Gemeindehaus der Evangelisch-Ref. Kirchgemeinde Würenlos
Holzbau mit natürlich verwitterndem Kupferdach
Gallerie
Würenlos ist eine knapp 6.000 Einwohner zählende Gemeinde in
Aargau nahe der Grenze zum Nachbarkanton Zürich. Die dortige
Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde wollte sich 2011
angesichts veränderter Raumbedürfnisse baulich vergrößern und
lud zu einem Wettbewerb für ihr neues Gemeindehaus ein. Die
Züricher Architekten Oliver Menzi und Philippe Bürgler platzierten
den Neubau in das Friedhofsgeviert, setzten ihn zwischen die
bestehenden Grabfelder und entwickelten eine Kubatur, die die
bestehende Kirche harmonisch ergänzt – und konnten mit diesem
Entwurf den Wettbewerb für sich entscheiden.
Eine Baumaßnahme inmitten eines so sensiblen Kontextes verlangt
eine behutsame Planung und Ausführung sowie die Einbeziehung und
das Wohlwollen der Gemeindemitglieder. Vor Beginn der Baumaßnahmen
wurden darum die Überreste von 60 bereits aufgelösten Gräbern
sorgsam exhumiert und in ein Gemeinschaftsgrab umgebettet.
Es sich nicht leicht gemacht zu haben hat sich gelohnt: Das neue
Gemeindehaus am Eingang zum Friedhof direkt hinter der niedrigen
Mauer ist an dieser Stelle, nah bei der Kirche und zwischen den
Grabfeldern, nicht nur eine wichtige funktionale Ergänzung, sondern
auch eine wichtige bauliche und räumliche. Anderhalbgeschossig, im
Grundriss fast quadratisch und mit einer eigenwilligen Kontur der
Trauflinie steht es wie selbstverständlich leicht versetzt vor dem
Kirchenbau, der im Jahr 1937, dem Gründungsjahr der Gemeinde, unter
schwierigen Bedingungen entstanden und alles andere als dominierend
stattlich ist.
Mit der Silhouette und Farbigkeit des Neubaus nehmen die
Architekten engen Bezug zur Kirche, mit der Materialität und
Konstruktion aber geben sie dem Gebäude einen sehr eigenständigen
Ausdruck. Die Fassade besteht aus hellem Holz, das einem
natürlichen Verwitterungs- und Alterungsprozess unterworfen ist und
sein Aussehen im Laufe der Zeit verändert. Nach dem selben
Kriterium ist auch das Dachmaterial Kupfer gewählt worden, das
schon nach wenigen Monaten nicht mehr rötlich glänzt,
sondern – wie gewünscht – ungleichmäßig stumpf und dunkel
angelaufen ist. Das Gemeindehaus ist aber nicht nur mit Holz
verkleidet, sondern mit Ausnahme des Untergeschosses auch
vollständig aus Holz konstruiert. Im Werk vorproduzierte
Holzbauelemente ermöglichten für die oberirdischen Gebäudeteile,
nach der vergleichsweise aufwändigen Gründung, eine extrem kurze
Bauzeit von nur wenigen Tagen.
Der Zugang in das Gemeindehaus liegt dem Ensemblegedanken folgend
nicht an der Straße, sondern rückseitig der Kirche zugewandt. Der
Eingang ist als tiefer Gebäudeeinschnitt deutlich betont und führt
im Hausinnern in eine zentrale Diele, um die herum das Pfarramt,
die Diakonie, ein Sekretariat und ein Besprechungsraum gruppiert
sind. Eine einläufige Treppe und ein Fahrstuhl führen aus der Diele
hinauf ins Dachgeschoss mit einem großen lang gestreckten und einem
kleineren Veranstaltungs- oder Versammlungsraum.
Dach
Das Kupferdach ist bei aller Eigenwilligkeit der Gesamtform
eigentlich ein Satteldach und nimmt mit seiner Neigung und
Proportion engen Bezug auf dieselbe Dachform des Kirchenschiffs und
auf die örtlichen Giebeldächer insgesamt. Straßenseitig durchbricht
ein kubisch ausgebildeter Zwerchgiebel mit getreppter Kontur und
Flachdächern die Trauflinie und erweitert das Volumen des großen
Versammlungsraums im Dachgeschoss. Auf der gegenüberliegenden Seite
zum Friedhof ist der Bereich mit dem Besprechungsraum nur
eingeschossig ausgebildet; sein Pultdach
schließt in einem flacheren Winkel direkt an das Satteldach an. Der
Eingangsbereich hingegen ist zwerchgiebelähnlich überhöht –
zugunsten des kleinen Versammlungsraums im Dachgeschoss – und
entsprechend mäandrierend ist auch hier der Verlauf der Trauflinie.
Das ursprünglich unbewitterte Kupferblech der Dachhaut legt sich
scharfkantig und ohne nennenswerten Überstand über die
unregelmäßige Dachgeometrie mit ihren kubischen Aufbauten.
Dachaufbau (von außen nach innen):
- Kupferblech unbewittert (Stehfalzeindeckung) 50 mm
- Rohschalung Holz 25 mm
- Konterlattung/Hinterlüftung 27 mm
- Unterdachfolie
- Weichfaserplatte 35 mm
- Sparren (mit Steinwolle ausgedämmt) 60 x 260 mm
- Dampfbremse
- Lattenrost (mit Steinwolle ausgedämmt) 40 x 60 mm
- Gipskarton 12,5 mm
Bautafel
Architekten: Menzi Bürgler Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Reto Brawand, Zürich (Bauleitung), Schaerholzbau, Altbüron (Holzbau)
Bauherr: Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Würenlos
Fertigstellung: 2013
Standort: Würenlos, Schweiz
Bildnachweis: Rasmus Norlander, Zürich