Akustische Galerie in der Staatsoper Berlin

Größeres Raumvolumen für längere Nachhallzeit

Ein Lifting im wahrsten Sinn des Wortes hat die Berliner Staatsoper Unter den Linden erfahren. Im Rahmen einer Generalinstandsetzung nach Plänen des Architekturbüros HG Merz wurde das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert modernisiert, saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Ziele der hochkomplexen Bauaufgabe bestanden darin, den Komfort für die Besucher zu erhöhen, die Abläufe der Besucher und auf der Bühne zu optimieren sowie vor allem die Akustik im neobarocken Zuschauersaal der Oper zu verbessern.

Die vom Architekturbüro HG Merz geplanten Maßnahmen galten vor allem der Verbesserung der Akustik im Zuschauersaal
Unter weitestgehender Wahrung der baulichen Gestalt wurde das Raumvolumen des neobarocken Zuschauerrsaals um 50 Prozent vergrößert
Für die erforderliche Vergrößerung des Raumvolumens wurde die Saaldecke um fünf Meter angehoben und oberhalb des dritten Rangs eine Nachhallgalerie geschaffen

Da die Akustik maßgeblich vom Raumvolumen abhängt, weil sie einen direkten Einfluss auf die Nachhallzeit hat, entschieden sich die Planer für eine Vergrößerung des Saals um 50 Prozent. Dabei sollte die bauliche Gestalt in der Fassung von Richard Paulick aus den 1950er-Jahren weitestgehend gewahrt bleiben. Um dies zu erreichen, wurde die Saaldecke um fünf Meter angehoben sowie der vorderste Bereich der Theaterbühne, das Proszenium, verlängert. Als Ergebnis entstand oberhalb des dritten Rangs eine Nachhallgalerie, die unter Ausnutzung der historischen Dachgeometrie den Raum erweitert und die gewünschte Resonanz mit einer längeren Nachhallzeit von 1,6 statt vorher 1,1 Sekunden bewirkt.

Die entstandene Lücke zwischen oberstem Rang und Decke ist mit einer elfenbeinfarbenen, gewölbten Netzkonstruktion aus glasfaserverstärkten Keramikelementen verkleidet, deren rautenförmige Öffnungen den Schall passieren lassen. Die selbsttragenden Elemente wurden in die gewünschte Form gegossen und erfüllen alle Brandschutzanforderungen. Das Muster greift auf das Paulick'sche Gestaltungsrepertoire zurück, fügt sich optisch in den Zuschauersaal ein und setzt sich zugleich stilistisch von den historisierenden Ornamenten der Gesimse, Säulen und Brüstungen ab.

Zu den Bauaufgaben zählten auch die Sanierung des unterirdischen, 115 Meter langen Verbindungsbauwerks vom Opernhaus zum Intendanzgebäude und der – ebenfalls unterirdisch verbundene – Neubau eines Probenzentrums für Ballett, Chor und Orchester auf dem Gelände des ehemaligen Magazins. Eine Raum-in-Raum-Konstruktion entkoppelt die Probesäle akustisch von der Umgebung, was insbesondere bei Orchesterproben notwendig ist.

Architekten: HG Merz, Berlin / Stuttgart

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