Grundschule Ernest Lluch in L’Hospitalet de Llobregat
Freiraum und Masse
Luftig wirkt das Grundstück der neuen Ernest-Lluch-Schule im katalanischen L’Hospitalet de Llobregat im Gegensatz zur Nachbarschaft: Stark verdichtet und bebaut ist das Viertel Torrassa, mit bunten städtischen Wohnblöcken, zwischen denen enge Straßen und Gassen mit typisch mediterranem Flair verlaufen. Einen großen Teil des kompakten, rechteckigen Grundstücks nimmt ein geschützter Pausenhof samt Sportanlagen ein. Südlich und westlich ist das Grundstück durch die Nachbarbebauung eingefasst. Das kompakte, dreigeschossige Schulgebäude selbst schmiegt sich an den nördlichen Rand des Baugrunds in Richtung Hauptstraße, nach Osten schließt ein eingeschossiger Flügel den Pausenhof zur angrenzenden autofreien Gasse ab.
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Freiraum und Masse
Der Entwurf für den Neubau stammt von Sumo Arquitectes in Zusammenarbeit mit MIM-Architectes. Deren Planung basierte auf der Maßgabe, trotz die beengten Verhältnisse möglichst viele Freiflächen beizubehalten. Neben dem großen Hof im Zentrum haben Schüler*innen die Möglichkeit, ihre Pausen auf den Dächern der Schule zu verbringen: Im ersten Obergeschoss steht Vorschulklassen ein gebäudebreiter Balkon zur Verfügung, den eine Pergola mit ausfahrbaren Sonnensegeln überspannt. Ältere Kinder können die große Dachterrasse auf dem Hauptgebäude nutzen. Auch hier wurde der Schutz vor der spanischen Sonne im Entwurf bedacht: Eine Photovoltaikanlage fängt die Sonnenenergie ein und spendet zugleich Schatten. Damit nehmen die Freiflächen insgesamt neunzig Prozent der Grundstücksfläche ein.
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Der Haupteingang liegt zwischen dem Riegel und dem Haupthaus im Nordosten; die zwei Zugänge für Anlieferung und Personal befinden sich jeweils an den Ecken des Grundstücks, zwischen Neubau und den Nachbarbauten. Die Klassenräume sind im Hauptgebäude untergebracht: die Räume der Vorschule im ersten, die der Grundschule im zweiten Obergeschoss. Die zweigeschossige Sporthalle nimmt das Untergeschoss und Teile des Parterres ein. Dort finden sich außerdem Verwaltungsräume sowie die Bibliothek. Im eingeschossigen Seitenflügel sind Speisesaal und Küche untergebracht.
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Fassade: Unten Beton, oben Zink
Die Tragkonstruktion besteht aus Beton, der an verschiedenen Stellen auch sichtbar ist. So etwa umlaufend im Sockelbereich: Ein vertikales Brettschalungsmuster und sichtbare Ankerlöcher sorgen für eine raue und changierende Ansicht. Damit korrespondiert die hinterlüftete Fassade aus schmalen graugrünen Zinkblechen mit horizontaler Ausrichtung, die oberhalb des Sockels die gesamte Fassade einhüllt. Die Wärmedämmung liegt dahinter in Holzrahmen, innen schließt die Wandkonstruktion mit Gipskartonplatten ab. Unterstützt wird die Horizontalität der Fassade durch Fensterbänder; diese sind hofseitig mit vorgesetzten Lamellen als Sonnenschutz versehen. Den Riegel hingegen schützen vertikale Lamellen vor zu starker Sonneneinstrahlung – die sich formsprachlich am Geländer des ersten Obergeschosses orientieren.
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Maßnahmen für die Effizienz
Insgesamt hat die Gebäudehülle einen sehr geringen Wärmedurchgangskoeffizienten. Dafür sorgen neben dem mechanischen Sonnenschutz und der Hinterlüftung außerdem die eingesetzten Verglasungen: Isoliergläser mit einer Low-E-Wärmeschutzbeschichtung sorgen für eine niedrige Wärmeabstrahlung und schützen damit vor Überhitzung der Innenräume. Zudem wurden die Klassenräume so angelegt, dass eine Querlüftung möglich ist; dadurch verringert sich der Bedarf an aufwendiger Klimatechnik. Im Sinne der Nachhaltigkeit haben die Beteiligten zudem teilweise recycelte Materialien eingesetzt: Darunter der Bodenbelag im ersten Geschoss, ein Teil des für die Fensterrahmen verwendeten Aluminiums sowie der Kies im Abdichtungssystem im Untergeschoss. Bei neuen Materialien wurde auf einfache Wiederverwendbarkeit geachtet. Die OSB-Holzrahmen der Fassadenkonstruktion bestehen zudem aus zertifiziertem Holz.
Mit diesen Maßnahmen erreicht das Gebäude eine hohe Gesamtenergieeffizienz und damit Niedrigstenergiestandard. Dazu trägt auch die Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 15 kWp bei, die einen Großteil der benötigten Energie selbst erzeugt. -si
Bautafel
Architektur: SUMO Architectes, Barcelona und MIM-Architectes, Barcelona
Projektbeteiligte: Manuel Arguijo y Asociados, Barcelona (Tragwerksplanung); AIA Instalaciones Arquitectónicas, Barcelona (TGA); Dekra, Barcelona (Energiesimulation); Grupnou Arquitectura i Gestió, Barcelona (Bauausführung); CRC Obras y Servicios (Bauunternehmen)
Bauherr*in: Infraestructures.cat / Departament d'Educació Generalitat de Catalunya
Fertigstellung: 2022
Standort: Passatge Colom 19, 08904 L’Hospitalet de Llobregat, Spanien
Bildnachweis: José Hevia; SUMO Architectes
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