Fliesen aus Kuhdung
Holy Shit
Die 3.500 Kühe des italienischen Landwirts Gianantonio Locatelli
produzieren 50 Tonnen Milch am Tag – und 150 Tonnen Dung. Aus der
Milch wird Grana Padano-Hartkäse hergestellt, aus dem Dung
Merdacotta, ein Material, das zu Geschirr, Pflanzgefäßen und
Fliesen
weiterverarbeitet wird.
Gallerie
Bevor aus dem Kuhmist nützliche Gebrauchsgegenstände entstehen, wird aus ihm in einer Biogasanlage Methan erzeugt, das in einem Blockheizkraftwerk in bis zu drei Megawatt Strom pro Stunde verwandelt wird. Die im Kühlwasser des Kraftwerks enthaltene Wärme nutzt Locatelli, um Hof und Ställe zu heizen. Was vom Dung schließlich in der Biogasanlage übrig bleibt, wird als Dünger verkauft oder zu den eingangs erwähnten Produkten verarbeitet.
Bei der Entwicklung des Materials half der Architekt Luca Cipelletti. Die geruchlosen Reste der Kuhausscheidungen werden dafür mit Lehm vermischt. Dazu werden der Rohmasse weitere namentlich nicht genannte Abfallprodukte des Bauernhofs beigefügt. Die handgefertigten Merdacotta-Fliesen sind eine Neuinterpretation der klassischen toskanischen Terrakottafliesen, die heute als echtes Kunsthandwerk kaum noch zu finden sind, da die Produktion fast ausschließlich industriell erfolgt.
Die aus Merdacotta gefertigten Fliesen zeichnet eine einfache Ursprünglichkeit auf. Sie besitzen einen warmen rötlichen Farbton und sind in zwei Formaten erhältlich: als Hexagon mit einer Kantenlänge von 8,5 cm und einem Gewicht von 1,5 kg und als Quadrat mit einer Kantenlänge von 30 cm bei einem Gewicht von 4,5 kg. Sie können innen und außen, als Wand- oder Bodenbelag eingesetzt werden. Erworben werden können die Kuhdungfliesen und -gebrauchsgegenstände u.a. in dem von Gianantonio Locatelli gegründeten Museo della merda in Castelbosco (siehe Surftipps).