Meisterhaus Muche/Schlemmer in Dessau
Nicht-rekonstruierende Sanierung
Die Meisterhäuser, konzipiert als Wohndomizile und Ateliers für die Lehrenden des Bauhauses, dienen seit März 2002 dem Designzentrum Sachsen-Anhalt und der Stiftung Bauhaus Dessau zu Ausstellungszwecken. Mit der Renovierung des Doppelhauses Muche/Schlemmer an der Ebertallee 65/67 befinden sich alle heute noch erhaltenen Meisterhäuser in einem renovierten Zustand. In den voran gegangenen Jahren wurden bereits die allein stehende Doppelhaushälfte Feininger und das Doppelhaus Kandinsky/Klee saniert. Die Direktorenvilla Gropius und die Doppelhaushälfte Moholy-Nagy sind seit 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Gallerie
Das Haus Muche/Schlemmer wurde zwei Mal im Laufe der Geschichte
einschneidend umgestaltet: Zum ersten Mal geschah dies aus
ideologischen Gründen Ende der 1930er Jahre. Man zerstörte die
großen Atelierverglasungen, veränderte die Volumina und baute das
Doppelhaus zu Wohnzwecken für Beschäftigte der Dessauer
Rüstungsindustrie um. Bei der zweiten Umgestaltung Anfang der
1960er Jahren wurden das Gebäude mit Schornsteinen an den
Außenwänden ausgestattet um Einzelöfen betreiben zu können und ein
bräunlicher Spritzputz aufgetragen.
Bei dem Meisterhaus Muche/Schlemmer sollten als
denkmaltheoretischer Ansatz auch die Spuren der Nutzungsgeschichte
erhalten bleiben. Während die äußere Gestalt des Hauses wieder in
den Zustand der Erbauungszeit versetzt wurde, blieben im Inneren
die Spuren der Geschichte ablesbar: So sind zum Beispiel Heizkörper
aus der DDR-Zeit sowie etwa 75 Prozent des bauzeitlichen
Außenputzes erhalten. Die Architekten haben in Zusammenarbeit mit
den Denkmalpflegern eine nicht-rekonstruierende Sanierung
angestrebt.
Viele bauhauszeitliche Ausbauelemente waren noch vorhanden: So z.B.
Teile des Linoleumbelags, die gestanzten und geprägten Lochbleche
in den Fensterbänken oder auch originale Einbauschränke, die
aufgearbeitet wurden. Fenster und Außentüren mussten jedoch
erneuert werden, da diese entweder nicht mehr funktionsfähig waren
oder nicht den geltenden Sicherheitsanforderungen entsprachen. Die
die Verglasungen der 1939 entfernten großflächigen Treppenhaus- und
Atelierfenster stellten die Architekten in Größe, Teilung und
Körperausprägung gemäß den historischen Vorbildern wieder her. Die
Detailausbildung wurde aufgrund fehlender Belege durch Überprüfung
und Verfeinerung an einem Musterstück festgelegt.
Die Beschläge und Griffe sind ebenso wie Schalter und Steckdosen
des Gebäudes mit neuen Modellen ersetzt worden.
Elektro/Gebäudetechnik
Die Architekten haben die gesamte Haustechnik ausgetauscht, weil
sie entweder nicht mehr funktionsfähig war oder den
Sicherheitsbestimmungen nicht genügte. Durch die Öffnung der
bauzeitlichen Wandkanäle konnten die Heizungsleitungen
ausgewechselt und neue Stark- und Schwachstromleitungen verlegt
werden. Neue Anschlussdosen und Meldeeinrichtungen wurden direkt
neben den Trassen angebracht. Auf neue Deckenbeleuchtung für die
Nutzung der Häuser Muche/Schlemmer als Ausstellungsgebäude wurde
verzichtet, da das Einschlitzen des Deckenputzes zu vermeiden war;
ansonsten sind die Erfordernisse an die Beleuchtung einer
Ausstellungsfläche mit Stehleuchten realisiert.
Die Projektbeteiligten überprüften die vorhanden Installationen und
installierten neue Schalter in den Räumen mit vorhandener
Deckenbeleuchtung. Die neuen Abdeckungen der Schalter sind aus
Glas, während die darunter liegenden Abdeckplatten im Farbton der
jeweiligen Wand gestaltet sind; lediglich der weiße Drehknebel
tritt als Element hervor.
Bautafel
Architekten: Walter Gropius (Bau 1925/26); Winfried Brenne Architekten, Berlin (Umbau 2002)
Projektbeteiligte: Atelier Peter Schöne, Halle/Saale (Restauratorische Putzarbeiten); Heinz Herzog, Dessau-Kleutsch (Maler-/Lackiererarbeiten); Neumann & Zimmermann, Dessau (Tischler-/Beschlagsarbeiten); Fuchs & Girke, Ottendorf-Okrilla (Metallbauarbeiten); Schülers Fußbodentechnik, Dessau (Bodenbelag); Elektro-Schüttensack, Dessau (Elektroarbeiten); Berker, Schalksmühle (Schalter)
Eigentümerin: Stadt Dessau
Bauherr: Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Fertigstellung: 1926, Umbau 2002
Standort: Ebertallee 65/67, Dessau
Bildnachweis: Thomas Wolf, Gotha; A. König, Berlin
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