Atelierhaus in Sebastopol

Betonboden mit bepflanzten Aussparungen und Holzdielen aus recycelter Kiefer

Es herrscht ein warmes und mildes Klima im kalifornischen Sonoma County im Südwesten der USA. So mild, dass die Erweiterung eines Atelierhauses in Sebastopol, die Raum für Dinner-Gesellschaften bietet, an einer Stelle nach außen offen ist – und die Hühner vom Garten in die Küche spazieren können. Als „Amöbe“ bezeichnen Mork-Ulnes Architects den Anbau, der an das Haupthaus, die sogenannte Scheune, in freiem Schwung nordwestlich andockt. Die Architekten mit Bürostandorten in Oslo und dem nahen San Francisco planten beide Gebäudeteile. Demnächst wohl auch das Schwimmbad mit Poolhaus, das auf dem 1,2 Hektar großen Anwesen des Kunsthändlers und der Malerin entstehen soll.

Der gewundene Anbau aus Beton und Holz hat starken Bezug zum Außenraum (Ansicht Nordwest)
Verschiebbare Glaselemente ermöglichen die Öffnung der Westfront
Markantestes Merkmal der Scheune ist das asymmetrische Schmetterlingsdach

Die Scheune, ein Holzbau aus dem Jahr 2010, ist knapp 230 Quadratmeter groß. Ihr markantestes Merkmal ist das asymmetrische Schmetterlingsdach, welches das Gebäude in einen kurzen und einen langen, also höheren Teil gliedert. Der kürzere Abschnitt dient als Unterstand für einen Traktor, mit dem das Anwesen bewirtschaftet wird. Zweiflügelige Holztore an beiden Seiten ermöglichen das Durchfahren. Der größere Gebäudeteil schließt nördlich mit ansteigender Dachschräge an. Im Erdgeschoss befindet sich ein Wohnraum, dessen Wände zahllose Bücher und Gemälde fast komplett bedecken. Nur die Westseite ist verglast und bietet Ausblick zum Garten. Auf einer kleinen Galerie ist ein Arbeitsplatz angeordnet. Ein Flur trennt den Wohnraum vom Atelier, neben dem westlich die lang gestreckte, schmale Küche den Übergang zum neuen Anbau bildet. Ein weiteres Atelier im Dachgeschoss ist von außen über eine Treppe oberhalb des Flurs erreichbar.

Die 20 cm starken, geschwungenen Betonwände des Erweiterungsbaus bilden zunächst eine Kurve, weiten sich und verlaufen dann parallel in Westrichtung. Sie fassen eine Front aus hohen Glasschiebeelementen, die sich an einer Seite kompakt zusammenschieben lassen. Eine Fläche von 67 Quadratmetern sind auf diese Weise entstanden. Die hölzerne, sanft ansteigende Dachkonstruktion ist unverkleidet; die Dachschräge neigt sich zum Haupthaus. Über ein großes Dachfenster gelangt Tageslicht in die Übergangszone von Scheune und Amöbe.

Die verbauten Materialien stammen teilweise aus einer alten Scheune, die als Vorgänger des Atelierhauses abgerissen wurde: Balken und Bretter fanden Verwendung im Dachtragwerk oder als Möbel. Fenster und verglaste Türen sind als thermisch getrennte Aluminiumprofile mit Isolierverglasung ausgeführt.

Boden
Die intensive Verzahnung zwischen Innen- und Außenraum basiert auf dem Zusammenwirken von Wänden, Öffnungen und dem Boden, der überwiegend aus Beton besteht, stellenweise aber mit bepflanzten Beeten gestaltet ist. Neben der Glasfront gibt es eine bodentiefe Fensteröffnung an der Südseite, wo eine organisch geformte, begrünte Aussparung im Boden den Eindruck erzeugt, als wüchse die Gartenbepflanzung ins Haus hinein. Eine deutlich niedrigere Öffnung an der Nordseite kommt ganz ohne Verglasung aus: Von außen schließt dort ein Freilaufgehege für Hühner an, sodass die Tiere ins Haus gelangen können.

Der Fußboden im Anbau ist nicht gedämmt. Der Beton wurde vor Ort gegossen und ist über die integrierten Beete sowie über Fugen gegliedert. Fast scheint er um die begrünten, inselartigen Aussparungen zu fließen, die die Natur in Form von Papayas, Bananen und Mango herein holen. Beete mit Feigen, Taro und Bambus grenzen den Essbereich von der Küche ab. Die massiven Wände und der Boden regulieren mit ihrer Speichermasse außerdem das Innenraumklima.

Im Erdgeschoss der Scheune kam ein Betonestrich mit integrierter Fußbodenheizung auf entsprechender Wärme- und Trittschalldämmung zum Einsatz. Die Betonoberfläche wurde nach dem Abhärten geglättet und poliert. Im Wohnraum wurde ein Teppichboden aus Sisal verlegt. Der Dielenboden des Ateliers im ersten Obergeschoss besteht aus recycelter Kiefer. Die Bretter wurden vor dem Einbau geschliffen und geölt. Die Verlegung erfolgte direkt auf der Holzunterkonstruktion, auf der die Dielen vernagelt sind.

Bautafel

Architekten: Mork-Ulnes Architects, San Francisco/Oslo
Projektbeteiligte: Rogina Pestell Engineering, Santa Rosa (Tragwerksplanung); Damner Construction, San Francisco und Natal Modica Construction, Novato (Ausführung); Bill Wheeler, Sonoma County (Altholzdielen)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Sebastopol, Sonoma County, Kalifornien, USA
Bildnachweis: Bruce Damonte, San Francisco; Grant Harder, Vancouver; Mork-Ulnes Architects, San Francisco/Oslo

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