Wohnanlage Mühlweg in Wien
Passivhäuser in Holzmischbauweise
Die Wohnanlage am Mühlweg besteht aus vier freistehenden Gebäuden, die um eine Grünanlage angeordnet sind. Die kompakten, vierstöckigen Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss sind Teil einer größeren, in Holzbauweise errichteten Wohnanlage nahe dem Marchfeldkanal. Der Entwurf stammt von den Bregenzer Architekten Helmut Dietrich und Much Untertrifaller.
Gallerie
Die Gebäude nehmen 70 geförderte Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern auf, die Größen der Wohnungen variieren zwischen 59 und 117 m². Die Gesamtwohnfläche liegt bei 6.800 m². Alle Apartments verfügen über private Freiräume wie Terrassen, Loggien oder Balkone. Im Erdgeschoss eines Gebäudes befindet sich eine Wohngruppe für acht Jugendliche des ersten Wiener SOS-Kinderdorfs.
Dass Holz in Wien wieder im mehrgeschossigen Wohnungsbau als Baumaterial eingesetzt werden kann, wurde durch eine im Jahr 2001 umgesetzte Novellierung der Wiener Bauordnung möglich gemacht. Brandsichere Werkstoffe und Verschalungen sowie strenge Vorschriften für die Verlegung von Kabeln gewährleisten seither auch bei Holzhäusern höchste Brandsicherheit. Als eines der ersten Projekte nach dieser Novellierung der Bauordnung wurde das Holz- und Holzmischbau-Projekt Mühlweg realisiert.
Im Gegensatz zur weitverbreiteten Holzständerbauweise wurde bei diesem Projekt Holz in Form massiver Platten und Scheiben aus Brettsperrholz verwendet, sogenanntem Kreuzlagenholz. (KLH wird aus kreuzweise übereinander gestapelten und miteinander verleimten Fichtenbrettern hergestellt.) Sie bilden um das in Stahlbeton ausgeführte Treppenhaus die Tragstruktur. Aus Brandschutzgründen mussten die massiven Platten und Scheiben allerdings zusätzlich mit Gipsfaserplatten verkleidet werden. Die Hauptvorteile dieser Bauweise liegen in der einfachen Qualitätssicherung und der schnellen Montage. Die Fassade wurde elementweise im Werk hergestellt; Fenster, Dämmung und Grundputz konnten vor Ort montiert werden, was sich insbesondere auf die Qualität der Dichtungsebene positiv auswirkte. Auf der Baustelle reichten fünf Tage Bauzeit aus, um den Rohbau regendicht zu machen. Durch den Deckputz wirkt der Baukörper massiv, nur die angehängten Loggien und das Staffelgeschoss sind sichtbar aus Holz.
Wärmedämmung
Die Wohnhausanlage ist mittlerweile das sechste fertiggestellte
Passivhausprojekt in Wien, das mit Unterstützung
durch städtische Fördermittel errichtet wurde. Die vier Gebäude
stellen jedoch einen neuen, innovativen Gebäudetypus dar, denn mit
ihnen wurden die ersten großvolumigen Passivhäuser in
Holzmischbauweise realisiert. Die dafür notwendigen
Forschungsarbeiten sind im Rahmen der Programmlinie Haus der
Zukunft vom österreichischen Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie unterstützt worden. Das Ministerium
fördert so nachhaltige Entwicklungen im Bereich Bauen und
Wohnen.
Der Heizwärmebedarf der Gebäude liegt, entsprechend der Passivhausanforderungen, bei nur etwa 15 kWh/m²a. Erreicht wurde dies durch eine wärmebrückenfreie Konstruktion, Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasungen mit hoch dämmenden Rahmen und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Solarkollektoren dienen zur Unterstützung der Warmwasserbereitung. Die Holzfaserdämmung, die im Werk in die vorgefertigten Elemente eingebaut wurde, musste an einigen Stellen mit einer Vakuumdämmung kombiniert werden. So gewährleisten auch geringere Querschnitte eine passivhaustaugliche Dämmwirkung.
Bautafel
Architekten: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Bauträger Austria Immobilien, Wien (Bauträger), KLH Massivholz, Katsch an der Mur (Holzbau)
Bauherr: Wohnservice Wien, Wien
Fertigstellung: 2006
Standort: Mühlweg, Wien
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wohnservice Wien
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