Akademie für Internationale Zusammenarbeit in Bonn

Lichter modularer Holzbau mit CO2-freiem Gebäudebetrieb

Ähnlich dem Prinzip eines Schwarms sind die Module der Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) in Bonn-Röttgen zusammengefügt. Die gestaffelten Außenwände des Holzskelettbaus und die kleinteilige, zum Himmel geöffnete Dachlandschaft sorgen für eine gute Einbindung des ausgedehnten Gebäudekomplexes in die Landschaft. Die Darmstädter Architekten Waechter + Waechter entwarfen das zweigeschossige Bauwerk, in dem Personen für Auslandseinsätze geschult werden.

Die Darmstädter Architekten Waechter + Waechter entwarfen das zweigeschossige Bauwerk, dessen im Grundriss zumeist quadratischen Module wie Cluster um zwei Innenhöfe gruppiert sind.
Die gestaffelten Außenwände des Holzskelettbaus und seine kleinteilige, zum Himmel geöffnete Dachlandschaft sorgen für die gute Einbindung des ausgedehnten Gebäudekomplexes.
Die großen Fenster im Obergeschoss treten hinter vertikalen Holzlatten zurück.

In dem Seminar- und Trainingszentrum sind die im Grundriss zumeist quadratischen Module wie Cluster um zwei Innenhöfe gruppiert. Der Eingang befindet sich im schmalen Mittelteil. Spitzwinkelige Oberlichter krönen das Gebäude, dessen große Fenster im Obergeschoss hinter vertikalen Holzlatten zurücktreten. Eher wie ein Pavillon fügt es sich harmonisch in die Umgebung am Rande des Naturschutzgebietes Kottenforst. Im Westen rücken die Wohnhäuser durch Vorgärten von der Straße ab. Gegenüber im Nordosten bietet ein Bestandsbau aus dem späten 20. Jahrhundert der Akademie weitere Räume.

Netzartiger Grundriss, kaleidoskopartige Dachlandschaft

Wie ein Netz ist der Grundriss angelegt: Er basiert auf einem Raster aus Flächen von 5,25 x 5,25 m und Randzonen mit Einheiten von 3,50 x 5,25 m. Unebenheiten des Geländes im Übergang zum Gebäude sind durch Rampen überbrückt. Die allseitig großen Verglasungen und zahlreichen Oberlichter in der kaleidoskopartig aufgefalteten Dachlandschaft machen die Umgebung erfahrbar und sorgen für Lehrräume, die von Tageslicht erfüllt sind.

Das Untergeschoss ist ein massiver Betonbau, der die Technik- und Nebenräume sowie eine Tiefgarage beherbergt. Erd- und Obergeschoss sind in Holzbauweise errichtet. Der nördliche Eingang führt in das über beide Etagen offene Foyer mit Café. Zwei Treppenaufgänge erschließen das Obergeschoss. Rund um die Höfe sind kommunikative Zonen und Seminarräume angeordnet. Regale zonieren das offene Raumgefüge, dazwischen entstehen Lerninseln zu verschiedenen Themenbereichen. Vielfache Sichtbezüge, auch zwischen den Etagen, erleichtern die Orientierung. Das gemeinsame Lernen und Arbeiten soll hier ebenso möglich sein wie selbstständige Tätigkeiten.

Nachhaltig Bauen: CO2-frei betriebener Holzelementbau

Das modular konzipierte Gebäude vereint unter der markanten Dachkonstruktion verschiedene Schulungsbereiche. Kennzeichnend sind die Wärme regulierende Holzlamellenfassade und ein CO2-neutraler Gebäudebetrieb. Die beiden Stockwerke sind als Holzskelett mit vorelementierten Hohlkastenelementen auf dem massiven Untergeschoss errichtet. Die Glasfassade im Erdgeschoss ist von außen durch Screens vor zuviel Sonne geschützt. Den Fenstern im Obergeschoss sind vertikale Lärchenholzlamellen vorgesetzt, auf der Innenseite dienen Vorhänge als Blend- und Sonnenschutz.

Für die Module der Dachkonstruktion sind jeweils zwei asymmetrische Hohlkastenelemente wie Flügel zusammengefügt. Durch ihre Neigung entsteht eine Öffnung übereck, deren höchsten Punkt ein geneigtes Stahlrohr stützt. In den dreieckigen Flächen dazwischen sind öffenbare Fenster. Die Decken bestehen ebenfalls aus Hohlkastenelementen mit einer oberen und unteren tragenden Beplankung aus Dreischichtplatten. Sie sind eingehängt auf einem Rost aus hölzernen Unterzügen. Die Sichtholzoberflächen sind weiß lasiert; eine akustisch wirksame Lochung sorgt für die notwendige Schallabsorption.

Hohe Flexibilität, passive Solarnutzung und effiziente Anlagentechnik

Holzstützen in Kreuzform ermöglichen einen einfachen Anschluss flexibler Trennwandsysteme. Ein Teil der Stützen ist so ausgebildet, dass sich die Entwässerung der Dachflächen integrieren lässt. Um eine maximale Flexibilität zu erzielen, sind die Trennwände zwischen den Seminarräumen nichttragend in Leichtbauweise konzipiert. Unverrückbare Infrastruktur, also Aufzug, Sanitärräume und Vertikalschächte, sind in Kernen zusammengefasst und brandschutztechnisch abgetrennt.

Das Holz fungiert als klimaschonender Wärmespeicher und dämmt das Gebäude. Damit ließen sich die Heizkosten minimieren. Bei den vorgefertigten Elementen wurde auf eine formaldehydarme Verklebung geachtet, die raumseitigen Dreischichtplatten sind frei von Formaldehyd. Die Gebäudestruktur ermöglicht eine hohe Variabilität und funktioniert damit auf lange Sicht. Für das Energiekonzept wurden bauliche (passive) Maßnahmen mit einer effizienten Anlagentechnik kombiniert: dazu gehören eine Blockheizkraft-Werkanlage, eine Wärmepumpe mit Erdwärmesondenfeld (Jahreszeitenpendelspeicher) und eine Absorptionskältemaschine.

Der geschliffene Terrazzo-Betonboden dient als Speichermasse zur Bauteilaktivierung. Der Estrich mit integrierter Fußbodenheizung und -kühlung sorgt in den Winter- und Sommermonaten für ein angenehmes Raumklima. Dreifach verglaste Fenster ermöglichen die passive Solarnutzung. Sämtliche Maßnahmen führten zu einer DGNB-Zertifizierung des Gebäudes in Gold.

Bautafel

Architekten: Waechter + Waechter Architekten, Darmstadt
Projektbeteiligte:
ap88 Architekten, Heidelberg (Partnerschaft LPH 6 bis 9); Grossmann Bau, Rosenheim (Holzbau); merz kley partner, Dornbirn (Tragwerk); HL-Technik Engineering, München (TGA); Müller-BBM, München (Bauphysik, Akustik); BPK Fire Safety Consultans, Düsseldorf (Brandschutz); Landschaftsarchitektur und Ökologie Angela Bezzenberger, Darmstadt, (Freianlagen); Riehl Bauermann Landschaftsarchitekten, Kassel (Freianlagen LP 6-9)
Bauherren: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bonn
Fertigstellung:
2017
Standort: In der Wehrhecke 1, 53125 Bonn-Röttgen
Bildnachweis: Thilo Ross Fotografie, Heidelberg

Fachwissen zum Thema

Der Heizwärmebedarf eines Gebäudes lässt sich beispielsweise durch den Einsatz regenerativer Energien wie Solarthermie und Photovoltaik verringern.

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Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

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Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

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In einer Lebenszyklusanalyse wird die ganze Lebensdauer des Gebäudes, die Bauphase, die Nutzungsphase mit möglichen Umnutzungen sowie Abriss und Entsorgung berücksichtigt, und es kann der Beitrag der Bauprodukte zur Energieeffizienz oder zu weiteren Aspekten nachhaltiger Bewirtschaftung eines Gebäudes dargestellt werden.

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