Alte Mensa Oberwiesenfeld in München

Flächendeckene Sprinkleranlage und spezielle Anschlussdetails

Anlässlich der 20. Olympischen Sommerspiele 1972 in München entwickelten die Architekten Werner Wirsing und Günther Eckert gemeinsam eine studentische Wohnanlage in Oberwiesenfeld, die während der Spiele als Olympisches Dorf der Frauen genutzt wurde. Zur Verpflegung der Sportler bzw. Studierenden entstand der einprägsame Bau einer Mensa nach Plänen von Günther Eckert. Die sogenannte Alte Mensa dient heute vor allem als Gemeinschaftszentrum mit ganz unterschiedlichen Nutzungen für über 2.000 Studenten aus der Nachbarschaft. 2009 erhielten die Münchner Muck Petzet Architekten den Auftrag zur Sanierung des unter Ensembleschutz stehenden Gebäudes, das heutigen Anforderungen in Bezug auf Brandschutz, Energieverbrauch und technische Gebäudeausrüstung nicht entsprach.

Die Westfassade während der Bauarbeiten: Sanierung der tragenden Betonstruktur
Nordfassade nach der Sanierung
Alle Fassaden wurde vollständig erneuert

In enger Zusammenarbeit mit den Fassadenplanern R + R Fuchs sowie den Statikern Sailer Stepan und Partner, die bereits mit der Tragwerksplanung des Bestands betraut waren, ließen Muck Petzet Architekten das äußere Bild des dreigeschossigen Flachbaus wieder herstellen. Den markanten oberen Abschluss bildet ein filigranes stählernes Stabtragwerk unter einem weit auskragenden Dach. Seine außen liegende Tragstruktur aus Stahlbetonfertigteilen macht die Grundrissorganisation mit internen „Straßen“ als Verbindungswegen flexibel. Innen wurde das Gebäude entkernt und neu strukturiert. Die Architekten führten Raumbereiche zusammen und ergänzten sie: Nun liegen im Süden die Betreuungseinrichtungen für Kinder, das Beratungszentrum und die studentische Selbstverwaltung. Die interne Verwaltung des Studentenwerks ist im Norden angeordnet, während sich in der Mitte Gastronomie, eine Diskothek, ein Veranstaltungs- und ein Lesesaal befinden.

Die Fassaden wurden komplett durch eine Sonderkonstruktion erneuert, die sich weitestgehend an den Originalprofilen und -querschnitten der 1970er-Jahre orientiert. Die tragende Betonstruktur wurde saniert. Über neue Treppenhäuser und Aufzüge ist das Gebäude nun auf allen Ebenen barrierefrei begehbar. Die inneren Straßen erhielten eine einheitliche Farbgebung in „Olympia-Hellblau". Die Architekten zielten insgesamt auf die Herstellung eines „idealisierten Originalzustands", bei dem die Änderungen als solche nicht ablesbar sein sollen, da sie aus dem Vorhandenen, der Sprache des Gebäudes und seiner Entstehungszeit entwickelt wurden. Sie ließen bestehende abgehängte Decken und störende Einbauten späterer Jahre entfernen, sodass die Installationsführung nun sichtbar ist und die Ästhetik der offenen Dachkonstruktion fortsetzt.

Im Detail waren viele Sonderkonstruktionen und Abstimmungen mit dem Denkmalamt nötig. Ein neuer außen liegender Sonnenschutz ist in eingefahrenem Zustand unsichtbar integriert. Wärmebrücken und Durchdringungspunkte konnten mit Spezialkonstruktionen kompensiert, zum Teil notwendige zusätzliche Dämmungen nach innen verlagert werden. Ein neues Leitsystem unterstützt die Nutzer bei der Orientierung am und in dem komplexen, recht unübersichtlichen Gebäude.

Brandschutz
Der mangelhafte Brandschutz war ein Hauptgrund für die umfassende Modernisierung der Alten Mensa. Das Brandschutzkonzept umfasst insbesondere Kompensierungsmaßnahmen für erhebliche bauliche Mängel, die sich nicht beseitigen ließen. Einige Nutzungen wurden verlagert und zusätzlich notwendige Treppen geschaffen. Die Versammlungsstätten und die gastronomischen Nutzungen konnten voll erhalten bleiben – obwohl der obere Abschluss mit dem Raumfachwerk aus Stahl der Feuerwiderstandsklasse F0 entspricht. Hier waren spezielle Anschlüsse der Brandwände an die Dachkonstruktion sowie der Einbau selbsttragender GK-Konstruktionen im Treppenhaus unterhalb des Dachs notwendig (siehe Abb. 30). Das gesamte Gemeinschaftszentrum einschließlich der außen liegenden Tragkonstruktion ist mit einer Sprinkleranlage ausgestattet. Die Entrauchung der Versammlungsstätte erfolgt teilweise über die Lüftungsanlage; zusätzlich wurden Dachventilatoren eingebaut und elektrisch betriebene Zuluftöffnungen für die Fassade entwickelt.

Bautafel

Architekten: Muck Petzet Architekten, München (Sanierung); Günther Eckert (†), München (Bestandsgebäude)
Projektbeteiligte:
Architekturbüro Köhler, München (Bauleitung); Sailer Stepan und Partner, München (Tragwerksplanung); R + R Fuchs, Ingenieurbüro für Fassadentechnik, München (Fassadenplanung); Ingenieure Süd, München (Bauphysik); Sylvie Krüger (Textildesign); Kersken + Kirchner, München (Brandschutz); Mero, Würzburg (Hersteller Stahltragwerk)
Bauherr:
Studentenwerk München
Standort: Helene-Mayer-Ring 9A, 80809 München
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: © Muck Petzet Architekten, München

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