Kragkuppelbauten
Vorw. v. Horst Bredekamp
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2012
384 Seiten, 5 farbige Abbildungen, 1.500 Schwarz-Weiß-Abbildungen,
Format: 25 cm, gebunden
Preis: 48,00 EUR
ISBN 3863351002
Der einfachen, aber faszinierenden Bauform der Kragkuppelbauten
hat der Verlag der Buchhandlung Walther König nun ein
großformatiges schönes Buch gewidmet. Darin präsentiert die
Wuppertaler Künstlerin Renate Löbbecke eine einzigartige
fotografische Sammlung von Kragkuppelbauten aus über 15
Ländern.
Mit der Kragkuppel fand man bereits im 5. Jahrtausend vor unserer
Zeitrechnung eine Möglichkeit für Überdachungen, so etwa von
Grabkammern. Doch auch für andere Bauten kam die Konstruktion aus
Steinen zum Einsatz, die in vielen Regionen der Welt mehr als genug
vorhanden sind, für Hütten und anderen nützlichen Strukturen in
Trockenbauweise. Eher wenig beachtet wurde bislang die Tatsache,
dass diese Bauweise im 18. Jahrhundert in unterschiedlichen Teilen
der Welt eine Renaissance erlebte, von der vermutet wird, dass sie
zumindest in Europa von der zunehmenden Holzknappheit begründet
war. So begann man in so weit voneinander entfernten Gegenden wie
Island, Malta, Griechenland oder Irland erneut mit dem Bau von
Kragkuppelbauten, meist für die landwirtschaftliche Nutzung, etwa
als Ställe oder als Feldhütten.
Renate Löbbecke, die sich diesem Phänomen in 25-jähriger Arbeit
widmete, dokumentiert nun in ihrem Buch erstmals umfassend Hunderte
Kragkuppelbauten in Europa, aber auch in Nordafrika und im
arabischen Raum. Alle abgebildeten Bauten sind verortet und für den
Kunst- und Architekturinteressierten auf seinen Reisen auffindbar.
So entstand eine Sammlung auch unter ökologischen Gesichtspunkten
sehr beeindruckender Zweckbauten, unter denen nicht nur die
bekannten süditalienischen Trulli über starke ästhetische
Qualitäten verfügen. Alle im Buch aufgeführten Kragkuppelbauten
wurden von Löbbecke fotografiert, teilweise in Zeichnungen
festgehalten und werden jeweils kurz in ihrem Zustand oder ihrer
Besonderheit charakterisiert.
Somit kann man sich Horst Bredekamp in seinem Vorwort einerseits
vorbehaltslos anschließen, der feststellte: „Hier liegt ein Werk
vor, das auf großartige Weise ein Grundmotiv allen Bauens zu
erschließen versteht." Andererseits kann die schiere Masse an
Bauten, welche auf Dauer dann doch keine besonders großen
Unterschiede aufweisen, bei weniger engagierten Liebhabern der
Bauweise doch zu leichten Ermüdungserscheinungen führen. Dies
vielleicht umso mehr, als auch die spannende Frage, wieso das
Phänomen der Kragkuppelbauten tatsächlich relativ gleichzeitig in
recht weit voneinander entfernten Gegenden auftauchte,
unbeantwortet bleibt. Dies tut aber der Fleißarbeit der sammelnden
Künstlerin letztendlich keinen Abbruch: In dieser Sache sind nun
die (Bau-)Historiker gefragt.