 200 Meter langen Parkplatz zugeordnet, an dessen anderem Ende der Drive-In Pavillon ist. Dort können Autofahrer schwere Baustoffe direkt vom Regal in oder auf ihr Fahrzeug laden.

Während die Glasfassade am Kurfürstendamm als Teil des Stadtraums erlebbar ist, wird der restliche Teil des Gebäudes aus der Distanz und zumeist aus der Bewegung wahrgenommen. Dieser Umstand bildete die Grundlage für die Gestaltung der geschlossenen Gebäudehülle, die mit einer niedrigen Sockelzone, einer plastisch ausgeformten Aluminiumfassade und einem transluzenten Oberlichtband horizontal gegliedert sind. Die Materialtiät verbindet die Einzelbaukörper zu einem optischen Ganzen.

Fassade
Die Außenwände sind größtenteils als vorgehängte hinterlüftete Fassaden ausgeführt. Ihre  geschlossenen Flächen bestehen aus rechteckigen, hochformatigen Aluminium-Paneelen mit Kunststoffkern, die geschnitten und gefräst auf die Baustelle geliefert und vorort zu kantigen Elementen gefaltet wurden. Von der Form her bilden sie ein Zeltdach mit außermittig liegendem Firstpunkt, das einmal als Positiv- und einmal als Negativform verwendet wird.
 
Die dadurch entstandene Oberfläche erzeugt nicht nur das veränderliche Erscheinungsbild der Fassaden, sondern sorgt vor allem auch dafür, dass der Schall des Verkehrslärms gestreut wird. Je nach Sonnenstand und Betrachtungswinkel verändert sich die Fassade von einem glatten, flächigen Bild aus großen silbernen und kleinen hellblauen Rauten zu schrägen Streifen, die wie mit einander verwoben erscheinen, bis hin zu der eigentlichen dreidimensionalen silbernen Hülle.

Die transluzenten Oberlichter dienen neben der Belichtung auch als Werbeflächen. Sie bestehen aus Polycarbonat-Platten, die in der Dunkelheit hinterleuchtet werden. Die Glasfassaden an den Eingängen sind als Pfosten-Riegel-Konstruktionen ausgeführt und zum Kurfürstendamm durch unregelmäßig angeordnete Stahlbetonstützen zusätzlich gegliedert -cr

Bautafel

Architekten: Thomas Müller Ivan Reimann Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ole Ritzke, Berlin (Projektleitung); Astrid Kneib und Christoph Bröke, Berlin (Bauleitung); Hans-Jochen Brandt, Berlin (Statik); Facade-Lab, Großbeeren (Fassadenplanung); 3A Composites, Singen/Hohentwiel (Fassadenpaneel Alucobond); Ingenieurbüro Kleinberger, Leopoldshöhe (Technische Gebäudeausstattung); Peter Stanek, Berlin (Brandschutz); Müller-BBM, Berlin (Bauphysik); ALB Akustik Labor, Berlin (Akustik); Studio Dinnebier, Berlin (Lichtplanung); fpb, Berlin (Freianlagenplanung); LK Argus Verkehrsplanung, Berlin und GRI, Berlin (Verkehrsplanung)
Bauherr: Bauhaus, Mannheim
Fertigstellung: 2013
Standort: Kurfürstendamm 129a, 10711 Berlin
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin

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