Bauen in den Alpen
Klimavernünftige Architektur zwischen Ljubljana und Nizza
Edition Hochparterre, Zürich 2021
202 Seiten
Preis: 39 EUR
ISBN 978-3-909928-65-1
Seit Beginn der Besiedlung der Alpen war das Bauen dort eine besondere Herausforderung: Extreme Witterungsbedingungen und unwegsames Gelände erschweren nicht nur die Logistik beim Bauen selbst, sondern stellen auch spezifische Anforderungen an Baumaterial und Konstruktionsweise. Dementsprechend hat sich über Jahrhunderte hinweg eine traditionelle alpine Architektur entwickelt, für die die Verwendung regionaler Baustoffe wie Holz und Granit, aber auch architektonischer Elemente wie steile Satteldächer, kleine Fensteröffnungen und große Dachüberstände charakteristisch waren. Auch heute noch ist das Bauen in den Alpen eine Gratwanderung, wenn man die traditionelle Bauweise in eine moderne Architektursprache übersetzen will, die zugleich ästhetisch und nachhaltig ist.
Beispielhafte Projekte wie das gelingen kann, sind in dem Buch Bauen in den Alpen. Klimavernünftige Architektur zwischen Ljubljana und Nizza versammelt. Von Köbi Gantenbein herausgegeben und 2021 bei Edition Hochparterre erschienen, zieht der ansprechend gestaltete Band auf gut 200 Seiten eine Bilanz aus zehn Jahren Architekturpreis „Constructive Alps“, dem Wettbewerb zum klimavernünftigen Bauen und Sanieren in den Alpen (siehe Surftipps).
In dem Wettbewerb zeichnet eine sechsköpfige internationale Jury Bauobjekte und Sanierungen aus, die in vorbildlicher Weise für eine nachhaltige Architektur in den Alpen stehen. Dabei ist die Zielsetzung, den bedachten Umgang mit dem Klima, der Landschaft und der Baukultur bekannt zu machen. Der Preis wird seit 2011 gemeinsam vom Schweizer Bundesamt für Raumentwicklung ARE und dem Fürstentum Liechtenstein verliehen. Am Anfang standen Energieeffizienz und umweltschonende Baumaterialien im Vordergrund. Da ein nachhaltiges Gebäude aber mehr leisten muss, hat sich „Constructive Alps“ in der Folge weiterer Themen angenommen, beispielsweise der Frage, wie ein Bau seinen Außenraum prägt oder wie ein Gebäude das baukulturelle Erbe in der Region weiterentwickelt.
Bei den im Buch vorgestellten Bauwerken handelt es sich sowohl um Sanierungen als auch um Neubauten; Einzelhäuser wie auch ganze Gebäudeensembles sind vertreten. Dabei finden sich unterschiedlichste Gebäudetypen und -nutzungen, wie etwa die Erweiterung eines Forstwerkhofes in Liechtenstein, ein in dörflicher Gemeinschaftsarbeit entstandenes Stadion im graubündener Schluein, ein Seniorenwohnheim im oberbayerischen Schechen oder auch ein Holzhochhaus in Grenoble.
Von einer beispielhaften Wiederbelebung dörflicher Strukturen zeugt die Renaissance des Dorfes Valendas im Kanton Graubünden. Hier wurde Schritt für Schritt alte Bausubstanz zu neuem Leben erweckt und mit einer neuen Siedlung ergänzt. Auch die renovierte Mitte des Dorfes Krumbach in Vorarlberg, bei dem die Gemeinde die Zersiedelung stoppte und unter anderem ein neues Gemeindehaus und ein neues Pfarrrhaus erbaute, zeugt davon, wie man Leben in einstige Schlafdörfer bringen kann.
Alle Bauwerke werden mittels Texten, Fotos von Hans Danuser und Plänen vorgestellt. Abgerundet und ergänzt werden diese durch Essays von Gion A. Caminada, Paolo Cognetti, Köbi Gantenbein, Asa S. Hendry, Benjamin Quaderer und Uroš Zupan.