Sanierung, Umbau und Erweiterung des Sozialcampus in Linz
Neues Treppenhaus hinter weißem Lochblech
Wohin nur mit Fluchttreppe und Aufzug, zumal in gewachsenem, historischem Umfeld? Vor dieser Frage stehen Architekt*innen oft, wenn sie bei Denkmalsanierungen aktuellen Anforderungen Rechnung tragen müssen. Beim Sozialcampus der Diözese Linz haben Grabner Konrad Architektinnen aus Graz Aufzug und Treppe in eine rückwärtige Giebelverlängerung integriert. Dabei handelt es nicht etwa um ein zusätzliches Stiegenhaus, sondern um Ersatz für das bisherige im Gebäudeinneren.
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In der kleinteiligen, dicht bebauten Linzer Innenstadt, direkt nordöstlich neben dem Mariendom gelegen, befindet sich der Sozialcampus. Beratungsbüros und ein Caritas-Laden sind in einem kleinen zweigeschossigen Haus mit L-förmigem Grundriss und weißer Putzfassade untergebracht, das im Laufe der Zeit schon mehrere Veränderungen erfahren hatte. Der kompaktere, giebelständige Teil von 1835 hatte Ende des 19. Jahrhunderts einen seitlichen, traufständigen Anbau erhalten. In den 1980er Jahren wurde dieser, im Zuge einer Sanierung, mit Schaufensterauslagen zur Straße geöffnet.
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Neues im Bestand
40 Jahre später sollten nun ohne wesentliche Veränderungen an der Kubatur und durch eine Verkleinerung der Lagerflächen zusätzliche Nutzungen integriert werden. Gewünscht waren vor allem ein Proberaum für den Domchor in Obergeschoss und ein Notenarchiv im Dachraum. Dazu wurde das Gebäudeinnere grundlegend neu organisiert und die Erschließung in die rückwärtige, rund vier Meter tiefe Erweiterung verlagert, die die Kontur des giebelständigen Ursprungsbauteils aufnimmt.
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Textil wirkende Bleche
Der Anbau wurde als Stahlkonstruktion mit weißgrau gefassten Rechteckprofilrohren realisiert. Die Hülle besteht aus ebenfalls weißgrauen Lochblechen, deren unterschiedlich breiten, lamellenartigen Faltungen formal an eine stehend montierte Stülpschalung erinnern mag. Durch die Perforation mit unterschiedlich großen Löchern mutet die Hülle allerdings geradezu textil an und lässt wohl eher an den rhythmischen Faltenwurf feinmaschiger Stores denken.
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Obwohl der Anbau durchaus eine körperhafte Wirkung entfaltet, entsteht gegen das Licht – tagsüber von innen nach außen und nachts von außen in das beleuchtete Treppenhaus hinein – eine mehr transparente als transluzente Wirkung. Einzelne, große Öffnungen mit Einscheibenverglasungen erlauben zudem an einigen Stellen gänzlich ungefilterte Aus- und Einblicke.
Bautafel
Architekten: grabner I konrad architektinnen, Graz
Projektbeteiligte: DI Weilhartner, Ried/Pfaffstätten (Tragwerksplanung), Planbau Wellisch, Linz (Kostenplanung, Ausschreibung, Bauleitung, Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan)
Bauherr: Diözesane Immobilien-Stiftung DIS, Linz
Fertigstellung: 2022
Standort: Baumbachstraße 3, 4020 Linz, Österreich
Bildnachweis:Gregor Graf, Linz (Fotos); grabner I konrad architektinnen, Graz (PLäne)
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