Wohnhaus in Ihlow
Wohnhaus mit Wärmedämmziegeln und Systemdach
Zwischen dichten Laub- und Obstbäumen ragt ein längliches, flaches Haus hervor einem grauen, wie aufgeblasen wirkendem Dach. Ein leuchtend grüne Gestänge lugt zwischen den Blättern hervor. Bei näherem Hinsehen entpuppt es sich als Pergola, die grünen Fassungen der Fenster erscheinen und die Textur der gemauerten Wände zeichnet sich im cremefarbenen Putz ab. Die Architektur, bei der industrielle Elemente und farbige Details aufeinandertreffen, erinnert an die vielen im Selbstbau errichteten Lauben – die Datschen – die in den Gärten Ostdeutschlands und Osteuropas stehen. Vielleicht hatten das junge Architekturbüro AG8 und Yana Kyuchukova eben jene Orte vor Augen, als sie das 2022 fertiggestellte Wohnhaus in Ihlow entwarfen.
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Eine Tonne zwischen Obst- und Laubbäumen
Eine der Leitideen der Arbeitsgemeinschaft war, einen zentralen Raum zu schaffen, der als Mittelpunkt des Familienlebens dienen kann. Das Resultat ist eine offene Wohnhalle mit integrierter Küche, die das Herzstück des Hauses bildet. Große Fenstertüren, nach Norden und Süden ausgerichtet, schaffen eine enge Verbindung zwischen dem Innenraum und dem umgebenden Garten. Südlich liegt schließlich auch die Terrasse mit der grünen Pergola.
Der Innenraum ist stützenfrei dank des auf den Längsseiten lagernden, weit spannenden Bogendachs. Zwischen Eingangsbereich, Küchenzeile und Bad wurde ein Abstellraum in den Grundriss geschoben. In der Raummitte bildet der schwarzen, zylindrische Ofen einen visuellen Anker. Dies sind die einzigen Zonierungselemente. An den West- und Ostenden der Halle schließen je zwei privatere Zimmer an – drei Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer – denen jeweils ein Bad zugeordnet ist.
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Sichtbar einfach
Das Hauses in Ihlow zeichnet sich durch seine einfache Konstruktion aus: Die Wände wurden monolithisch, sprich einschalig, errichtet, mit ungefüllten Poroton-Ziegeln. Ursprünglich erwogen AG8, das Mauerwerk im natürlichen Zustand zu belassen, um den rohen Charme der Architektur zu betonen. Letztlich entschiedenen sich die Architekt*innen aber zugunsten der Dichtigkeit für eine Verschlämmung der Außenwände mit Luftkalk. Im Innenraum blieben die Wandflächen hingegen unverputzt. Über den Stürzen der Innenwände füllen Holzplatten die Wand bis zum Deckengewölbe auf. Grüne Stahlbauteile und die metallenen Schalenelemente des Dachs fallen als Details ins Auge. Im Wohnraum findet sich versiegelter Estrichboden, in den Privaträumen wurde Linoleum ausgelegt.
Das häufig in industriellen Bauten wie Produktionshallen, Tankstellen oder Autohäusern verwendete Systemdach soll sich in den architektonischen Kontext des Ortes einfügen. Zugleich ist es eine kostengünstige und zeitsparende Alternative zu anderen Dachkonstruktionen. Die Zugseile an der Unterseite der Elemente dienen nicht nur der Statik, sondern auch als Aufhängung für die Deckenleuchten. Durch die effiziente Nutzung einfacherer Materialien beliefen sich die Baukosten gerade einmal auf 285.000 Euro brutto.
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Dämmstoffe: Einschalige Wandkonstruktion und Sandwichelementdach
Zwei verschiedene Dämmsysteme kamen zum Einsatz, um trotz der konstruktiven Einfachheit eine optimale Energieeffizienz zu gewährleisten. Für die Außenwände wurden Poroton-Planziegel gewählt mit einem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λ von 0,09 W/mK.
Mit einer Baubreite von 610 mm und einer Spannweite von 7,82 m
ließ sich durch das zweischalige Bogendach der große Innenraum
kostengünstig herstellen. Die 1,45 mm dicken Stahlbelche der
Sandwichelemente sind verzinkt und
polyesterbeschichtet. Dazwischen befindet sich eine 180 mm starke
Schicht Steinwolle. Die Elemente weisen standardmäßig
einen U-Wert von 0,2 W/m2K auf.
Bautafel
Architektur: AG8 Architektur und Yana Kyuchukova, Berlin
Projektbeteiligte: Peneder, Atzbach (Dach); Wienerberger, Hannover (Mauerwerk); Baumit (Schlämme Mauerwerk); EstriCon, Wandlitz (Estrich); Tarkett (Bodenbelag); Forbo (Bodenbelag); Peneder, Atzbach (Hersteller Systemdach); Rockwool, Gladbeck (Hersteller Steinwolle im Systemdach); Wienerberger, Hannover (Hersteller Poroton-Planziegel)
Bauherr*in: privat
Standort: Oberbarnim OT Ihlow
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Jasper Schulte (Fotos); AG8 Architektur (Baustellenfotos, Pläne)
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