Kletterhalle in Villingen-Schwenningen
Brandschutz unter besonderen Bedingungen
Durch den Zusammenschluss von Villingen und Schwenningen wurde
1972 Deutschlands größte Doppelnamengemeide geschaffen. Zwischen
beiden Teilen der baden-württembergischen Stadt, die als
Verwaltungssitz des Schwarzwald-Baar-Kreises fungiert, lädt ein
neuer Komplex Sportlerinnen und Sportler zum Klettern und Bouldern
(Klettern in Absprunghöhe ohne Seil) ein. Anhängern der
Trendsportart stehen im Boulderzentrum Blocwald sowohl
Kletterrouten für Anfänger und Fortgeschrittene als auch Parcours
für Kinder sowie eine Wettkampfwand zur Verfügung.
Gallerie
Die Verwendung verschiedenartiger Fassadenmaterialien
unterstreicht, dass sich der Neubau aus drei Trakten zusammensetzt.
Neben einem Volumen, das in eine Holzfassade aus Weißtanne
gekleidet wurde und außer den Büros der Geschäftsführung,
Veranstaltungsräumen und einem Café auch Umkleiden, Duschen sowie
einen Yoga-Bereich birgt, finden sich die beiden
Klettersäle. Hinter isolierten Sandwichpaneelen, die durch
eine Schicht aus Polyurethan-Hartschaum gedämmt werden, liegt
sowohl eine Halle, die eine lichte Höhe von zehn Metern aufweist
und bei Bedarf durch eine zusätzliche Ebene gegliedert werden
könnte, als auch der sechzehn Meter hohe Kletterturm.
Sowohl als auch: Skelett- und Massivbau
Anders als der 580 Quadratmeter große, zweigeschossige
Servicetrakt, der als Massivbau ausgeführt wurde, sind die beiden
Kletterhallen in Skelettbauweise errichtet worden. Da einerseits
die Lage auf 750 Höhenmetern besondere Schneelasten nahelegt und
die Dach- und Leimbinder der Hallentrakte andererseits Spannweiten
von bis zu 25 Metern überbrücken müssen, wurden die Träger
besonders großzügig dimensioniert. Auch um die Abstimmung zwischen
den verschiedenartigen Gewerken sicherzustellen und zugleich die
termin- wie kostengerechte Fertigstellung zu gewährleisten, wurde
dabei auf die Möglichkeiten des Building Information Modeling (BIM)
zurückgegriffen. Nach einer Bauzeit von nur neun Monaten war das
Projekt fertig gestellt.
Brandschutz: Vermeidung von Fehlalarmen als Herausforderung
Der Idee gemäß, mit der Kletterhalle einen Ort für unbeschwerte Stunden zu schaffen, wünschten die Bauherren eine geschickte Integration der Sicherheitstechnik, die um keinen Preis bestimmend für die Raumwirkung sein sollte. Dabei stellte der Magnesiumstaub, der fortwährend in der Hallenluft liegt, eine besondere Herausforderung dar: Das Pulver (sog. Chalk), das die Kletterer vor schwitzigen und damit glitschigen Händen schützen soll, führt unweigerlich zu Lufttrübungen, die die Detektoren kaum von Rauch und Brandaerosolen unterscheiden können. Für Abhilfe sorgten die Fachplaner von Edwin König Sicherheitstechnik, indem sie das Melderverhalten mittels einer Versuchsbox simulierten, um den Mehrsensormelder in der Folge entsprechend einstellen zu können.
Die zentrale Rolle im anlagetechnischen Brandschutzkonzept nimmt dabei die örtliche Brandmeldeanlage ein: Das System soll nicht allein entstehende Brände frühzeitig erkennen, sondern auch die im Gebäude befindlichen Personen mittels optischer und akustischer Signalgeber warnen. Die Alarmweiterleitung an Notruf- und Serviceleitstelle erfolgt indessen über die zukunftsfähigen Übertragungswege IP/LTE: Während nach der Abschaltung des Mobilfunkstandards 2G auch das Auslaufen von 3G bevorsteht, garantiert LTE (long term evolution) auch über die kommenden Jahren hinweg die Verwendbarkeit des Systems.
Aus dem gleichen Hause wie das Brandmeldesystem stammt auch das
Einbruchmeldesystem. Es detektiert mittels Bewegungsmelder
unerwünschte Eindringlinge bei Abwesenheit und meldet dies
ebenfalls wie das Brandmeldesystem zur schnellen Lokalisierung mit
Meldepunkttext direkt an die Notruf- und Serviceleitstelle weiter.
Mit dem Cryplock RFID-Leser wird scharf- bzw. unscharf geschaltet;
über den gekoppelten digitalen Schließzylinder wurde eine
Zutrittskontrolle realisiert. -ar
Bautafel
Architektur und Generealunternehmung: Brüninghoff, Heiden
Projektbeteiligte: Brüninghoff, Werk Villingen-Schwenningen (Bau- und Fassadenelemente aus Holz); Edwin König Sicherheitstechnik, Balingen-Engstlatt (Brandschutz und Sicherheit); Telenot, Aalen (Brandmelderzentrale hifire 4400; Mehrsensormelder 4400I, Einbruchmelderzentrale Complex400H); SimonsVoss, München (Zutrittskontrolle)
Bauherrschaft: Blocwald, Villingen-Schwenningen
Fertigstellung. 2019
Standort: Am Klosterhof 5, 78052 Villingen-Schwenningen
Bildnachweis: Brüninghoff, Heiden; Thomas Klingel / Edwin König Sicherheitstechnik, Balingen
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