Baubetriebliche und bauwirtschaftliche Anforderungen von Schalungen

Aus baubetrieblicher und bauwirtschaftlicher Perspektive nehmen Schalarbeiten für beinahe jedes Ortbeton-Bauvorhaben eine hohe Bedeutung ein. Dies ist dadurch bedingt, dass sie meist am kritischen Weg liegen und einen wesentlichen Kostenanteil an den Rohbauarbeiten darstellen. In diesem Kontext ist es besonders relevant, auf eine baubetrieblich effiziente und effektive Kombination der Produktionsfaktoren zur Erfüllung der Bauzeitvorgaben sowie der Qualitätsanforderung zu achten. Aus bauwirtschaftlicher Sicht treten dabei die Herstellkosten und gleichzeitig die Vermeidung von Gewährleistungskosten in den Vordergrund.

Zu den elementaren Produktionsfaktoren zählen die Arbeitskräfte, die Geräte und die Materialien. Für die Auswahl dieser Faktoren und zugleich für deren effiziente und effektive Kombination sind die dispositiven Produktionsfaktoren verantwortlich. Für jedes Bauwerk bzw. die jeweiligen Bauteilgruppen sind im Zuge der Bauverfahrensvergleiche die geeignetsten Schalungssysteme auszuwählen. Im Zuge der Entscheidungsfindung sollte neben den Geräte- und Materialkosten ein besonderes Augenmerk auf die aus der Kombination der Produktionsfaktoren entstehenden Kosten gelegt werden. Wird ein Schalungssystem nur hinsichtlich der Geräte- und Materialkosten bewertet, kann es aufgrund der isolierten Perspektive im Vergleich mit einem anderen System auf den ersten Blick sehr teuer erscheinen.

Werden richtigerweise auch die erzielbaren Aufwands- und Leistungswerte und damit die anfallenden Lohnstunden bzw. in weiterer Folge Lohnkosten für den gesamten Herstellungsprozess in die Betrachtungen integriert, kehrt sich der erste Eindruck meist in das Gegenteil um. Für eine baubetrieblich und bauwirtschaftlich nachhaltige Entscheidungsfindung sind die systematische Auswahl der Art der Produktionsfaktoren, die Anzahl sowie deren Kombination von essenzieller Bedeutung.

Besonders wenn hohe Sichtbetonanforderungen an die Bauteile bzw. das Bauwerk gestellt werden, benötigen alle Projektbeteiligten vertiefte und vernetzte Kenntnisse in der Tragwerksplanung, Schalungstechnik und Betontechnologie sowie im Baubetrieb. Für die erfolgreiche und verantwortungsvolle Umsetzung eines Sichtbetonprojektes ist es notwendig, dass die Bauherrenvertreter wissen, welcher entsprechende Kostenrahmen für eine gewünschte Qualität einzuplanen ist. Akteure aus der Bieter- bzw. Auftragnehmersphäre sollten aus den Ausschreibungsunterlagen erkennen können, welcher Arbeitsaufwand und welche Herstellkosten für die ausgeschriebenen Sichtbetonanforderungen anfallen werden. Dies bildet auch die Grundlage für die Kalkulation des angebotenen Preises. Entscheidend dabei ist, ob zwischen den Vorstellungen über die Sichtbeton-Gestaltungsziele des Planers bzw. Bauherren und dem für die Zielerreichung erforderlichen Produktionssystem des Bieters bzw. Auftragnehmers annähernde Deckungsgleichheit herrscht.

Die Betrachtung der inneren Produktionsbedingungen umfasst die Art, die Anzahl und die Kombination der elementaren Produktionsbedingungen. Im Detail geht es um Arbeitskräfte (Facharbeiter, Hilfsarbeiter etc.), Betriebsmittel (Trägerschalung, Rahmenschalung, Multiplexplatten, Kunststoffplatten etc.) und Stoffe (Normalbeton, selbstverdichtender Beton, Trennmittel etc.), die zur Ausführung der Leistungen erforderlich sind. Um dabei die Grenzen zu Produktivitätsverlusten nicht zu überschreiten, ist eine zeitliche, räumliche, intensitätsmäßige und organisatorische Abstimmung notwendig. Die dispositiven Produktionsfaktoren (Sichtbetonexperte, Arbeitsvorbereiter, Schalungstechniker, Trennmitteltechnologe, Betontechnologe etc.) übernehmen die Auswahl der elementaren Faktoren und sind zugleich für deren Funktionieren verantwortlich (siehe Abb. 1).

Die äußeren Produktionsbedingungen wirken auf das innere Produktionssystem und bestimmen in unterschiedlichem Ausmaß die erzielbare Qualität der Betonoberflächen und Produktivität des Baubetriebs. Die äußeren Bedingungen sind vom AN nicht frei wählbar und damit auch nur bedingt beeinflussbar, z.B. durch Vorfertigung in einer Fertigungshalle. Dazu zählen maßgeblich:

  • Bauzeit
  • Umfeld
  • Witterung
  • Qualität und Quantität
  • Art, Form und Komplexität des Bauwerks
Das innere Produktionssystem ist im Kontext dieser vorgegebenen Rahmenbedingungen zu adaptieren. Nicht nur für das Produktionssystem hat die Schalung eine hohe baubetriebliche und bauwirtschaftliche Bedeutung, sondern sie muss auch in allen Bauphasen die Belastungen sicher ableiten.

In statischer Hinsicht ist die lastverteilende und lastableitende Funktion der Schalung während der verschiedenen Bauzustände (Einschalen, Bewehren, Betonieren, Ausschalen etc.) hervorzuheben. Damit es zu keinen Einschränkungen der Standsicherheit und der Gebrauchstauglichkeit einzelner Bauteile bzw. des Bauwerks kommt, ist bei der Auswahl eines Schalungssystems auch das Verformungsverhalten der Schalung während der verschiedenen Belastungszustände von großer Bedeutung.

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