Gemeindehaus in Riedlingen
Neugestaltung und Ergänzung eines 70er-Jahre-Baus
Ein Haus der katholischen Gemeinde in Riedlingen von 1972 war bautechnisch überholt und bot zu wenig Platz. Ein Abriss wurde in Erwägung gezogen, um neue und separat zugängliche Jugend- und Erwachsenenbereiche zu schaffen. Den 2004 dazu ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Architekt Peter Krebs mit einem Konzept, das den Bestand als Ausgangspunkt einer Neugestaltung mit zusätzlichen Räumen zur Grundlage hatte.
Gallerie
So wurden entlang einer stark befahrenen Straße im Süden ein Saal und mehrere Gruppenräume für Erwachsene ergänzt. Konstruiert sind sie aus einfachen, weiß verputzten Wandscheiben, deren Stellung die polygonale Form des Bestands neu interpretiert. Der Neubau ist als eigenständiger Baukörper ablesbar, bindet aber den Altbau integrativ in das Ensemble ein. Zudem fasst er den Straßenraum, schirmt gleichzeitig dort hin ab und schafft einen Innenhof, über den die Erschließung erfolgt. Dieser Hof ist an drei Seiten geschützt, dient als offener Gemeinschaftsraum und wertet so das gesamte Ensemble auf. Im Sommer können hier Gemeindefeste stattfinden. Auch der teilbare Saal orientiert sich zum Hof, um die Räume untereinander zu vernetzen.
Der Saal als prägender und wichtigster Raum ist höher als die anderen Baukörper. Im Nordwesten orientieren sich drei fünfeckige Jugendräume zum rückwärtigen Freibereich, in einem niedrigen Zwischentrakt liegen Neben- und Wirtschaftsräume sowie der Eingang zum Erwachsenenbereich.
Ziel dieser Erweiterung war die Schaffung eines markanten Ortes für die Gemeinde mit sparsamen Mitteln; einladende Innen- und Außenräume für vielfältige Aktivitäten sollten entstehen. Dafür ganz wesentlich ist die Tageslichtführung im Gebäude. So wird zum Beispiel das neue Foyer über eine ausgestellte Wandscheibe belichtet, so dass indirektes, weiches Licht entsteht. Diese Wand gewährleistet jedoch nicht nur eine blendfreie Belichtung, sondern schützt auch vor dem Straßenlärm bzw. leitet die Besucher in den großen Saal. Lichttechnisch werden harte Kontraste vermieden, die innen und außen verputzten und mit mineralischer Farbe weiß gestrichenen Wände ergeben einen hellen Eindruck. Zusätzlich schaffen Holzoberflächen im Inneren eine warme Atmosphäre. Die klare Raumwirkung wird von reduzierten Details unterstützt.
Nachhaltig Bauen
Die Erstellung eines Energiekonzeptes war Teil der Aufgabenstellung
des vorangegangenen Architektenwettbewerbs. Dabei stand es den
Teilnehmern frei, den Bestand ganz oder teilweise zu nutzen und
energetisch anzupassen oder abzureißen und durch einen Neubau zu
ersetzen. Durch den Erhalt der Bausubstanz zeigte sich das
Siegerkonzept bereits im Ansatz als ressourcenschonend.
Insgesamt wirkt sich der um 14% verringerte Fensteranteil günstig auf die Energiebilanz des Gebäudes aus und vermindert die Transmissionswärmeverluste. Die Außenwände des Bestands wurden mit einem Wärmedämmverbundsystem und mineralischem Putz den neuen Anforderungen angepasst und mit dem Neubau über die hellen Putzflächen zu einer Einheit verbunden. Die Anforderungen der EnEV 2007 wurden deutlich unterschritten. Eine gezielte Steuerung des Tageslichts ermöglichte die Minimierung des Verglasungsanteils, aber auch eine Reduzierung des Kunstlichts.
Schwerpunkt des Energiekonzepts ist die Wärmeversorgung durch
eine Holzpelletsheizung (48 KW), für die nicht mehr benötigte
Kellerräume zur Lagerung für die Holzpellets
weitergenutzt werden. Geplant und vorbereitet, bisher aber nicht
umgesetzt ist der Einbau einer Photovoltaik-Anlage auf dem
Dach. -us
Bautafel
Architekt: Peter Krebs, Karlsruhe
Projektbeteiligte: Ingenieurpartnerschaft ip5, Karlsruhe (Energieplanung)
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde Riedlingen, Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fertigstellung: 2007
Standort: Ziegelhüttenstr. 39, Riedlingen/Donau
Bildnachweis: Peter Krebs, Karlsruhe
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