Hütte am Steinsfjord in Norderhov
Scheitholzkamin als Dreh- und Angelpunkt
Die eigene Hütte am Fjord ist für viele Norweger eine Selbstverständlichkeit. Viel Platz muss sie nicht bieten, auch nicht viel Komfort, dafür ein geschützter Rückzugsort sein, der den Blick hinaus auf's Wasser ermöglicht. Eine bemerkenswerte Lösung für diese Entwurfsaufgabe haben die vier Architekten vom Atelier Oslo gefunden. Für ein Grundstück im Wald von Krokskogen außerhalb von Norderhov, einer Gemeinde der südnorwegischen Stadt Hønefoss, planten sie eine Hütte, die wie ein vierflügeliges Windrad um den schwarzen Schlot eines zentralen Kamins herum zu rotieren scheint, um dann doch in der Position zu verharren, die den Räumen die beste Aussicht auf den Steinsfjord beschert.
Gallerie
Der von außen kantig dunkle Baukörper, der durch die schuppige Steinplattenverkleidung gut getarnt ist und windgeschützte, knappe Außenbereiche ausbildet, ist im Inneren erstaunlich licht und geräumig. Hier wird aus der Figur des Kreuzes ein einziger zusammenhängender Raum mit vier nur leicht voneinander separierten Bereichen ohne jede Trennwand. Sanft gekurvt und in Holz ausgekleidet folgt der Raum mit lang gezogenen Sitzstufen dem ansteigenden Hang und ändert dadurch seine Höhe von recht niedrig im hinteren Schlafbereich zu deutlich höher vorn, wo gekocht, gegessen und gewohnt wird und wo große Fensteröffnungen wie weit aufgerissene Augen auf den Fjord ausgerichtet sind.
Die Außenwände und das Dach sind durchgängig mit 20 mm starken Basaltsteinplatten verkleidet und zwar in einer Art und Weise, wie man in Norwegen üblicherweise mit Holzschindeln verfährt: mit durchlaufenden horizontalen Überlappungen. Im Inneren sind die gekurvten Wände und Decken mit 4 mm dünnem Birkensperrholz auf einer Unterkonstruktion aus Brettschichtholz passgenau ausgekleidet. In den Fels gebohrte Stahlstangen und ein kleines Betonfundament unter der Feuerstelle sorgen für die stabile Position der Hütte am recht steilen Hang. Die Holzbauteile sind CNC-gefräst und vorfabriziert. Dies erleichterte einerseits den Aufbau mitten im Wald und gewährleistete andererseits perfekt ineinandergreifende Elemente mit unsichtbaren Verbindungen ohne merkliche Fugen. Darin fügen sich die großen Fensteröffnungen ohne störende Übergänge: Rundum eingelassene Blendrahmen und minimal dimensionierte Profile erweitern den knappen Innenraum in die umgebende Landschaft hinaus.
Heizung
Zentrales Element der Hütte ist der mittig positionierte, leicht in
den Boden eingelassene Scheitholzkamin, der mit seinem in der Decke
verschwindenden Abzug wirkt wie ein kultiviertes Lagerfeuer. Er
besitzt eine zylindrische Verglasung, die von jeder Stelle im Raum
den freien Blick auf das Flammenspiel erlaubt. Um Brandflecken auf
dem sonst überall ausgelegten, sechseckigen Stirnholzparkett aus
Birke zu verhindern, wechselt der Bodenbelag rund um die
Feuerstelle in sechseckige Marmorfliesen.
Der Kamin ist die einzige Wärmequelle
im Haus. Er ist schnell angeheizt und sorgt ebenso schnell für
behagliche Temperaturen und eine wohnliche Atmosphäre. Die von ihm
abgegebene Strahlungswärme wird als besonders angenehm empfunden
und trocknet die Luft weniger aus als Konvektionswärme.
Bautafel
Architekten: Atelier Oslo, Oslo
Projektbeteiligte: Ole Morten Braathen, Oslo (Tragwerksplanung), Rolf Evensen und Fredrik Eng, Oslo (Innengestaltung), Aps / Kåre Wærnes, Larvik (Fenster); Moelven Limtre, Moelv (Holzbau); Byggmester Bård Bredesen, Jevnaker (Bauausführung)
Bauherr: privat
Standort: Norderhov, Hønefoss, Norwegen
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Lars Petter Pettersen und Jonas Adolfsen, Atelier Oslo
Fachwissen zum Thema
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de