Aufstockung HTL Bau und Design in Innsbruck

Vorgefertigte Holzelemente und Stahlfachwerkträger

Die HTL Bau und Design Innsbruck ist eine Schule mit bautechnischer und künstlerischer Ausrichtung, die bereits seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert besteht. Das Kürzel HTL steht für Höhere Technische Lehranstalt. Der Schulkomplex wurde 1974 westlich der Innenstadt, zwischen Bachlechnerstraße und Trenkwalderstraße, errichtet und ist Ergebnis eines in den 1960er-Jahren ausgeschriebenen Wettbewerbs. Die in Innsbruck ansässigen ao-architekten haben ihn 2021 durch Aufstockung erweitert. Sie ergänzten das nach Nordwesten ausgerichtete Hauptgebäude, einen schlichten Viergeschosser, um ein Dachgeschoss als Hybrid aus Holz und Stahl.

Mit seiner dunklen Farbe tritt das Dachgeschoss hinter dem Bestand zurück.
Die Dachterrasse ist ein Einschnitt in die Kubatur.
Das neue Dachgeschoss ist von Tageslicht erfüllt.

Gläserne Fuge und Lamellendach

Ein Lamellendach mit Sheds, die gleichmäßig Tageslicht in die Räume führen, begründet den umlaufend hohen Dachrand. Dieser setzt sich oberhalb eines Glasbandes mit wenigen Fensterflügeln als breiter dunkler Rahmen ab. Das neue Geschoss krönt gleichsam den dezenten Siebziger-Jahre-Bau; das Fensterband bildet eine Fuge zwischen alt und neu. Die Fassadenverkleidung der Aufstockung aus gefaltetem, schwarzem Metallblech tritt farblich gegenüber dem hell verputzten Bestand zurück.

Das auf diese Weise akzentuierte Hauptgebäude zeigt sich nach oben zunehmend licht und offen. Das Fensterband erlaubt einen Rundumblick über Innsbruck; das weitgehend stützenfrei gespannte Lamellendach erhellt die Erschließungsbereiche, die Unterrichts- und Lernlandschaft. Nur Glastrennwände separieren die Klassenräume und CAD-Säle zu den Fluren. So erscheint das Dachgeschoss beinahe durchgängig. Ein ehemaliger Luftraum im Bestand ist mit Horizontalverglasungen überdeckt und durch eine Sitzbank aus Beton gefasst. Sanitärkerne in massivem Sichtbeton verweben Bestand und Aufstockung.

Kleine und große Räume, Zwischenräume

Während an den Kopfseiten jeweils drei Klassenräume und an den Längsseiten Zeichensäle und ein Vortragsraum angeordnet sind, bieten offene Zonen dazwischen die Möglichkeit, sich in Kleingruppen zusammenzusetzen, um zu Arbeiten oder für Ruhepausen. Der Grundriss ist flexibel genug für Ausstellungen und andere Veranstaltungen.

BSH-Träger, Stahlfachwerk und Brettsperrholz

Das Dachtragwerk besteht aus Sheds, die auf Längsträgern und wenigen Wänden auflagern. Die Längsträger lagern auf Wänden, auf Stahlverbundstützen und Betonkernen. Die horizontale Aussteifung erfolgt über die Betonkerne und kleine Windverbände aus Stahlstangen in der Glasebene. Vor den Klassenräumen überspannen Stahl-Fachwerkträger die gesamte Breite des Geschosses.

Tragende Elemente sind überwiegend in Querrichtung spannende Brettschichtholzträger, die unterhalb der Fensterreihen Teil der Sheddachkonstruktion sind. Sämtliche nicht transparenten Wand- und Deckenelemente, die Längsträger und Trennwände zwischen den Klassenräumen und Zeichensälen, bestehen aus Brettsperrholz.

Den Brettsperrholzelementen als Teil der Gebäudehülle ist eine Mineralwolledämmung vorgesetzt. Das gekantete eloxierte Fassadenblech ist als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ausgeführt. Die geneigten Dachflächen sind zweilagig mit beschieferten Bitumenbahnen abgedichtet; die Flachdächer an den kurzen Seiten nach Nordwesten und Südosten sind extensiv begrünt. Zudem gibt es eine kleine Terrasse als Ausschnitt des Dachgeschosses mit Betonplatten als Bodenbelag.

Klassentrennwände mit Schallschutz

Für einen guten Schallschutz zwischen den Klassenzimmern sorgt ein mehrschichtiger Wandaufbau: Im Kern sind zwei 8 cm starke Brettsperrholzelemente getrennt durch eine Schicht aus 5 cm Mineralwolle. An den Außenseiten folgen mit 0,5 cm Abstand die Lattung (40 x 60 mm) auf elastischen Schwingbügeln, Mineralwolle, eine OSB-Platte und die Vorsatzschale aus Holz (Weißtanne, Nut-Feder, horizontal verlegt).

Über Betonteile, die hinter der Attika in der Decke des Altbaus verankert sind, erfolgt der Anschluss an das Bestandsdach. Mit etwas Abstand dazu trägt eine neue Stahlbetondecke den weiteren Bodenaufbau. Die bestehende Attika wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) überdämmt. -us

Bautafel

Architektur: ao-architekten, Innsbruck
Projektbeteiligte: Brunnsteiner ZT, Natters (Statik); Fiby ZT, Innsbruck (Bauphysik); AIS Bau- und Projektmanagement, Zell am See (örtliche Bauaufsicht); Schmidt Holzbau, Innsbruck (ausführende Holzbaufirma)
Bauherr/in: BIG – Bundesimmobiliengesellschaft, Wien
Fertigstellung: 2021
Standort: Trenkwalderstraße 2, 6026 Innsbruck, Österreich
Bildnachweis: David Schreyer

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