Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin
Beton im Bronzekleid
Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 sind über 3.100 Soldaten und Zivilbeschäftigte im Dienst ums Leben gekommen. Um ihnen in würdiger Form gedenken zu können, hat sich das Bundesverteidigungsministerium ein Ehrenmal an seinem Berliner Dienstsitz errichten lassen. Nach Plänen des Münchener Architekten Andreas Meck entstand ein 250 m² Stahlbetonbau gegenüber des ehemaligen Reichsmarineamtes entlang der Hildebrandstraße. Ganz an die Grundstücksgrenze gerückt, ist das Ehrenmal öffentlich zugänglich, kann aber durch eine Schiebewand zum Ministeriumsgelände hin abgegrenzt werden.
Gallerie
In seiner Konzeption versteht sich der Entwurf, so die Architekten, als „begehbares und räumlich erlebbares Gesamtkunstwerk“. Dies setzten sie mit dem präzisen Einsatz der gewählten Materialien eindrucksvoll um. Wände, Decken und Stützen des 41 m langen, 8 m breiten und 10 m hohen Quaders bestehen aus Stahlbeton, der von einer Bronzehülle umschlossen ist. Deren halbovale Perforierungen sollen an die im Todesfall halbierten Erkennungsmarken der Soldaten erinnern.
Jeweils zehn Betonstützen auf den Längsseiten bilden das Raster
für die im Bereich der Zugänge offenen Fassaden. Im Inneren des
Ehrenmals befindet sich im südlichen Teil der Raum der Stille: die
Cella. Der bis auf ein Oberlicht fensterlose Raum ist komplett in
Schwarz gehalten. Eine höher liegende, geneigte Bodenplatte
unterbricht die strenge Ordnung des Raumes. Auf ihr können Kränze,
Blumen und Erinnerungsstücke abgelegt werden. Erschlossen wird der
Raum entweder durch eine kleine Öffnung von der Hildebrandtstraße
aus oder durch eine größere vom Paradeplatz. Durch ein einfach zu
bedienendes wandartiges Schiebeelement kann die Zugangssituation
verändert werden.
Beton
Stahlbeton in unterschiedlicher Oberflächenbearbeitung und filigran
durchbrochene Bronzeplatten bilden die materielle Grundlage des
Ehrenmals. Hohe Materialgüte und die Präzision in der Verarbeitung
tragen zur würdevollen Atmosphäre des Ehrenmals bei, dessen
Proportionen dem Goldenen Schnitt folgen. Für die gebäudehohen
Betonstützen und Querträger kam heller Sichtbeton
zum Einsatz, der scharfkantig und mit glatter Oberfläche ausgeführt
wurde. Ebenfalls aus Beton ist die erhöhte Betonbodenplatte
gefertigt. Ihre Oberfläche wurde poliert, um das durch die
Bronzehaut einfallende Licht reflektieren zu können.
Die Außenhülle aus Bronzeplatten wurden mittels vormontierter Stahllaschen im Abstand auf die Stahlbetonkonstruktion geschraubt und sind mit einer Spezialschicht überzogen, um eine Oxidation zu verhindern. Das Material weist auf etwas Wertvolles hin und verleiht dem Bauwerk die notwendige Seriosität und Würde. Gleichzeitig harmoniert es in seiner Farbigkeit mit dem Grau der Betonfertigteile, die sämtlich als Sonderanfertigungen hergestellt wurden.
Im Raum der Stille werden in wechselnder Folge die Namen der
Toten für jeweils fünf Sekunden an die Wand projiziert. Dazu
entwickelten die Planer zusammen mit den Ingenieuren vom
Stuttgarter Büro Übele eine Technik, die auf einer Videoprojektion
und der Verwendung von lichtdurchlässigem Beton beruht. Durch eine
Hinterleuchtung leiten die in den Beton eingelegten Glasfasern das
Licht durch den ansonsten blickdichten Werkstoff, so dass der
Name auf der transluzenten Wand erscheint. Für eine gute Lesbarkeit
in Bezug auf das LED-Raster und die Struktur des Betons sorgt die
eigens für das Ehrenmal entwickelte Schrift von Lucas de
Groot.
Bautafel
Architekten: Meck Architekten, München
Projektbeteiligte: Hanns-Martin Römisch, München (Beratung: Militärische Fragen); Bergmeister Kunstschmiede, Ebersberg (Metallgestaltung); Sailer Stepan und Partner, München (Tragwerksplanung); Übele, Stuttgart (Projektionstechnik), Luca de Groot, Berlin (Schriftgestaltung); Emil Hönninger, Eglharting (Betonfertigteile); Florack Bauunternehmung Heinsberg (Transluzenter Beton)
Bauherr: Bundesministerium der Verteidigung, Berlin
Standort: Hildebrandtstraße 6, 10785 Berlin
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Meck Architekten/Florian Holzherr, München; Bundeswehr/Andrea Bienert; Yvonne Kavermann, Berlin
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