Ateliergebäude in Berlin Moabit

Innendämmung mit PS 20 in einer Holzrahmenkonstruktion

Das Atelier- und Wohngebäude der Künstlerin Katharina Grosse befindet sich auf einer ehemaligen Militärschneiderei in Berlin Moabit. Die Umgebung ist stark von preußischer Backsteinarchitektur geprägt, deren Bauten klar gegliedert und mit Sandsteinintarsien versehen sind. Den präzise ausgeführten Bestandsgebäuden setzten die Architekten Augustin und Frank einen klaren Sichtbetonquader entgegen.

Eingangssituation an der Lehrter Straße
Seitenansicht
Detail Betonfassade

Der Gebäudekubus entwickelt sich exakt über den vorhandenen Grundstücksgrenzen, er gründet auf den Fundamenten seines Vorgängers. Der nicht unterkellerte Bau ist mit einer denkmalgeschützten Bestandsmauer verzahnt, die gleichzeitig die Gebäudeflucht definiert. Seine Fassaden sind an bestimmten Stellen mit Glasflächen oder Lüftungsöffnungen versehen. Diese passen sich nicht an die umgebende Fassadengestaltung an, sondern ergeben sich aus der jeweiligen Funktion. Lediglich die Farbgebung des Betons korrespondiert mit dem gelben Sandstein der Nachbarfassaden.

Im Inneren des Gebäudes sind zwei 5,60 m hohe Räume übereinander angeordnet und beihalten ein Lager und das darüber liegende große Atelier. Sie werden im Erdgeschoss mittig erschlossen. Ein Vordach gibt es nur, wenn die Klappe über der Tür zufällig geöffnet wird und sich nach außen stülpt. Links vom Lager liegt die Bibliothek, rechts davon das Büro und der Wohnbereich der Künstlerin. Zwei gradläufige Treppenanlagen, jeweils an den Stirnseiten des Gebäudes führen nach oben ins lichtdurchflutete Atelier.

Diese beiden Treppen unterscheiden sich in Detail und Farbe, unterstreichen aber die sachliche Ausbildung des gesamten Komplexes. Zwischen Lager und Atelier befindet sich außerdem zu Anlieferungszwecken eine hydraulisch angetriebene Bodenklappe.

Für ihre großformatigen Arbeiten benötigt die Künstlerin viel Tageslicht und viel Wandfläche. Da sie für ihre Bilder Farben über Wandflächen, Böden, Fensteröffnungen und Decke hinwegsprüht, sind die Wände im Atelierinneren aus Gipskarton hergestellt. Sie lassen sich bearbeiten, benageln und jederzeit erneuern. Die Atelierdecke besteht aus Stahlträgern auf die eine Profildecke aus Stahlblech aufgelagert ist. Zwölf Oberlichter sind gleichmäßig in das Deckenfeld eingeschnitten.

Obwohl das Gebäude symmetrisch aufgebaut zu sein scheint, setzen sich die Privaträume von den öffentlichen Räumen durch die jeweiligen Fensteröffnungen, Ein- und Ausblicke und durch Farben wie pink, orange und olivgrün voneinander ab. Für den Bau des Ateliergebäudes standen insgesamt 1.200 EUR/m² (brutto) zur Verfügung.

Wärmedämmung
Als reine Stahlbetonkonstruktion konzipiert, wurden die Außenwände als Sichtbeton mit Innendämmung hergestellt. Zur Ausführung kam ein Transportbeton der Klasse C 25/30 mit einer titanweißen Pigmentierung.

Die Architekten beantworteten die Frage nach der problematischen Ausführung einer Innendämmung wie folgt:

„...bei Sichtbetonbauten mit Innendämmung ist Folgendes anzumerken: Durch die Dämmung hindurch darf keine Wasserdampfdiffusion erfolgen. Dies gewährleistet am besten eine dampfdichte Dämmung. Die einzige, absolut dampfdichte Wärmedämmung ist Schaumglas. Diese Dämmung ist teuer (ca. 70 EUR/m²). Andere, preiswertere Dämmungen müssen mit Dampfsperren kombiniert werden. Dabei gilt die ganze Mühe und Aufmerksamkeit der Wahl und dem Einbau der Dampfsperrschicht und insbesondere aller ihrer Anschlüsse.

Eine entwickelte Ausführungsqualität und -kultur existiert hierbei im Holzrahmenbau. Auf die Fähigkeiten und Methoden der Holzbauer und Zimmerleute haben wir zurückgegriffen und die Wärmedämmung (Polystyrol-Hartschaum, PS 20) in eine Holzrahmenkonstruktion eingebaut. Die Holzrahmen sind mit der Dampfsperre überspannt. Die Dampfsperre ist auf den Holzrahmen dicht gestoßen und mechanisch befestigt. Vor dieser Konstruktion steht frei eine Trockenbauschale, ebenfalls gedämmt, als Installationsschicht vor der Dampfsperre. In den Ateliers wird auf diese Trockenbauschale gearbeitet und es ist ein weiterer Vorteil unserer Konstruktion, dass diese Schale jederzeit erneuert und ausgetauscht werden kann.“

Bautafel

Architekten: Augustin und Frank, Berlin
Projektbeteiligte: Pichler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Studio Dinnebier, Berlin (Lichtplanung)
Bauherr: Katharina Grosse, Berlin
Fertigstellung: 2007
Standort: Lehrter Straße 57, Berlin
Bildnachweis: Y. Kavermann, Berlin (1,2), U. Schmidt; Berlin (3,4)

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