Andalusische Energieagentur in Sevilla

Biopix-Fassade und tradtionelle Architekturelemente für eine gute Energieeffizienz

Zwischen den Armen des Flusses Guadalquivir bildet die Isla de la Cartuja einen wichtigen Standort im andalusischen Sevilla: Kurz nach ihrer Nutzung als Expo-Gelände im Jahr 1992 entstand dort ein Wissenschafts- und Technologiezentrum, das sich im Park Cartuja 93 entlang des Flussufers erstreckt. In unmittelbarer Nähe realisierten die spanischen Architekten Ruiz-Larrea y Asociados den Hauptsitz der Andalusischen Energieagentur, die im Auftrag der Landesregierung Strategien für eine optimierte wirtschaftliche und umweltschonende Energieversorgung entwickelt.

Glassfassaden mit strengem Raster und (mehrgeschossige) Loggien bilden Kontrapunkte zur geschlossenen Hülle
Die Fassade lässt sich mit traditionellen Bekleidungselementen ebenso bestücken wie mit High-Tech-Elementen
In den Randzonen des Erdgeschosses liegen ruhige, schattige Zonen mit Pflanzen und Wasser

Ziel der Architekten war es, ein Gebäude mit minimalem Energieverbrauch zu schaffen. Mit der Gestaltung orientierten sie sich deshalb an der traditionellen andalusischen Architektur, in der das Tageslicht durch Perforationen in Wänden und Decken (Mocárabe) sowie sorfältig gesetzte Oberlichter nur gefiltert ins Gebäudeinnere gelangt. Als Hülle sahen sie eine sogenannte „Biopix-Fassade“ vor, die mit zurückgesetzten Fenstern, Photovoltaik-Elementen, geschlossenen Paneelen und Edelstahlgeweben auf die klimatischen Gegebenheiten reagiert. Die Fassadenoberfläche ist in quadratische und rechteckige Formen untergliedert, die aus der Ferne wie einzelne Pixel wirken. Kontrapunkte bilden Glasfassaden mit strengem Raster und (mehrgeschossige) Loggien.

Mit sechs oberirdischen und zwei unterirdischen Geschossen bietet das Bürogebäude eine Fläche von rund 11.200 m². Die Erschließung erfolgt über ein zweigeschossiges Foyer im Erdgeschoss, an das sich ein Auditorium, Mehrzweckräume, eine Bibliothek und ein Kinderhort anschließen. In den Randzonen sind ruhige, schattige Flächen mit Pflanzen und Wasser angeordnet, die als klimatische Puffer dienen. Kernstück des Bürogebäudes ist ein offenes Atrium, das Sichtbeziehungen zwischen allen Ebenen und dem Foyer erlaubt. Gleichzeitig ermöglicht das darüber liegende Oberlicht eine natürliche Belichtung, die durch ein Konstrukt aus umgedrehten Polyethylen-Pyramiden gleichmäßig gestreut, indirekt und blendfrei ist.

Für eine vertikale Lichtleitung sorgen Lichtschächte, die auf den ersten Blick wie tragende Stützen wirken. Die Architekten umhüllten das Tragwerk mit Zylindern aus transluzentem Methacrylat, die das Licht vom Eintrittspunkt im Dach in alle Geschosse leiten. Die Helligkeit der Räume wird durch weiße Oberflächen unterstützt, die dem Gebäude eine optische Kühle verleihen.

Fassade
Die Gebäudehülle ist als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ausgeführt und wird durch einen stetigen Luftfluss kühl gehalten. Die pixelartige Gestaltung der Oberfläche basiert nach Angaben der Architekten auf thermischen Studien, in denen untersucht wurde, an welchen Stellen sich Sonne und Wind besonders effizient nutzen lassen.

Grundsätzlich besteht die Fassade aus einer inneren und einer äußeren Haut mit dazwischen liegender Luftschicht. Die Außenbekleidung ist mit einer nicht sichtbaren Befestigung auf einer Metallunterkonstruktion montiert, in der auch die Kanäle für die Photovoltaik-Elemente verlaufen. Die innere Hülle setzt sich aus Gipskartonplatten und Trapezblechen zusammen, die eine zweite Metallunterkonstruktion beidseitig beplanken. Die Trapezbleche orientieren sich zur Luftschicht und dienen als Regenschutz: Durch das Edelstahlgewebe tritt ganzjährig Luft in die Fassade ein und durchströmt sie geschossweise. Mit dieser Konstruktion machen sich die Architekten den leichten Wind zunutze, der an diesem Standort wegen der Nähe zum Fluss stetig weht.

Nach Angaben der Architekten erzeugt das Bürogebäude selbst 75% der benötigten Energie. Die Beheizung erfolgt durch Biomasse in Form von Holzpellets und Olivenkernen der lokal wachsenden Olivenbäume. -cr

Bautafel

Architekten: RLA Ruiz-Larrea y Asociados, Madrid
Projektbeteiligte: Cesar Ruiz-Larrea Cangas, Antonio Gómez Gutiérrez, Eduardo A. Prieto González, Hernán Bugueño Rubio, Elena Pascual Montes, Macario Iglesias Carbonell, Gorka Álvarez Ugalde, Enrique Gª de la Rasilla Pedruelo, Inmaculada Morgado Baca, Miguel Díaz Martín-Herradón, David Palomar Aguilar, Jaime Llosa Palomares, Francisco Rica Marina, Susana Calvo Pascual (Planungsteam); NB 35, Sevilla (Tragwerksplanung); Aster, Sevilla (Gebäudetechnik); Sistemas TDM (Kooperationspartner Fassade)
Bauherr: Agencia Andaluza de la Energia
Fertigstellung: 2013
Standort: Isla de la Cartuja, Sevilla
Bildnachweis: Jesús Granada, Sevilla

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