Studentenwohnheim Hainbase in Hannover
Revitalisierung eines ehemaligen Industriegebietes
Im Norden von Hannover erstreckt sich der Stadtteil Hainholz als Bindeglied zwischen Zentrum und Peripherie. Ursprünglich industriell geprägt, wird er seit über 20 Jahren im Rahmen des Bund-Länder-Programms für Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf neu ausgerichtet und zu einem gemischten Wohnquartier umgenutzt. Einen prägenden Abschluss des Quartiers bildet nordwestlich zwischen Schulenburger Landstraße und Voltmerstraße der 2021 errichtete Neubau nach Plänen des Architekturbüros Max Dudler.
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Als prägnanter städtischer Baustein soll sich das Studentenwohnheim Hainbase (Homebase – Hainholz) in das generationsübergreifende Konzept des gemischten Quartiers eingliedern und zu seiner Revitalisierung beitragen. Mit einem 13-geschossigen Turm und einem östlich anschließenden Gebäuderiegel wird das Studentenhaus als urbaner Knotenpunkt definiert und bricht aus der niedrig bebauten Umgebung heraus. Der Übergang des markanten Höhenunterschiedes gelingt über eine Abstufung der Kubatur auf die Traufhöhe des unmittelbar anliegenden Nachbargebäudes und das Ausbilden einer deutlichen Fuge zu dessen Walmdach. Das anschließende Gebäude beherbergt ein Seniorenwohnheim und unterstreicht das Leitbild des belebten Wohn- und Begegnungsorts unterschiedlicher Generationen.
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Fassade mit historischem Bezug
Aufgrund des historisch industriellen Kontextes des Grundstücks
– als ehemaliges Gelände des Metallbauherstellers Sorst –
nehmen die Neubauten Bezug auf sichtbare Fragmente der
Vergangenheit und würdigen das überbleibende Denkmal „Marinebau“
aus dem Jahr 1927. Eine dunkelrote Klinkerfassade, ganz im Stil der
typisch norddeutschen Backsteinarchitektur, soll diese Assoziation
herstellen. Die Fassadenkonstruktion ist zweischalig und besteht
aus Betonfertigteilen und einer Kombination aus Vollstein-Klinker
und Riemchen. Neben dem atmosphärischen Bild spielte bei der
Entscheidung der Architekturschaffenden die Dauerhaftigkeit der
Baumaterialien eine wesentliche Rolle.
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Während die Außenwände zweischalig hergestellt wurden, ließen die Planer*innen die prägnanten Sohlbänke und Gesimse als vorgefertigte Betonbauteile mit eingearbeiteten Klinkerriemchen herstellen. Um lange Transportwege und eine damit verbundene zusätzliche CO₂-Belastung zu verhindern, sollen die Steine aus regional entnommener Tonerde gefertigt sein. Die im Läuferverband verlegten Ziegelsteine inszenieren das Gebäude als modernen Bau mit traditionellem Charme. Das strenge Öffnungsraster der Fassade wird mittels abgeschrägter Laibungsnischen gelockert. Dies sorgt für ein rhythmisches Licht- und Schattenspiel. An Brandwänden und anderen geschlossenen Fassadenflächen setzt sich das stringente Ordnungssystem als Relief fort: Die Struktur entsteht allein aus der Form und Anordnung der Mauerwerkssteine.
Private Rückzugsorte und Gemeinschaftsräume
Auf einer Bruttogrundfläche von 10.000 m² bietet die Hainbase rund 240 Wohneinheiten – darunter Einzel- und Doppelapartments – mit Flächen zwischen 20 und 44 Quadratmetern. Als private Rückzugsorte sind die Wohnungen mit allen für den eigenen Haushalt notwendigen Einrichtungen ausgestattet; Bad und Küche sind kompakt und effizient untergebracht. Weil soziale Nachhaltigkeit ein erklärtes Ziel der Planung war, haben die Bewohner*innen neben ihren eigenen Wohneinheiten die Möglichkeit, in Gemeinschaftsbereichen wie Koch-, Lern- oder Waschräumen Kontakte zu knüpfen und sich an gemeinsamen Aktivitäten und Veranstaltungen zu beteiligen.
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Für alle nutzbar sind die Lobby, eine Terrasse und ein
Veranstaltungsraum: Hier gibt es Spiele und verschiedene
Aufenthaltszonen. Die Dachterrasse ist als klarer Einschnitt in den
Baukörper ablesbar und bietet weite Ausblicke in die Umgebung. Sie
ist ein Ort der Vielfalt und für soziales Miteinander, verknüpft
verschiedene Bereiche und Funktionen.
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Auch energetisch werden Nachhaltigkeitsstandards beachtet. So
benötigt das Gebäude bei einem Transmissionswärmeverlust von 70
Prozent nur 55 Prozent der Primärenergie eines konventionellen Gebäudes. Die
Beheizung erfolgt über Fernwärme. Die großzügigen, bodentiefen
Fenster- und Türelemente sorgen durch ausreichende natürliche
Belichtung für einen geringen Stromverbrauch. In anthrazitfarbenen,
filigranen Rahmen sind sie optisch zurückgenommen. Trotz der
schlanken Ansicht werden die je nach Lärmpegelbereich variierenden
Schallschutzanforderungen durch die Ausbildung von Kastenfenstern
oder den Einbau schallabsorbierender Laibungen erfüllt.
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Effiziente Baustellenplanung
Um den Bauprozess zu beschleunigen, entschied sich das Büro Max Dudler für den Einbau vorgefertigter Sanitärzellen. In Abstimmung mit der Baustellenplanung wurden diese geschossweise geliefert und montiert. Angesichts unregelmäßiger Deckenhöhen erwies sich der Einbau der Zellen als anspruchsvoll. Wie bei den meisten vorgefertigten Bauteilen erwies sich die Vorgehensweise jedoch als effizient in Bezug auf die Einsparung von Arbeitsschritten auf der Baustelle und eine vereinfachte Koordinierung der Gewerke. Ein Unterschied ist bei den Fertigbädern nicht zu sehen. -sm
Bautafel
Architektur: Max Dudler, Berlin
Projektbeteiligte: Wienerberger, Hannover (Ziegelhersteller, Produkt: Terca Strangpressklinker Elia); STB Albert, Steyerberg (Stahlbeton-Fertigteile); Thannheiser, Neustadt am Ribge (Fassadenbauer); Frabo Projektleitung, Nienstädt (Fensterbauer); Tairos, Wittenberge (Vorgefertigte Bäder)
Bauherrschaft: Aragon Immoproject, Hannover
Fertigstellung: 2021
Standort: Schulenburger Landstraße 114, 30165 Hannover-Hainholz
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin; Max Dudler, Berlin
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