Atelier, Büro- und Wohnhaus in Dachau

Fassade aus glasfaserverstärkten Kunststoffplatten

Mitten in der Altstadt von Dachau steht eine alte Linde, die zur Inspiration und zum tragenden Leitmotiv des eigenen Atelierhauses der Architekten Deffner und Voitländer wurde. Der Baum steht im Mittelpunkt des innerstädtischen aber intimen Platzes, der durch das neue Haus ein vielseitiges Szenenbild erhält, das sich im Verlauf von Tages- und Jahreszeiten wandelt. Alle Aufenthaltsräume orientieren sich bühnenhaft zum Platz und bieten den Bewohnern und Architekten, die in diesem Haus arbeiten und leben einen ständigen Kontakt mit dem alten Baum.

Ostansicht
Dachgeschoss
Dachterrasse

Eine alte Ziegelmauer auf der Rückseite des Hauses bildet die Grenze zum Nachbarn. Zwischen ihr und dem Neubau liegt die Zufahrt zu dem drei geschossigen schmalen Haus. Über den Ästen der Linde befindet sich vor dem Staffelgeschoss der ruhige Rückzugsbereich der Familie. Ganz im Kontrast zum bildhaften Äußeren strahlt der Innenraum Zurückhaltenheit und Ruhe aus. Hier wird der Raum durch seine vielseitig überlagerten Nutzungen spannend und bunt.

Fassade
Der Baum ist auch das zentrale Thema der Fassadengestaltung. Wie eine Reflexion auf einer glatten Oberfläche wirken die grob gepixelten Reproduktionen der blattlosen Äste und Zweige auf der neuen Haut des Ateliers. Tritt man näher heran wirkt die transluzente Fassade weicher und animiert zum Berühren.

Auf einer Unterkonstruktion aus Holz sind die 5 mm dicken glasfaserverstärkten Kunststoffplatten (GFK) auf Harz basierend hinterlüftet montiert. Eine diffusionsoffene Folie sorgt dafür, dass eingedrungene Feuchtigkeit kontrolliert wieder aus der Fassade abgeführt werden kann. In Handarbeit wurden die auf Spezialpapier übertragenden Fotographien der Baumabwicklung in die flüssigen Glasfaserschichten eingelegt und somit konserviert. Das in Fassaden sehr ungewohnte Material ist transluzent und hat fast die typische Grünfärbung von Floatglasscheiben. Die Gläser in den großen Fenstern der Fassade reflektieren den Baum jedoch wirklich, so dass sich interessante Überlagerungen von Dokumentation und Reflexion ergeben.

Die opake Staffelgeschossfassade besteht ebenfalls aus GFK und wurde in Formteile gegossen, die in einem intelligenten System gefügt sind. Kontrastreich wirken die farbigen Rückseiten der einfachen Tür- und Fensterkonstruktionen, die in einem Holzrahmen integriert sind und im geöffneten Zustand eine Bereicherung der Fassadengestalt darstellen. Das Haus setzt neue Maßstäbe in der Verwendung von Duroplasten in der Architektur und befreit von Vorurteilen zur Unvereinbarkeit von Kunststoffen und Natur.

Bautafel

Architekten: Deffner und Voitländer Architekten, Dachau
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Tischner und Pache (Tragwerksplanung); Colin Patterson, (Kunststofftechnik); Voss Chemie, Uetersen (GFK Fassade)
Bauherr: Deffner Voitländer
Fertigstellung: 2005
Standort: Gottesackerstraße 21, 85221 Dachau
Bildnachweis: Dieter Leistner

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